Die beiden Essener Mathematiker Hélène Esnault und Eckard Viehweg gehören in diesem Jahre zu den Empfängern des Leibniz-Preises, des höchstdotierten Forschungspreises, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) vergibt. Beide können in den nächsten fünf Jahren in ihren gemeinsamen Projekte 1,55 Millionen Euro investieren - die von der DFG ausgesetzte Preissumme, die flexibel und nach eigenen Bedürfnissen der Forscher eingesetzt werden kann.
Der Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft hat heute (Freitag,
6. Dezember) über die Preisträger im Gottfried Wilhelm Leibniz-Programm für das Jahr 2003 entschieden. Zusammen mit den beiden Mathematikern, die an der Universität Essen Professuren für Algebraische Geometrie vertreten, erhalten neun weitere Wissenschaftler die hoch angesehene Auszeichnung.
Hélène Esnault und Eckart Viehweg arbeiten seit zwanzig Jahren zusammen und haben in dieser Zeit gemeinsam rund 25 substanzielle Veröffentlichungen verfasst, die zentrale Ergebnisse aus der Algebraischen und Arithmetischen Geometrie vorstellen. Die Objekte, mit denen sich Esnault und Viehweg befassen, sind Lösungsmengen von Gleichungen, genauer: die Nullstellengebilde von Polynomen. Einfachstes Beispiel solcher Objekte sind Kurven - wie etwa Kreise oder Geraden - und Flächen - wie die Erdoberfläche -, die überall in der Natur auftreten. Esnault und Viehweg klassifizieren diese Objekte nach ihren Eigenschaften, ein mathematisch höchst anspruchsvolles Problem. Die Stärke ihrer Arbeiten liegt in der Verallgemeinerung klassischer Methoden auf höchst abstrakte Weise, ohne dabei den Bezug zu wichtigen Anwendungen auf klassische Probleme in Differentialgleichungen und Zahlentheorie zu verlieren.
Während ihrer gesamten wissenschaftlichen Laufbahn haben die beiden Mathematik-Professoren ihre Arbeitsmethoden und Interessengebiete beharrlich erweitert, und es gelang ihnen, kontinuierlich zu vielen neuen mathematischen Entdeckungen zu kommen und die Forschung in ihren Fachgebieten mit entscheidenden Impulsen voranzutreiben. Ihr Erfolg und die Anerkennung, die ihre Arbeit gefunden hat, drückt sich auch in ihren vielfältigen wissenschaftlichen Kontakten im In- und Ausland aus, in der Liste ihrer hochrangigen Koautoren und in ihrer Gutachtertätigkeit in der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Humboldt-Stiftung, im französischen Wissenschaftsrat sowie in einigen weiteren Organisationen. Zu den großen Erfolgen der internationalen Zusammenarbeit gehören die Einladungen an zwei Mathematiker aus den Vereinigten Staaten: an den Humboldt-Preisträger Spencer Bloch und den Wolfgang Paul-Preisträger Marc Levine, der sich zur Zeit in Essen aufhält. Esnault und Viehweg sind darüber hinaus sehr engagiert in ihrer Herausgebertätigkeit in mehreren Journalen von hohem Rang.
Die wissenschaftlichen Leistungen von Hélène Esnault und Eckart Viehweg wurden mehrfach international gewürdigt. Esnault erhielt 2001 den renommierten "Paul Doistau-Emile Blutet"-Preis für Mathematik der französischen Académie des Sciences in Paris; beim internationalen Kongress 2002 in Beijing war sie zu einem Vortrag in der Sektion Algebraische Geometrie eingeladen. Ähnliche Vorträge hat Viehweg bereits in früheren Jahren gehalten.
In ihrer gemeinsamen Arbeitsgruppe in Essen haben die beiden Wissenschaftler zwei DFG-Schwerpunkte, zwei Graduiertenkollegs sowie eine von der DFG geförderte Forschergruppe betreut und dabei bewiesen, dass sie eine große Gruppe junger Forscher und Studenten zu erfolgreicher Arbeit führen können.
Hélène Esnault wurde 1953 in Paris geboren. Dort absolvierte sie als Mitglied der "Ecole Normale Supérieure" ihr Mathematikstudium. Nachdem sie in Paris ihre Habilitationsschrift eingereicht hatte, kam sie nach Deutschland und arbeitete - überwiegend als Heisenberg-Stipendiatin - am Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn. Nach Frankreich zurückgekehrt, war sie an der Universität Paris VII tätig. 1990 nahm sie den Ruf auf die C4-Professor für Algebraische Mathematik an der Universität Essen an.
Eckart Viehweg, 1948 in Zwickau/Sachsen geboren, studierte in Heidelberg. 1975 wurde er in Mannheim promoviert; 1980 habilitierte er sich dort. Bis 1982 arbeitete er als Assistent an der Universität Heidelberg, um dann den Ruf auf die C4-Professur für Algebraische Geometrie an der Universität Essen anzunehmen.
In der dreißigjährigen Geschichte der Universität sind mit der Auszeichnung von Esnault und Viehweg zum zweiten Mal Essener Naturwissenschaftler mit dem Leibniz-Forschungspreis ausgezeichnet worden. 1996 hatte der Theoretische Physiker Hans Werner Diehl die Auszeichnung für seine Arbeiten auf dem Gebiet der "feldtheoretischen Analyse der Phasenübergänge an der Oberfläche von kondensierter Materie" erhalten. "Der erneute Zuschlag für Essen, nur wenige Tage nach dem Gewinn des Innovationspreises Ruhrgebiet, ist beeindruckend und zeigt, dass die Essener Naturwissenschaften international absolut konkurrenzfähig sind", freute sich Essens Uni-Rektor Karl-Heinz Jöckel. Ministerpräsident Steinbrück, der der Hochschule im Zusammenhang mit seiner Kritik an ihrem Verhalten im Fusionsprozess erst jüngst die Internationalität aberkannt hatte, sei nun klar widerlegt.
Die feierliche Verleihung der Preise im Gottfried Wilhelm Leibniz-Programm für 2003 findet am 17. Februar 2003 in Berlin statt. Der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Professor Ernst-Ludwig Winnacker, wird die Urkunden
übergeben.
Hinweis: Auf der Internet-Seite http://www.uni-essen.de/pressestelle/fotos finden Sie ein Photo der beiden Essener Preisträger Prof. H. Esnault und Prof. E. Viehweg.
Redaktion: Monika Rögge, Telefon (02 01) 1 83 - 20 85
Weitere Informationen: Prof. Dr. Hélène Esnault, Telefon (02 01) 1 83 - 25 07,
Prof. Dr. Eckart Viehweg, Telefon (02 01) 1 83 - 24 20
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Mathematik, Physik / Astronomie
überregional
Forschungsergebnisse, Personalia
Deutsch
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