Fachhochschule in Emden kooperiert mit holländischem Softwarehaus und ermöglicht den Markteintritt in Deutschland.
Für die drei Studenten Michael Barth, Markus Prigge und Jens Wiechmann war das letzte Semester kein gewöhnliches. Alle drei studieren am Fachbereich Wirtschaft in Emden Internationale Wirtschaftsbeziehungen mit dem Schwerpunkt Finanzmanagement und Controlling. Im letzten Semester tauschten sie den Hörsaal mit dem "Home-Office", wie sie den heimischen Schreibtisch mit Computer und Internetanschluss neudeutsch nennen. Außerdem pendelten sie mehrfach zwischen Emden, Leer und Groningen hin und her. Denn die drei erarbeiteten für das holländische Softwarehaus FINAN eine deutsche Version des Financial Analyzers, eines Programms, das die Jahresplanung vereinfacht, Unternehmen bewerten kann und insbesondere für die Bewertung von Kreditrisiken eingesetzt wird.
FINAN ist in Holland Marktführer für Software zum sogenannten Credit-Rating. Hierunter sind Verfahren zu verstehen, die es einem Kreditgeber auf der Basis von Kennzahlen des Kreditnehmers ermöglichen, die Risiken seines Kredites zu bemessen. Mittlerweile werden in unserem Nachbarland ca. 40% der insgesamt vergebenen Kredite mit Hilfe von FINAN bewertet. Was lag näher, als zu versuchen, das Produkt nunmehr auch in Deutschland zu vermarkten.
Zunächst suchte sich FINAN einen Kooperationspartner in Deutschland und wurde dabei auf die Leeraner Unternehmensgruppe DPW Dr. Popkes und Wolters aufmerksam. DPW ist auf den Gebieten der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Unternehmensberatung und Rechtsberatung tätig. Bei Vorstand Dr. Warner Popkes fiel das Vorhaben sofort auf fruchtbaren Boden: "Mit diesem Produkt können wir sehr viele Anliegen unserer Klienten rasch bedienen. Zudem paßt es hervorragend in unser Angebotsspektrum." Eventuell könnten sogar ganz neue Märkte für die Leeraner Gruppe erschlossen werden, wie der Bereich der Beratung von Finanzdienstleistern.
Zur Umsetzung gründeten die beiden Partner die FINAN Deutschland GmbH mit Sitz in Leer. Mit dieser Gesellschaft soll die langfristige Zusammenarbeit beider Häuser auf ein solides Fundament gestellt werden.
Ein Problem war jedoch, dass es die Software nur in holländisch und englisch gab. Eine deutsche Version musste entwickelt werden. Aus diesem Grunde wandten sich die Unternehmen an den Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule in Emden. Dort war man ebenso begeistert von dem Vorhaben. "Die Fachhochschule profitiert gleich mehrfach von solchen Projekten", führt Prof. Dr. Carsten Wilken aus, der das Projekt leitete. "Zum einen sind wir für unsere praxisorientierte Lehre auf Kontakte zu Unternehmen angewiesen: Wir erfahren, wo Unternehmen der Schuh drückt, und wir erhalten Software, die wir für unsere Ausbildung direkt einsetzen können. Zum anderen erhalten wir über solche Projekte Drittmittel für unseren Fachbereich, die wir in Forschung und Lehre einsetzen können."
Die Projektumsetzung erfolgte durch ein studentisches Team. " Für uns war es zunächst eine Herausforderung und dann eine spannende und sehr aufwendige Geschichte", erläutert Jens Wiechmann, der in Emden und Groningen studiert, und ein Doppeldiplom an beiden Hochschulen anstrebt. Fachlich habe man sehr viel gelernt, zumal man sich selbständig in die Materie einarbeiten müsse. Das Projekt lief überwiegend in Englisch ab, so dass auch sprachlich dazugelernt wurde. Zudem wird auch die Teamfähigkeit gefördert, die in der Praxis ja so besonders hoch bewertet wird. "Auch in unserem Projekt hat es einmal ganz schön geknallt", führt Markus Prigge aus, aber am Ende haben wir uns wieder zusammengerauft. Für Michael Barth stehen demgegenüber eher praktische Belange im Vordergrund: "Studieren, Lernen, einen Schein erwerben und dabei noch Geld verdienen - wo gibt es so etwas schon?" fragt er grinsend.
Für die beteiligten Studenten hat sich das Projekt sogar noch weiter gelohnt: alle drei absolvieren nun ihr Praxissemester bei FINAN in Groningen. Denn ganz fertig ist man noch nicht geworden: " Wir haben nun zwar eine deutsche Übersetzung unseres Programms, aber die Anpassung auf die deutsche Rechnungslegung und andere Besonderheiten in Deutschland muss noch erfolgen", führt Evert Jan Stokking, Geschäftsführer von FINAN aus. Aufgrund der guten Zusammenarbeit habe man sich für den Abschluss eines neuen Projektes mit der Fachhochschule entschieden. Ziel ist es, zum einen eine marktfähige deutsche Version des Programms zu entwickeln. Es geht aber auch darum das Marktumfeld in Deutschland mit wissenschaftlichen Methoden zu analysieren, um für den Markteintritt besser gewappnet zu sein. Hierfür stellt das Land Niedersachsen sogar Fördermittel bereit. Diese Mittel kommen aus dem europäischen Fonds für regionale Entwicklung - EFRE. Der Fonds fördert produktive Investitionen, wirtschaftsnahe Infrastrukturmaßnahmen und Dienstleistungen in kleinen und mittleren Unternehmen
"Wir können mit diesen Mitteln eine ehemalige Studentin unseres Fachbereichs beschäftigen, die die Untersuchungen durchführt", erklärt Prof. Wilken. Viele Unternehmen in der Region wüssten gar nicht, was sich für Kooperationsmöglichkeiten ergeben. Mitunter seien die Kapazitäten jedoch auch begrenzt. Aus diesem Grunde wird an einem Konzept zur Schaffung einer Projektfabrik am Fachbereich Wirtschaft gearbeitet.
Zunächst einmal steht jedoch der Abschluss des ersten Projektes im Vordergrund. "Das war viel mehr Arbeit als wir angenommen haben, denn er Teufel steckt immer im Detail", erklärt Jens Wiechmann. Aber er würde - wie seine Kommilitonen auch - immer wieder solche Projekte machen. "Das ist ja nun wirklich mal was anders, als der Hörsaal." Und wann kann man schon einmal als Student dem Marktführer helfen?
http://www.fh-wilhelmshaven.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Informationstechnik, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Forschungsprojekte, Studium und Lehre
Deutsch
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