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11.12.2002 15:13

Verwaltungsgericht erzwingt Rückübertragung des Langenbeck Virchow Hauses, Pressekonferenz

Dr. med. Silvia Schattenfroh GB Unternehmenskommunikation
Charité-Universitätsmedizin Berlin

    Einladung zur Pressekonferenz
    mit Phototermin

    am 18. Dezember 2002 um 10.30 Uhr
    Ort: Langenbeck-Virchow Haus, Luisenstraße 58/59 in 10 117 Berlin (Mitte)
    2. Stock, Sitzungsraum des Berufsverbandes der Chirurgen

    Anlaß:

    Rechtskräftiges Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin erzwingt Rückübertragung des Langenbeck-Virchow Hauses an die Berliner Medizinische Gesellschaft und die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

    Die Hintergründe und die Bedeutung dieses Urteils nach jahrelangem Rechtsstreit erläutern Ihnen die Herren:

    Professor Dr. Wilhelm Hartel,
    Geschäftsführer der "Langenbeck-Virchow Haus GbR" von Seiten der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie
    Professor Dr. Helmut Kewitz,
    Geschäftsführer der Langenbeck-Virchow-Haus GbR von Seiten der Berliner Medizinischen Gesellschaft
    Professor Dr. Norbert Haas, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie
    Professor Dr. Helmut Hahn, Vorsitzender der Berliner Medizinischen Gesellschaft

    Am 25. November 2002 ist ein Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin rechtskräftig geworden, das das Land Berlin zur Rückübertragung des 1953 enteigneten Langenbeck-Virchow Hauses in der Luisenstraße 58/59 an die Eigentümer, die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie und die Berliner Medizinische Gesellschaft, zwingt.
    Das Gebäude in der Mitte Berlins, neben dem Hochhaus der Charité gelegen, dürfte vor allem ehemaligen Bürgern der DDR noch als erster Sitz der Volkskammer der DDR von 1953 bis 1976 und anschließend über die Wende hinaus als Sitz der Akademie der Künste (Ost) bekannt sein. Seit Mitte der 90ger Jahre wurde das Haus vor allem von der Charité genutzt, gehört indessen der Berliner Medizinischen Gesellschaft (gegr. 1860) und der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (gegr.1872) zu gleichen Teilen. Beide Gesellschaften wollten nach dem englischen Vorbild des College of Surgeons für die Zwecke ihrer Gesellschaften ein eigenes Haus errichten und ehrten in der Namensgebung des Gebäudes zwei herausragende Ärzte und Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts, den Chirurgen Bernhard von Langenbeck und den Pathologen Rudolf Virchow. (x)

    1910 wurde das Grundstück Luisenstraße 58/59 erworben und in den Jahren 1914/15 mit dem bis heute erhaltenen Langenbeck-Virchow Haus bebaut, das zwischen 1915 und 1945 von der intensiv Ärzteschaft genutzt wurde. Sein Herzstück bildete (und bildet) ein großer Hörsaal mit 900 Sitz- und 200 Stehplätzen, zu erreichen über eine Freitreppe. Wandelhallen und zwei kleinere Vortragssäle, eine Bibliothek für 200 000 Bände und ein Lesesaal, Geschäftsräume und Nebengelasse boten Platz und Rahmen für Veranstaltungen und Festlichkeiten. Zur Luisenstraße hin hatte das Haus auf vier Geschossen vermietbare Räume, wodurch notwendige Einnahmen erzielt werden konnten.
    Die Fassade war in Altberliner Putzcharakter gehalten und bezog antike Formen ein mit zwei Risaliten an den Seiten. Darin lag je ein Haupteingang und in der Mitte des Hauses gab es einen weiteren kleinen Zugang. Zwischen dem ersten und zweiten Stockwerk schmückten die Büsten Virchows und von Langenbecks die Fassade.
    Das Anwesen überstand sowohl den Ersten als auch den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschädigt. Veränderungen an der Fassade und im Innern beruhen auf wertmindernden Umbauten nach 1945. Zunächst wurde das Haus von der sowjetischen Besatzung beschlagnahmt, währenddessen die gesamte Inneneinrichtung mit Bibliothek, Bildern und Gestühl verloren ging.

    (Wiedergefunden wurden 1983 elf von ehemals 15 Marmorbüsten berühmter Berliner Ärzte und Zeitgenossen, die in einer Kammer hinter dem Leichenraum in der Chirurgischen Klinik der Charité eingemauert gewesen waren. Sie stehen heute im Konferenzraum A im Erdgeschosses des Charité-Hochhauses, wo sich auch ein Gemälde aus dem Jahr 1872 befindet, das die Gründer der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie darstellt. Über die Rückführung dieser Kunstgegenstände in das Langenbeck-Virchow Haus wird zu sprechen sein.)

    1950 schlossen die beiden wissenschaftlichen Gesellschaften zwar mit der DDR einen Pachtvertrag über fünf Jahre. Tatsächlich aber wurde das Haus schon 1953 entschädigungslos vom Staat enteignet und zu Volkseigentum erklärt.
    Bemühungen ostdeutscher Chirurgen um Rückgabe wurden 1987 von der DDR-Regierung abschlägig beschieden und auch 1994 vom "Landesamt für die Regelung offener Vermögensfragen" abgelehnt. Klagen über mehrere Instanzen bis zum Bundesverwaltungsgericht führten schließlich zum Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts vom 10. September 2002, das am 25 November rechtskräftig geworden ist.
    Die zukünftige Nutzung erfordert vor allem die Renovierung des zur Zeit aus bautechnischen Gründen gesperrten Hörsaals. Der Finanzbedarf dafür wird auf einige Millionen Euro geschätzt. Insgesamt soll das Haus erneut zum Zentrum der deutschen Chirurgie, der medizinischen Wissenschaft und der ärztlichen Praxis werden. Die Eigentümer werden das Haus aber nicht alleine nutzen, es wird Mieter geben, mit der Charité steht ein Kooperations-/Mietvertrag an; die derzeit dort untergebrachte Medizinische Bibliothek der Fakultät soll am Ort bleiben.

    (x) Bernhard von Langenbeck (1810-1887) machte die chirurgische Universitätsklinik in Berlin zum Zentrum der Chirurgie Europas. Er gründete 1848 und leitete bis 1861 die heute noch bestehende Zeitschrift "Langenbecks Archiv für klinische Chirurgie". Auf seine Initiative geht auch die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie im Jahr 1872 zurück, deren Präsident er bis 1885 war.
    Der Pathologe Rudolf Virchow, (1821 bis 1902) Direktor des Pathologischen Instituts der Charité, Begründer der Zellularpathologie, Sozialreformer, Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses und des Deutschen Reichstags, langjähriger Vorsitzender und Ehrenvorsitzender der Berliner Medizinischen Gesellschaft, dürfte weltweit der berühmteste deutsche Mediziner sein. S.Sch.

    Deutsche Gesellschaft für Chirurgie- Luisenstr. 58/59 - 10117 Berlin;
    Telefon: 0048(0)30 28876290 - Telefax: 0049(0)30 28876299
    E-Mail: DGChirurgie@t-online.de -

    Berliner Medizinsche Gesellschaft. Sitz: Luisenstr. 58/59, 10117 Berlin; Geschäftsadresse: c/0 Inst. f. Infektionsmedizin, FB Humanmedizin, FU Berlin, Hindenburgdamm 27, 12203 Berlin, Tel.: (0 30) 84 45 36 02, Fax.: (0 30) 84 45 38 30, e-mail: sekrhahn@zedat.fu-berlin.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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