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12.12.2002 09:00

Die Sammlung Prinzhorn hat einen neuen Leiter

Dr. Annette Tuffs Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

    Dr. Thomas Röske beschäftigt sich seit vielen Jahren wissenschaftlich mit dem Thema "Kunst und Wahnsinn" / Zusätzliche Vorträge und Tagungen geplant

    Die Sammlung Prinzhorn der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg hat einen neuen Leiter. Dr. Thomas Röske ist Nachfolger der kommissarischen Leiterin Dr. Bettina Brand-Claussen. Der Kunsthistoriker beschäftigt sich schon seit langer Zeit wissenschaftlich mit dem Thema Kunst und Wahnsinn und der einzigartigen Prinzhorn-Sammlung. Sie enthält künstlerische Werke und Aufzeichnungen von psychiatrischen Patienten und wurde in den Jahren 1919 bis 1921 von dem Kunsthistoriker und Assistenzarzt der Heidelberger Psychiatrischen Klinik Hans Prinzhorn (1886 -1933) angelegt.

    Vor zwei Jahren hat die Prinzhorn-Sammlung einen umgebauten Pavillon in der Nachbarschaft der Psychiatrischen Universitätsklinik in Heidelberg-Bergheim bezogen. Seitdem konnten in mehreren Ausstellungen die künstlerischen Werke und die Schicksale von Patienten der Öffentlichkeit nahe gebracht werden. Der heutige Bestand umfasst über 5.000 Werke, bestehend aus Zeichnungen, Aquarellen, Briefen, Texten, Notationen, Büchern, Heften, Collagen sowie rund 150 Ölgemälden, 30 textilen Arbeiten und 70 Holzskulpturen. Sie entstanden zwischen 1880 und 1930 und stammen von rund 430 Patienten nicht nur aus dem deutschen Sprachraum, sondern auch aus Italien, Frankreich, Polen und Japan.

    Dr. Thomas Röske wurde1962 in Reinbek bei Hamburg geboren. Von 1981 bis 1986 studierte er an der Universität Hamburg Kunstgeschichte, Musikwissenschaft und Psychologie und promovierte nach seinem Zivildienst an der Rheinischen Landesklinik Langenfeld bei Prof. Dr. Klaus Herding über Hans Prinzhorn. Ein Stipendium der Studienstiftung ermöglichte ihm, Ende 1987 nach Frankfurt am Main zu ziehen und sich ganz dieser Arbeit zu widmen, die er 1991 abschloss (veröffentlicht unter dem Titel "Der Arzt als Künstler. Ästhetik und Psychotherapie bei Hans Prinzhorn", Bielefeld 1995). Nach einem Jahr als Kurator beim Neuen Kunstverein Aschaffenburg wurde er 1993 Assistent am Kunstgeschichtlichen Institut der Johann Wolfgang von Goethe-Universität Frankfurt. Hier baute er zusammen mit Prof. Herding das Graduiertenkolleg "Psychische Energien bildender Kunst" auf. Im Jahr 2000 erhielt Dr. Röske ein Habilitationsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft für das Projekt "Das Individuum im Bild - Die Idee des Selbstausdrucks in Kunst und Kunsttheorie um 1800". Er unterbrach es im Oktober 2001, um für ein Jahr als Kurator an der Sammlung Prinzhorn zu arbeiten.

    Die Sammlung Prinzhorn in ihrem neuen Domizil bietet für Dr. Röske eine doppelte Perspektive: Einerseits kann der weltberühmte Fundus wissenschaftlich bearbeitet und der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Andererseits bietet sich die Sammlung als Forschungseinrichtung an, als ein idealer Ort zum wissenschaftlichen Austausch historischer, medizinischer und sozialwissenschaftlicher Disziplinen über Kunst und Kreativität - zumal sie in die Sektion "Phänomenologische Psychopathologie und Psychotherapie" der Psychiatrischen Universitätsklinik eingebunden ist. Künftig sollen hier nicht nur zwei bis vier Ausstellungen im Jahr stattfinden, sondern auch vermehrt Vorträge, Diskussionen und Tagungen.

    Als künstlerisches Begleitprogramm sind nach wie vor Konzerte, Lesungen und Performances vorgesehen. Außerdem werden einzelne Künstlerinnen und Künstler eingeladen, sich mit den Werken intensiv auseinander zu setzen. Zur Zeit führt die Frankfurter Zeichnerin Dorothee Rocke einen subtilen Dialog mit Blättern von Hyacinth von Wieser und Paul Goesch, zwei "Stars" der Sammlung. Ergebnisse dieser kreativen Konfrontation werden im Frühjahr zu sehen sein.

    Weitere Informationen zur Prinzhorn-Sammlung unter www.prinzhorn.uni-hd.de

    Die Sammlung Prinzhorn ist täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr geöffnet, mittwochs bis 20 Uhr. Öffentliche Führungen finden mittwochs um 18 Uhr und sonntags um 14 Uhr statt. Der Eintritt kostet 2 Euro.

    Bis zum 21.4.2003 ist die Ausstellung "Todesursache: Euthanasie. Verdeckte Morde in der NS-Zeit" zu sehen, in der 19 Patienten der Sammlung vorgestellt werden, die Opfer des nationalsozialistischen Euthanasie-Programms geworden sind. Begleitend findet von Dezember 2002 bis Februar 2003 eine Vortragsreihe statt.


    Weitere Informationen:

    http://www.prinzhorn.uni-hd.de


    Bilder

    Dr. phil. Thomas Röske, der neue Leiter der Sammlung Prinzhorn / Foto: Welker
    Dr. phil. Thomas Röske, der neue Leiter der Sammlung Prinzhorn / Foto: Welker

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Kunst / Design, Medizin, Musik / Theater, Psychologie
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

    Dr. phil. Thomas Röske, der neue Leiter der Sammlung Prinzhorn / Foto: Welker


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