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12.12.2002 11:30

Pressemitteilung der Helmholtz-Gemeinschaft zur Pressekonferenz am 12.12.2002

Kecia Holtzendorff Kommunikation und Außenbeziehungen
Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren

    Pressemitteilung 16/2002

    Reform der Helmholtz-Gemeinschaft: Meilenstein erreicht

    Gutachter bescheinigen Helmholtz-Wissenschaftlern internationale Klasse - Senat beschließt Finanzierungsempfehlungen für die Forschungsbereiche Gesundheit sowie Verkehr und Weltraum

    Berlin, 12.12.2002. Mit den Beschlüssen ihres Senats zu mittelfristigen Finanzierungsempfehlungen für die Forschungsbereiche Gesundheit sowie Verkehr und Weltraum hat die Helmholtz-Gemeinschaft einen Meilenstein auf ihrem Reformkurs erreicht. Die programmorientierte Förderung der Forschung, das Kernstück der Reform der Gemeinschaft, wird auf der Grundlage der Gutachten internationaler Experten in den beiden Forschungsbereichen Gesundheit und Verkehr und Weltraum konsequent umgesetzt. Dabei werden in beiden Forschungsbereichen neue Akzente gesetzt.

    Die Helmholtz-Reform: Mehr Forschung fürs Geld
    Die Reform der Helmholtz-Gemeinschaft ist nach Überzeugung ihrer Mitglieder gerade in der aktuellen Situation der richtige Schritt: Denn es geht jetzt darum, knappe Mittel optimal einzusetzen. Das Ziel ist es, Ressourcen zu konzentrieren, Stärken auszubauen und Kräfte zu bündeln. Dazu der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft Professor Dr. Walter Kröll: "Wir brauchen mehr Geld für die Forschung und wir bieten mehr Forschung fürs Geld." Anstelle von Institutionen werden in der neuen Helmholtz-Gemeinschaft wissenschaftliche Programme gefördert. Dieses Förderprinzip orientiert sich an zwei Leitmotiven: Einem transparenten Wettbewerb um die Forschungsgelder und einer noch stärkeren Kooperation über die Grenzen von Institutionen und Disziplinen hinweg. "Wir wollen im Wettbewerb ermittelte, wissenschaftlich exzellente und strategisch bedeutende Forschungsaufgaben kräftig fördern", erläutert Kröll. "Mit den Empfehlungen des Senats werden neue Akzente in der Gemeinschaft gesetzt. Helmholtz will die programmorientierte Förderung, das Kernstück der Reform, konsequent umsetzen, trotz der damit verbundenen extremen Belastungen angesichts des stagnierenden Haushaltes."


    Die Beschlüsse des Senats zu den Finanzierungsempfehlungen für die beiden Forschungsbereiche Gesundheit sowie Verkehr und Weltraum schließen die erste Phase dieser Reform ab. "Schon jetzt ist klar, dass die programmorientierte Förderung in der Helmholtz-Gemeinschaft einen Prozess in Gang gesetzt hat, der sie verändern, die Qualität ihrer Arbeit steigern und ihr enormes wissenschaftliches Potenzial besser zur Wirkung bringen wird", betont der Helmholtz-Präsident.
    Auch Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn begrüßt die ersten Ergebnisse der Reform. "Davon profitieren alle: die Wissenschaftler, die Helmholtz-Zentren, aber besonders die Menschen in unserem Lande", so die Ministerin, "denn die Forschung der Helmholtz-Gemeinschaft hilft dabei, unsere Lebensgrundlagen zu sichern und schafft die technologische Basis für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft."

    Vorreiter für strategische Evaluierung der Forschung
    Grundlage für die Senatsbeschlüsse ist eine Evaluierung der Forschungsbereiche Gesundheit sowie Verkehr und Weltraum mit insgesamt zehn Programmen durch etwa 100 international renommierte Wissenschaftler - davon über 50 Prozent aus dem Ausland. Dabei standen die Kriterien wissenschaftliche Qualität, strategische Bedeutung und das Verhältnis von Aufwand und zu erwartenden Forschungsergebnissen im Vordergrund. Auch die Vernetzung mit externen Partnern, vor allem in den Hochschulen, wurde berücksichtigt. Insgesamt haben sich die Gutachter beeindruckt gezeigt von dem großen wissenschaftlichen Potenzial der Helmholtz-Gemeinschaft, von der international herausragenden Qualität vieler Gruppen und der Relevanz vorgeschlagener Themen. Professor Kröll weist darauf hin, "dass die strategisch angelegte und nicht projektorientierte Begutachtung in einem vergleichenden, wettbewerblichen Verfahren für alle Programme eines Forschungsbereichs, an dem mehrere Zentren beteiligt sind, in der deutschen Forschungslandschaft ohne Beispiel ist."
    Die von den Experten erstellten Gutachten sind gestern im Helmholtz-Senat beraten und in konkrete Finanzierungsempfehlungen übertragen worden. Insgesamt geht es in den beiden Forschungsbereichen, die zusammen rund 30 Prozent der Helmholtz-Forschung umfassen, um eine jährliche Grundfinanzierung einschließlich der Investitionen in Höhe von mehr als 500 Millionen Euro. Hinzu kommen eingeworbene Drittmittel.

    Forschungsbereich Gesundheit
    Im Forschungsbereich Gesundheit werden im kommenden Jahr 299 Millionen Euro aufgewandt. Der Senat hat auch hier die Weichen gestellt, um neue Akzente zu setzen. Exzellente und strategisch wichtige Teile werden zu Lasten schwächerer Programmteile und der Infrastruktur ausgebaut.
    Das Programm Krebsforschung wird aufgrund seiner hohen wissenschaftlichen Qualität und der Relevanz des Themas als mit Abstand größter Programmschwerpunkt bestätigt. Die Gutachter zeigten sich insbesondere davon beeindruckt, dass zu diesem Programm mehrere international herausragende Arbeitsgruppen gehören. Anwendungsorientierte Forschungsaktivitäten sollen in Zusammenhang mit klinischer Medizin weiter ausgebaut werden. Auch das von den Gutachtern als international herausragend eingestufte Programm Funktion und Erkrankung des Nervensystems wird in den nächsten Jahren deutlich wachsen. Seine Bedeutung liegt in der auch international herausragenden Qualität der wissenschaftlichen Arbeiten, dem einzigartigen technologischen und methodischen Spektrum und in der hohen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Relevanz des Themas. Für das Programm Vergleichende Genomforschung hatten wegen der hohen wissenschaftlichen Bedeutung und seiner gesellschaftlichen Relevanz einige Helmholtz-Zentren bereits in den Anträgen, die sie zur Begutachtung vorgelegt haben, klare Prioritäten für den Ausbau des Themas gesetzt. Die Gutachter haben diesen Kurs bestätigt: Sie setzten bei der Genomforschung ein deutliches Wachstumssignal. Das Programm Infektion und Immunität etabliert sich als ein neuer Schwerpunkt der Helmholtz-Gemeinschaft und wird insbesondere durch die Neuausrichtung der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung in Braunschweig zum zweitgrößten Programm im Forschungsbereich Gesundheit ausgebaut. Das Programm Herz-Kreislauf und Stoffwechselerkrankungen beschäftigt sich mit einer komplexen Fragestellung mit starkem klinischem Bezug und ist deshalb in der Helmholtz-Gemeinschaft besonders gut eingebettet. Es wird in den nächsten Jahren leicht aufwachsen. Die Forschungsarbeiten sollen einerseits stärker fokussiert werden, andererseits sollen Querschnittsthemen in das Programm integriert werden. Mit dem Programm Umweltbedingte Störungen der Gesundheit nimmt die Helmholtz-Gemeinschaft eine nationale Führungsrolle ein, die auch international ausgebaut werden soll. Verstärkt werden soll die interdisziplinäre und programmübergreifende Kooperation. Das bisherige Programm Medizintechnik wird in der gegenwärtigen Form nicht fortgeführt, da es als zu heterogen eingestuft wurde. Einzelne, als besonders zukunftsträchtig eingestufte Aktivitäten wie die Regenerative Medizin werden aber fortgeführt.
    Generell sollen die genetische Epidemiologie und die Strukturbiologie in der Helmholtz-Gemeinschaft ausgebaut werden. Um die interne Vernetzung voran zu treiben, sollen Special Interest Groups entstehen, die Arbeiten zu eng benachbarten Themen in verschiedenen Programmen koordinieren. Die klinischen Kooperationen der Helmholtz-Zentren werden ausgebaut: Im Rahmen des Krebsprogramms wird der Aufbau eines Comprehensive Cancer Centers empfohlen. Im Programm Funktion und Erkrankung des Nervensystems befürwortet der Senat den Aufbau einer klinischen Forschungsstation im Forschungszentrum Jülich mit enger Anbindung an die benachbarten Universitätskliniken.

    Forschungsbereich Verkehr und Weltraum
    Im Forschungsbereich Verkehr und Weltraum werden im kommenden Jahr circa
    219 Millionen Euro für die Programme Verkehr, Luftfahrt und Raumfahrt aufgewandt. Die zentrale Empfehlung des Senats ist, das politisch-strategisch besonders wichtige Programm Verkehr auszubauen. Es soll von 9 Millionen Euro in den kommenden fünf Jahren auf rund 15 Millionen Euro (zuzüglich Drittmittel) wachsen. Um dies zu erreichen, müssen Mittel aus den hervorragend begutachteten Programmen Luftfahrt und Weltraum zum Verkehr verschoben werden. Trotz dieser Verschiebung von Ressourcen sollen auch in der Weltraum- und Luftfahrtforschung Arbeitsgebiete von herausragender Bedeutung wachsen. Dazu werden innerhalb der beiden Programme Mittel gezielt auf diese Arbeitsgebiete konzentriert. Das wird im Programm Raumfahrt zu schmerzlichen Einschnitten führen. Im Programm Luftfahrt soll die enger vernetzte Zusammenarbeit mit europäischen Partnern helfen, Kürzungen ohne Qualitätsverlust zu verkraften. Konkret ergeben sich für die drei Programme folgende Konsequenzen:
    Das Programm Verkehr wird um zwei neue Arbeitsgebiete an der Schnittstelle zu den anderen beiden Programmen erweitert: "Flughafenwesen" und "Raumfahrtgestützte Anwendungen für den Verkehr". Das Programm Luftfahrt kann nicht wie geplant, sondern nur abgeschwächt wachsen. Allein die gemeinsame Flugzeugforschung mit der französischen Partnerorganisation ONERA wächst stärker, als in der Planung vorgesehen. Dieser Zuwachs soll genutzt werden, um Forschungskapazitäten zum Thema "Virtual Aircraft Design" aufzubauen. Luftfahrtforscher unterschiedlichster Disziplinen sollen zusammenwirken, um gemeinsam das Gesamtsystem Flugzeug weiterzuentwickeln. Das Programm Weltraum muss aufgrund des forschungspolitisch vorgegebenen Finanzrahmens insgesamt sogar real gekürzt werden. Gezielt ausgebaut werden können durch Konzentration von Mitteln nur die Arbeiten zu TerraSAR, dem ersten deutschen Radar-Satelliten für wissenschaftliche und kommerzielle Anwendungen in der Erdbeobachtung, und die Forschungen zu Future Launch Vehicles, den Raumtransportsystemen der Zukunft.

    Detaillierte Informationen zu den einzelnen Programmen sind unter www.helmholtz.de/evaluierung2002 abrufbar.

    Haushaltsentwicklung trifft Helmholtz-Gemeinschaft hart
    Die tief greifende Reform der Helmholtz-Gemeinschaft wird durch die jüngste Haushaltsentwicklung bei den Forschungsorganisationen schwer belastet. Der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, Professor Walter Kröll, erklärt dazu: "Wir halten trotzdem am Reformkurs fest und machen weiter mit der Einführung der programmorientierten Förderung." Bei der Helmholtz-Gemeinschaft führen die Sparbeschlüsse zu Kürzungen in Höhe von 45 Millionen Euro im Jahr 2003. Damit wird nicht nur die Leistungsfähigkeit der größten deutschen Wissenschaftsorganisation gravierend beeinträchtigt, sondern auch der Forschungsstandort Deutschland als Ganzes geschwächt. "Bei einer weiteren Überrollung des Haushalts würde die Helmholtz-Gemeinschaft drastische Strukturanpassungen nicht vermeiden können", erläutert Kröll. Die Kürzungen seien ein falsches Signal in der aktuell schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage. "Denn die Wissenschaft in Deutschland ist nicht ein Teil des Problems, sondern ein Teil der Lösung", so Kröll.
    Die Helmholtz-Gemeinschaft hat als größte deutsche Forschungsorganisation mit 24.000 Mitarbeitern bereits in den letzten 15 Jahren im Wesentlichen mit einer Überrollung ihrer Grundfinanzierung arbeiten müssen. In diesem Prozess hat die Gemeinschaft alle erdenklichen Wirtschaftlichkeitsreserven ausgeschöpft.
    Bei einem erneuten Einfrieren des Haushaltes im kommenden Jahr wird die Helmholtz-Gemeinschaft kaum noch junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neu einstellen können. Auch der Wirtschaft werden damit in wenigen Jahren hervorragend ausgebildete Köpfe fehlen. Der Transfer von Forschungsergebnissen in den Markt wird nachlassen; die Fähigkeit, rasch neue Kapazitäten auf viel versprechenden Forschungsfeldern aufzubauen, wird beeinträchtigt.

    Dr. Hinrich Thölken
    Leiter Kommunikation und Medien
    Helmholtz-Gemeinschaft
    Telefon: 030 206329-57/52
    Telefax: 030 206329-59
    E-Mail: hinrich.thoelken@helmholtz.de

    Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit ihren 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,1 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Die 24 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Helmholtz-Gemeinschaft erbringen wissenschaftliche Spitzenleistungen in 6 Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft identifiziert und bearbeitet große und drängende Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft, insbesondere durch die Erforschung von Systemen hoher Komplexität.


    Weitere Informationen:

    http://www.helmholtz.de/evaluierung2002


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Verkehr / Transport
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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