idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
13.12.2002 12:59

Deutsche Wissenschaftler entwickeln hochwirksames Malaria-Medikament

Charlotte Brückner-Ihl Presse, Kommunikation und Marketing
Justus-Liebig-Universität Gießen

    Veröffentlichung der Forschungsergebnisse im medizinischen Fachjournal "The Lancet"

    Ein neuer Wirkstoff erweist sich als hochwirksames Medikament gegen Malaria. In einer klinischen Studie mit 27 Patientinnen und Patienten am Albert-Schweitzer Hospital in Lambarene (Gabun) konnte ein deutsches Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Professor Dr. Peter Kremsner (Tübingen) mit Beteiligung des Gießener Wissenschaftlers Dr. Hassan Jomaa (Biochemisches Institut der Justus-Liebig-Universität Gießen) zeigen, dass das Antibiotikum Fosmidomycin den Malariaerreger Plasmodium falciparum zuverlässig abtötet. Die Ergebnisse werden im medizinischen Fachjournal "The Lancet" am 14. Dezember (Seite 1941f) veröffentlicht.

    Wie "The Lancet" berichtet, konnten die Erreger bereits 48 Stunden nach Behandlungsbeginn nicht mehr im Blut der Patienten nachgewiesen werden. Die Kranken waren in drei Gruppen aufgeteilt. Sie wurden drei, vier oder fünf Tage lang mit dreimal täglich 1,2 g Fosmidomycin behandelt. Von den Patienten, die mindestens vier Tage behandelt wurden, waren 90 Prozent auch nach zwei Wochen noch frei von Erregern.

    Der Wirkstoff Fosmidomycin wurde in dieser Studie erstmals zur Behandlung von Malaria beim Menschen eingesetzt. Das Therapieprinzip wurde von dem Gießener Biotechnologie-Unternehmen Jomaa Pharmaka GmbH in Zusammenarbeit mit dem Biochemischen Institut der Justus-Liebig-Universität Gießen entwickelt.

    Malaria kommt in den Tropen und Subtropen vor. Besonders betroffen ist das Afrika südlich der Sahara und Teile Südasiens und Südamerikas. Jährlich sterben 1,5 bis 3 Millionen Menschen an Malaria, die meisten Todesopfer sind Kinder unter sechs Jahren. In letzter Zeit breitet sich die Krankheit auch wieder in Gebieten aus, in denen sie vor Jahrzehnten ausgerottet wurde. Außerdem wird von ersten Malariafällen in Gebieten wie Zentralasien und Osteuropa berichtet, die in der Vergangenheit als malariafrei galten. Heute sterben deshalb mehr Menschen an Malaria als noch vor 30 Jahren. Der wichtigste Grund für diese bedrohliche Entwicklung ist die zunehmende Verbreitung von resistenten Malaria-Erregern.

    Die Entwicklung neuer Arzneimittel gegen Malaria ist dringend notwendig. Der Gründer von Jomaa Pharmaka, Dr. Hassan Jomaa, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Biochemischen Institut der Justus-Liebig-Universität Gießen bezeichnet Fosmidomycin deshalb als eine wichtige Innovation für die Bekämpfung schwieriger Malaria-Fälle. Es sei seit vielen Jahren die erste Substanz, die einen völlig neuen Wirkmechanismus aufweise. In der Region Lambarene sind praktisch alle Erreger bereits gegen Chloroquin resistent und mindestens 30 Prozent gegen Sulfadoxin/Pyrimethamine. Fosmidomycin sei auch bei diesen resistenten Erregerstämmen wirksam, stellte Jomaa fest.

    Fosmidomycin hemmt ein für den Malariaerreger lebenswichtiges Enzym, die 1-Deoxy-D-Xylulose-5-Phosphat (DOXP)-Reduktoisomerase. Das Enzym ist an der Bildung bestimmter Biomoleküle, so genannter Isoprenoide, beteiligt. Menschen stellen diese Substanzen über einen anderen Stoffwechselweg her als die Malariaerreger. Aus diesem Grund ist Fosmidomycin für den Menschen ungiftig.

    Bis zur Markteinführung des neuen Medikaments werden allerdings noch mindestens drei Jahre vergehen. In der Zwischenzeit soll eine Kombination von Fosmidomycin mit einem weiteren Antimalaria-Wirkstoff getestet werden, kündigen Jomaa und Kremsner an. Diese Entwicklung verkürze die Therapiedauer und verhindere die Entstehung von Resistenzen. Derzeit werden erste klinische Studien mit einem Kombinationspräparat durchgeführt. Wegen seiner guten Verträglichkeit soll das neue Medikament auch für die Behandlung von Kindern mit Malaria zum Einsatz kommen.

    Kontakt:
    Dr. Hassan Jomaa
    Biochemisches Institut
    Friedrichstraße 24
    35392 Gießen
    Tel.: +49 163 3539292
    E-Mail: hassan.jomaa@biochemie.med.uni-giessen.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).