idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
12.02.2014 13:00

Fernsehnutzung hängt stark von Freizeitmenge ab

Constanze Alt Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Studie der Universität Jena untersucht Medienverhalten angesichts knapper Zeitressourcen

    Der Fernsehkonsum hängt am stärksten vom Vorhandensein individueller Freizeit ab. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Jena, die das Mediennutzungsverhalten der Deutschen angesichts knapper Zeitressourcen untersucht hat. Sie erbringt zudem den Nachweis, dass die deutlich gestiegene Nutzung des Internets seit Mitte der neunziger Jahre bei den einzelnen Verbrauchern langfristig eindeutig zu Lasten der alten Medien geht, insbesondere gedruckter Zeitungen und Zeitschriften. Kurzfristig seien solche Substitutionseffekte jedoch nur sehr schwach ausgeprägt.

    Die ausführliche Studie ist jetzt unter dem Titel „Mediennutzung als Zeitallokation. Zum Einfluss der verfügbaren Zeit auf die Medienauswahl“ erschienen. Darin haben die Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Seufert und Dr. Claudia Wilhelm die Ergebnisse ihres durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts veröffentlicht. Sie stützen sich im Wesentlichen auf die regelmäßig im Fünfjahres-Turnus von ARD und ZDF erhobene Langzeitstudie zum Massenkonsum, aber auch auf die jährlich im Bereich der elektronischen Medien erhobene Media-Analyse. Beide Erhebungen nehmen sowohl Tagesablauf und Zeitstruktur als auch die Mediennutzung derselben Personen in den Blick.

    Mit der Konsumtheorie haben Seufert und Wilhelm ein wirtschaftswissenschaftliches Instrument zur Beantwortung kommunikationswissenschaftlicher Fragestellungen herangezogen. Während sich die Kommunikationswissenschaft der Mediennutzung überwiegend aus psychologischer Sicht annähert, geht die Konsumtheorie vom Vorhandensein knapper Geldbudgets aus, die von den Konsumenten in Relation zum jeweils größtmöglichen Nutzen ausgegeben werden. Wolfgang Seufert, von Hause aus Kommunikationswissenschaftler und Diplom-Volkswirt, hat die Konsumtheorie auf die Zeit übertragen, die ihrerseits als knappe Ressource begriffen wird. „Bedingt durch Faktoren wie Alter und Berufstätigkeit finden wir eine ungleiche Verteilung von freier Zeit. Auch verfügt eine einzelne Person im Verlauf einer Woche täglich über unterschiedliche Mengen an freier Zeit“, sagt der Inhaber der Professur für Ökonomie und Organisation der Medien. Die individuelle Zeitstruktur schlage sich auf die Mediennutzung nieder.

    Die Forscher wollten zum einen klären, wie stark das Vorhandensein von Freizeit bei der Mediennutzung eine Rolle spielt. Während das Fernsehen am allerstärksten von der Menge an individueller Freizeit abhängt, sei dies bei anderen Medien nicht in dem Maße der Fall. So fungiere etwa das Radio als ein Begleitmedium für anderweitige Tätigkeiten wie Kochen oder Abwaschen.

    Zum anderen wollten die Jenaer Forscher herausarbeiten, ob die hohe Nutzung eines neuen Mediums langfristig mit der niedrigeren Nutzung der etablierten Medien einhergeht. Dies sei insbesondere bei der Verschiebung von Print zu Online der Fall – gerade bei der jüngeren Generation. „Allerdings“, räumt Seufert ein, „ist hier wohl auch ein Nachdenken über die Einteilung der Mediengattungen nötig“. Es stelle sich nämlich die Frage, ob das Internet tatsächlich immer ein „neues Medium“ sei oder nicht teilweise nur ein neuer Verbreitungsweg für Gattungen wie Zeitung, Fernsehen und Radio.

    Ebenfalls gesucht wurde nach etwaigen kurzfristigen Ersatzeffekten. Würde beispielsweise ein normalerweise reger Online-Nutzer, der sich zeitweise in einer Region ohne Internetzugriff befände, dieses Fehlen nun durch verstärktes Zeitungslesen oder verstärkten Nachrichtenkonsum im Fernsehen kompensieren? „Hier haben wir zwischen allen Mediengattungen nur sehr schwache Substitutionseffekte erkennen können“.

    Bibliografische Angaben:
    Wolfgang Seufert, Claudia Wilhelm: Mediennutzung als Zeitallokation. Zum Einfluss der verfügbaren Zeit auf die Medienauswahl, Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2014, 233 Seiten, 39 Euro, ISBN 978-3-8487-1093-5

    Kontakt:
    Prof. Dr. Wolfgang Seufert
    Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Jena
    Ernst-Abbe-Platz 8
    07743 Jena
    Tel.: 03641/ 944951
    E-Mail: w.seufert[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Der Jenaer Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Seufert hält ein Nachdenken über die Einteilung der Mediengattungen für nötig.
    Der Jenaer Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Seufert hält ein Nachdenken über die Ein ...
    Foto: Anne Günther/FSU
    None

    Das Cover der neuen Studie.
    Das Cover der neuen Studie.

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medien- und Kommunikationswissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Der Jenaer Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Seufert hält ein Nachdenken über die Einteilung der Mediengattungen für nötig.


    Zum Download

    x

    Das Cover der neuen Studie.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).