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16.12.2002 15:55

Wie nutzt man ein virtuelles Archiv?

Michael Kip Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme IPSI

    Collate - Historische Filmforschung
    und Beobachtung des Nutzerverhaltens

    Surrogate von verschollenen Filmen

    Elektronische Archivsysteme gibt es viele, und ständig werden neue entwickelt. Doch das Collate-Projekt des Fraunhofer-Instituts für integrierte Publikations- und Informationssysteme IPSI in Darmstadt ist anders: Es entwickelt nicht nur eine webbasierte Wissens- und Arbeitsumgebung für Filmhistoriker, sondern untersucht parallel, wie diese damit umgehen. Ob und wie das Archivsystem ihnen bei ihrer Forschungsarbeit hilft, wird in dem Projekt mit untersucht. Dieser interdisziplinäre Ansatz spiegelt sich in der gemeinsamen Projektarbeit von Informatikern, Informationswissenschaftlern, Historikern, Filmwissenschaftlern, Archivaren und Medienexperten wieder.

    Diese grundsätzlichen Erkenntnisse sollen in die sinnvolle Weiterentwicklung solcher Systeme einfliessen. Denn im Zeitalter des allumspannenden und wuchernden Internets wird es täglich wichtiger, den Zugriff auf das Wissen der Welt zielgerichtet zu strukturieren. Das ist Ziel des von der Europäischen Kommission geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojekts, an dem unter Federführung des IPSI neben den beteiligten Filmarchiven auch die Universität Bari, Italien und die Firma Sword ICT in Bari, sowie das dänische Risø National Laboratory in Roskilde beteiligt sind. Nutzer sollen Filmwissenschaftler, Archivare, Forscher und Endnutzer werden, die mit digitalisiertem historischen Archivmaterial arbeiten. Der Abschluss des Projekts wird Ende 2003 erwartet, laufende aktuelle Informationen finden sich unter www.collate.de.

    Ende 2002 fand beim IPSI in Darmstadt mit sämtlichen Projektpartnern das zweite Collate Review, die jährliche Projektevaluierung durch Gutachter der EU-Kommission, statt. Auf dem Review wurde insbesondere der zweite Collate-Prototyp vorgeführt, der eine volle Integration der Middleware (XML Content Manager), verbesserte Retrievalfunktionen, innovative Komponenten des automatischen Indexierens von Bildmaterial (IPSI), Erkennung von Text-Dokumentenstrukturen (Uni Bari) und Digital Watermarking (IPSI) enthält.
    Die bisher eingesetzten filmhistorischen Dokumente, die sich auf Filme der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts beziehen und von drei großen europäischen Filmarchiven zur Verfügung gestellt wurden (Deutsches Filminstitut - DIF, Frankfurt a. M., Filmarchiv Austria, Wien, Národní Filmový Archiv, Prag), sind dabei mehr als Spielmaterial; mit ihnen wird tatsächlich gearbeitet und geforscht. Wissenschaftliche Mitarbeiter der Archive sind zugleich Pilotanwender des Collate-Systems.

    Surrogate von verschollenen Filmen

    Als Teil des Projektes ist es bereits gelungen, zwei sogenannte "Surrogate" von verschollenen Filmen herzustellen. Aus vorhandenen Textdokumenten, wie Zensurentscheide und Pressematerial, kann der Ablauf eines Filmes, beispielsweise ein fehlender Akt, rekonstruiert, und mit Hilfe erhaltener Fotos sogar mit Standbildern illustriert werden.

    Der technische Zustand und die räumliche Verteilung der Quellen war ein weiteres Motiv für das Projekt: Viele wichtige historische und kulturelle Dokumente sind empfindlich und über verschiedene nationale und internationale Archive verstreut, so dass es sehr schwierig ist, sie in ihrer Gesamtheit zu kennen und zu nutzen. "In den 90er Jahren gab es zwar zahlreiche Anstrengungen und Initiativen, diese Situation auf nationaler und internationaler Ebene insbesondere durch den Aufbau wissenschaftlicher und technischer digitaler Fachbibliotheken zu verbessern", weiss die Projektleiterin Dr. Adelheit Stein. Doch wurde wenig in den Aufbau digitaler Archive investiert, die den Zugang zu seltenen und fragilen Quellen wie historische Papierdokumente (vom Drehbuch über Briefe, Programmzettel, Plakate, Eintrittskarten oder Zensurentscheide), Fotos oder Filme vor allem in den Kulturwissenschaften gewährleisten.

    Hinzu kommt, dass ein unmittelbarer Zugriff auf die vielen reichhaltigen Sammlungen von historischem Archivmaterial schwierig ist, weil die Quellen nur kompliziert zu nutzen oder elektronisch nicht verfügbar sind. Auch fehlen bisher auf den Inhalt bezogene Suchhilfen, die die Benutzer bei der Identifizierung der Dokumente unterstützen, die sie wirklich benötigen.

    Collate-Archiv: Mehr als nur Filmstreifen

    Die Dokumente des Collate-Projekts umfassen große Mengen von digitalisiertem Material zur Filmzensur, Presseartikel, Fotos, Plakate und Filmfragmente. Als eine virtuelle Wissens- und Arbeitsumgebung für verteilte Benutzergruppen stellt Collate einen inhaltsbasierten Zugriff auf die gespeicherten Datenbestände und entsprechende aufgabenbasierte Schnittstellen zur Verfügung, um das Material zu analysieren, zu vergleichen, zu indexieren und zu annotieren.

    Recherchierbare Datenbanken im zukunftssicheren XML-Format erfassen die Dokumente und führen weiter zu hochauflösenden Abbildern, die über das Internet angezeigt oder auch ausgedruckt werden können. Neben einer manuellen Inhaltserschliessung der digitalen Dokumente mit Hilfe eines eigens entwickelten Vokabular oder mittels freier Anmerkungen ("Annotationen") durch die Filmexperten setzt das IPSI auch Verfahren der automatischen Indexierung von Bildmaterial ein, um den Bestand an Metadaten anzureichern. Digitale Wasserzeichen schliesslich - auch das ein Forschungsschwerpunkt des IPSI - sollen den Missbrauch von Daten verhindern und die Authentizität der Bilddaten sicherstellen.

    Dieser wachsende Bestand von Metadaten soll vom System mit Hilfe intelligenter Dokumentenverarbeitung sowie Retrievalfunktionen per Internet und Computer genutzt werden, damit Historiker und Filmexperten an unterschiedlichen Standorten gemeinsam mit den selben Quellen arbeiten und auch gegenseitig Zugriff auf ihre Anmerkungen zu den Quellen und ihre Forschungsergebnisse (die "Metadaten") haben. Das erlaubt auch zukünftigen Nutzern eine bessere Interpretation des Materials.

    Weitere Anwendungen geplant

    Die weitere Anwendung in anderen Bereichen ausserhalb der Filmforschung ist sichergestellt: Die entwickelten Werkzeuge und Schnittstellen werden generisch sein, d.h. leicht auf andere Bereiche, Anwendungs- und Benutzertypen übertragbar sein. Die innovativen Wissensmanagement-Techniken der Endversion des Systems werden die dokumentzentrierte Arbeit anderer verteilter Nutzergruppen unterstützen.

    Die tatsächlichen Arbeitsweisen und Erfahrungen der Filmexperten mit dem System werden parallel dazu methodisch-empirisch genau erforscht, z.B. durch detaillierte Feld-Experimente mit teilnehmender Beobachtung von Nutzern des Systems. Dieser Ansatz ermöglicht eine schrittweise Systementwicklung, die engagierte Nutzer und ihre praktische Erfahrung direkt einbezieht.

    Der zweite Collate-Prototyp wird zur Zeit getestet und soll auch im kommenden Jahr durch weitere "intelligente Features" ergänzt werden. Bis zum Ende des Projektes wird das System hauptsächlich intern durch die Collate Partner genutzt. Mit dem für Ende 2003 geplanten Prototyp 3 soll dann auch der Öffentlichkeit im Web der Zugriff auf das System ermöglicht werden.

    Ansprechpartner: Dr. Adelheit Stein, Fraunhofer IPSI, Dolivostr. 15, 64293 Darmstadt, Tel. +49 (0)6151 869-841, Fax: +49 (0)6151 869-989, Email: stein@ipsi.fraunhofer.de, http://www.collate.de

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    Pressekontakt:
    Michael Kip
    Fraunhofer-Institut für
    Integrierte Publikations- und
    Informationssysteme IPSI
    Dolivostraße 15
    64293 Darmstadt
    Pressekontakt:
    Telefon +49 (0) 61 51/8 69-60152
    Telefax +49 (0) 61 51/8 69-968
    michael.kip@ipsi.fraunhofer.de
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    60323 Frankfurt

    Collate - Historische Filmforschung

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    http://www.collate.de


    Bilder

    Schon in den 30-er Jahren machten sich geschickte Marketingstrategen gerade die Tatsache zunutze, dass vormals zensierte Filme auf besonderes Interesse beim Publikum stiessen. Das elektronische Collate-Archiv erlaubt sogenannte Annotationsverfahren.
    Schon in den 30-er Jahren machten sich geschickte Marketingstrategen gerade die Tatsache zunutze, da ...

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    Was ist ein Laufbild? Filmforscher wissen es: ein Kinofilm im Zensurbürokratendeutsch der 30-er Jahre. Doch ein Film über "Wiener Mode" war unverfänglich und deshalb "von der Erwirkung einer Vorführungsbewilligung befreit". Quelle: Filmarchiv Austria
    Was ist ein Laufbild? Filmforscher wissen es: ein Kinofilm im Zensurbürokratendeutsch der 30-er Jahr ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Schon in den 30-er Jahren machten sich geschickte Marketingstrategen gerade die Tatsache zunutze, dass vormals zensierte Filme auf besonderes Interesse beim Publikum stiessen. Das elektronische Collate-Archiv erlaubt sogenannte Annotationsverfahren.


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    Was ist ein Laufbild? Filmforscher wissen es: ein Kinofilm im Zensurbürokratendeutsch der 30-er Jahre. Doch ein Film über "Wiener Mode" war unverfänglich und deshalb "von der Erwirkung einer Vorführungsbewilligung befreit". Quelle: Filmarchiv Austria


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