Gynäkologen diskutieren Möglichkeiten zur Optimierung der Fruchtbarkeit für Frauen im dritten Lebensjahrzehnt.
Der Statistik zufolge verdanken in einigen westeuropäischen Ländern derzeit schon mehr als ein Viertel aller jährlichen Neugeborenen ihre Existenz einer künstlichen Befruchtung. War bis in die 1990er Jahre der Begriff „Retortenbaby“ in Publikumsmedien meist abschätzig gebraucht worden, bekennen sich heute immer mehr Promi- und Karrierefrauen dazu, mit Hilfe der Reproduktionsmedizin ein Kind bekommen zu haben.
Die Kinderwunschbehandlungen sind inzwischen so häufig geworden, dass inzwischen auch die auf diesem Feld der Medizin tätigen Ärzte die möglichen Gründe für den „Babyboom aus dem Labor“ hinterfragen: So geschehen am vergangenen Wochenende auf der 17. Magdeburger Arbeitstagung Reproduktionsmedizin, Interdisziplinäre Andrologie, Endokrinologie (MARIE).
„Die bislang üblichen medizinischen Gründe für eine künstliche Befruchtung, wie beispielsweise der Verschluss beider Eileiter oder eine schlechte Samenqualität bzw. Samenquantität tauchen in den Diagnosen von Gynäkologen immer seltener auf“, bemerkte Tagungsleiter Professor Dr. Jürgen Kleinstein, Direktor der Magdeburger Universitätsklinik für Reproduktionsmedizin und Gynäkologische Endokrinologie. Eine wissenschaftliche Bestätigung dieser Ansicht lieferte jüngst eine Studie von Kollegen aus Großbritannien, den Niederlanden und Australien, publiziert im British Medical Journal. Danach werden immer öfter ungeklärte Ursachen als Grund für die künstliche Befruchtung angeben.
Ist es möglich, dass Frauen, die das Alter für den natürlich-optimalen Zeitpunkt zur Erfüllung des Kinderwunsches überschritten haben, allzu schnell in Torschlusspanik geraten und alle ihre Hoffnungen allein auf Kinderwunschbehandlungen setzen?
Oder sind es vielleicht finanzielle Anreize? Sachsen-Anhalt hat seine finanzielle Förderung für ungewollt kinderlose Paare im Februar 2014 noch einmal aufgestockt. Paare können nunmehr für den ersten bis dritten Versuch einer künstlichen Befruchtung eine Unterstützung von bis zu 900 Euro je Zyklus beantragen.
In der Diskussion brachten mehrere Reproduktionsmediziner und Gynäkologen zum Ausdruck, dass auch eine bessere ärztliche Aufklärung über alternative Möglichkeiten der natürlichen Optimierung der Fruchtbarkeit notwendig ist.
Auch Frauen in den 30er Jahren, deren Eizellreserven als Folge biologischer Alterungsvorgänge geringer geworden sind, können noch innerhalb von sechs Monaten auf natürliche Art schwanger werden, so die Botschaft der Reproduktionsmediziner. Zu berücksichtigen sind dabei einige grundlegende Dinge, wie der Zeitpunkt und die Häufigkeit des Beischlafs sowie die Fruchtbarkeit einschränkende Ernährungs- und Umweltrisiken. Die Mediziner diskutierten auf der MARIE-Veranstaltung den aktuellen wissenschaftlichen Studienstand zu effektiven Maßnahmen der Fruchtbarkeits-Optimierung.
Kontakt für Redaktionen:
Prof. Dr. med. Prof. h.c. Jürgen Kleinstein
Direktor der Universitätsklinik für Reproduktionsmedizin und Gynäkologische Endokrinologie Magdeburg
E-Mail: juergen.kleinstein@med.ovgu.de
Tel.: (0391) 6717390
Textautor: Uwe Seidenfaden
freier Wissenschaftsjournalist
Journalistenbüro MD
E-Mail: uwe.seidenfaden@gmx.de
Tel: 0391 / 2538339
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