Dritte „Thüringer Kinderschutzkonferenz“ am 2. April am Universitätsklinikum Jena / Vernetzung wurde ausgebaut
Die Anzahl der vorgestellten Verdachtsfälle auf die Misshandlung von Kindern und Jugendlichen in der Thüringer Ambulanz für Kinderschutz (TAKS) hat sich im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. 2013 wurden der Kinderschutzambulanz, angesiedelt an der Klinik für Kinderchirurgie des Universitätsklinikums Jena (UKJ), 109 Verdachtsfälle vorgestellt, im Vorjahr waren es 52. In 40 Fällen konnten die Ärzte den medizinischen Nachweis für eine Misshandlung erbringen. Diese Entwicklung wird in der kommenden Woche diskutiert: Am 2. April findet in Jena am Uniklinikum die dritte Thüringer Kinderschutzkonferenz statt.
„Der Anstieg der Verdachtsfälle lässt allerdings keinen Rückschluss auf einen tatsächlichen Anstieg von Misshandlungen zu“, betont Prof. Dr. Felicitas Eckoldt, Direktorin der Klinik für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Jena, mit Nachdruck. „Ein möglicher Grund für den Anstieg der erfassten Verdachtsfälle liegt sicher in der besseren Vernetzung mit den Jugendämtern und anderen Einrichtungen durch unsere Koordinatorin, die seit Ende 2012 das Team verstärkt“, erklärt Prof. Eckoldt: „Der Austausch und der Kontakt sind viel enger geworden.“ Die Koordinatorin wird im Rahmen einer Projektförderung zur Stärkung der Vernetzung von Jugendämtern und Kinderschutzambulanz durch das Thüringer Gesundheits- und Sozialministerium finanziert. Ein aussagekräftiger Vergleich der Zahlen sei dann 2015 möglich.
Der Großteil der 40 nachgewiesenen Misshandlungen lag bei Jugendlichen. „Hier gibt es auch vermehrt Jugendliche, die von sich aus den Kontakt zu unserer Ambulanz suchen, etwa wenn sie wiederholt verprügelt wurden“, so Prof. Eckoldt. In deutlich weniger Fällen sei eine Misshandlung von Kleinkindern medizinisch nachgewiesen worden. „Dort sind es dann überwiegend Knochenbrüche und Verletzungen durch Schütteltraumen, die gerade bei Babys zu schwersten Schädigungen bis hin zum Tod führen können“, erklärt die Kinderchirurgin. Das Problem hier: „Gerade Babys können sich nicht wehren oder auf eine Misshandlung aufmerksam machen.“ Außerdem führen Misshandlungen in diesem so vulnerablen Alter leider häufig zu besonders schwerwiegenden Schädigungen.
Neben der engen Zusammenarbeit mit den Jugendämtern sei auch die Kooperation mit medizinischen Kollegen wie der Rechtsmedizin oder Radiologie wichtig. Daher sind auch diese beiden Themen wichtige Punkte bei der Tagung am 2. April. Die 3. Thüringer Kinderschutzkonferenz greift neben den medizinisch-wissenschaftlichen Aspekten des Kinderschutzes auch Themen der Prävention („Frühe Hilfen“) und der Rechtslage auf.
Und natürlich soll der Austausch zwischen „Amt und Arzt“ weiter ausgebaut werden: „Gerade dann, wenn z.B. der Verdacht auf eine Kindesmisshandlung besteht, kommt es nicht nur auf eine verlässliche medizinische Untersuchung an, sondern auch auf eine enge Kommunikation und schnelle Abstimmung aller Beteiligten“, betont Raphaela Oetter, Koordinatorin der Thüringer Kinderschutzambulanz am UKJ. Prof. Eckoldt weist noch auf einen anderen Aspekt hin: „Nicht nur im Fall einer Misshandlung muss der Kinderschutz greifen, sondern gerade auch in der Prävention. Und die ist eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft.“
Termininformation:
3. Thüringer Kinderschutzkonferenz
2. April in Jena, Universitätsklinikum Jena, Erlanger Allee 101, Hörsaal 2.
9 bis 16 Uhr
Weitere Informationen:
http://www.kinderchirurgie.uniklinikum-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
regional
Forschungs- / Wissenstransfer, Kooperationen
Deutsch
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