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16.01.2003 19:35

Neue Methode zur Ausschaltung von Autoimmunkrankheiten gefunden

Sabine Ranke-Heinemann Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

    Ein Forscherteam der University of Queensland (UQ) am Princess Alexandra Hospital in Australien hat vermutlich als erstes in der Welt einen Mechanismus entdeckt, mit welchem Autoimmunkrankheiten ausgeschaltet werden können, nachdem sie einmal eingesetzt haben.

    Die Forschungsergebnisse, die heute im Magazin Immunity erschienen sind, liefern eine mögliche Basis für einen Impfstoff gegen Autoimmunkrankheiten wie rheumatoide Arthritis oder Jugenddiabetes, bei denen das Immunsystem des Körpers fälschlicherweise gesunde Zellen angreift.

    Die Arbeit, die sich noch in einem frühen Stadium befindet, hat auch Auswirkungen auf die Behandlung von allergischen Erkrankungen wie Asthma und auf das Anfertigen von Allotransplantaten. Ein gewerblich erhältlicher Impfstoff liegt jedoch mit derzeit ausstehenden klinischen Versuchen noch mehrere Jahre in der Zukunft. Auch wenn eine Heilung noch nicht möglich ist, so glaubt das Forscherteam der UQ dennoch, dass es ausgezeichnete Fortschritte macht.

    Das Team des Centre for Immunology and Cancer Research der UQ am Princess Alexandra Hospital hat einen molekularen Kontrollmechanismus gefunden, über welchen das Immunsystem umgeschult werden kann.

    "Es ist keine neue Idee, das Immunsystem umzuschulen," so Professor Ranjeny Thomas, Deputy-Director des Zentrums.

    "Was neu ist, ist die Tatsache, dass es zum ersten Mal möglich ist, eine bestehende Reaktion zu unterdrücken, nachdem das Immunsystem einmal den schädlichen Weg eingeschlagen hat."

    Professor Thomas und ihr Team der UQ, mit Dr. Ela Martin, Dr. Brendan O`Sullivan sowie Pauline Low, haben die Entdeckung während ihrer Arbeit mit dendritischen Zellen gemacht, welche potente, Antigen-führende Zellen sind, die über die einzigartige Fähigkeit verfügen, die Immunreaktion zu prägen.

    Laut Professor Thomas hat eine Vielzahl von Teams die Eigenschaften von dendritischen Zellen international erforscht, aber mit sehr verschiedenen wissenschaftlichen Herangehensweisen. Dendritische Zellen kommen in lymphoiden Organen und in nicht-lymphoidem Gewebe vor, unter anderem in der Haut, in den Gelenken und im Blut.

    Professor Thomas zufolge war die Unterdrückung der einmal geprägten Immunreaktion eine der Hauptherausforderungen der Immuntherapie autoimmuner und allergischer Erkrankungen. Der Erfolg des Teams ist auf dessen Kenntnisse über die Kontrollmechanismen der Interaktion zwischen dendritischen Zellen und dem Immunsystem zurückzuführen.

    Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass Autoimmunkrankheiten mit dendritischen Zellen behandelt werden können, um eine Antigen-spezifische Immununterdrückung zu ermöglichen. "Diese Beobachtungen haben breite, in die Zukunft wirkende, Implikationen für Antigen-spezifische Therapierung von Autoimmunität, Allergien und Allotransplantaten," so Professor Thomas.

    Rheumatoide Arthritis (RA) ist ein schwächender Zustand, der eine von hundert Personen betrifft. Bei RA greift das Immunsystem fälschlicherweise Gelenke an, als ob diese aus fremden Eiweißen bestünden. Dabei wird der Knorpel verzehrt und der darunter liegende Knochen beschädigt. An RA erkranken drei dreimal mehr Frauen als Männer. Die Symptome umfassen Schmerzen, Schwellungen der Gelenke und später Deformationen und Funktionsverlust in den Händen, Knien und anderen Gelenken.

    "Die meisten Autoimmunkrankheiten beginnen, wenn die Menschen zwischen 20 und 50 Jahre alt sind und bleiben ein Leben lang bestehen," sagt Professor Thomas. Obwohl RA gegenwärtig nicht heilbar ist, sind die Behandlungsmethoden in den letzten 10 bis 15 Jahren weit vorangekommen mit dem Ergebnis, dass bei vielen Patienten mit Hilfe von Medikamenten zumindest eine Remission möglich ist.

    Das Team hat vorklinische Muster des Impfstoffes durch die universitätseigene Firma für Technologietransfer UniQuest patentieren lassen.

    Professor Thomas zufolge wird das Forscherteam der UQ nicht versuchen, die Arbeit für alle Autoimmunkrankheiten selbst durchzuführen. Vielmehr würde man sich um Fördermittel bemühen, um das eigene System weiterzuentwickeln und sich dabei auf einige wenige Felder, wie auf das Spezialgebiet des Teams, Arthritis, konzentrieren. Auf dem Gebiet anderer Autoimmunkrankheiten werden sie auch mit Forschergruppen in Australien und international zusammenarbeiten.

    Dr. Thomas genießt einen internationalen Ruf für ihre Arbeit an dendritischen Zellen bei rheumatoider Arthritis. Dabei hat sie Methoden entwickelt, die Funktion von dendritischen Zellen zu verändern.

    Das Zentrum hat eine Webseite eingerichtet für Fragen bezüglich des Projekts und für Interessenten, die an einer der zukünftigen Versuchsreihen teilnehmen wollen. Die Seite kann unter www.cicr.uq.edu.au eingesehen werden.

    Die dendritische Zellbiologie-Gruppe, die Professor Thomas am Centre for Immunology and Cancer Research leitet, hat kürzlich auch Phase II von klinischen Versuchen eines dendritischen Zellimpfstoffes gegen Melanoma abgeschlossen.

    Weitere Informationen unter:
    Dr. Ranjeny Thomas, Tel. 0061-7-3240 5365 Email: rthomas@cicr.uq.edu.au
    Fotos von Dr. Thomas und dendritischen Zellen können unter www.uq.edu.au/news/press heruntergeladen werden.

    Der Australische Hochschulverbund IDP / Institut Ranke-Heinemann ist die zentrale Verwaltungsstelle aller australischen Hochschulen in Deutschland, zuständig für Studienberatung, Studienplatzbewerbung, Einschreibung und Wissenstransfer. Er arbeitet not-for-profit und repräsentiert australische Forschung und Lehre weltweit. Als erste Kontaktadresse für sämtliche Fragen zu Studium und Wissenschaft für Studierende, Presse, Bildungseinrichtungen und Regierungsorganisationen kann er auch bei Fachfragen gezielt Ansprechpartner in Australien vermitteln.


    Weitere Informationen:

    http://www.cicr.uq.edu.au


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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