Er gehöre zu der Generation, der nach dem Zweiten Weltkrieg die Last zufiel, der Wissenschaft in Deutschland wieder Grund zu geben. Und er sei eine der herausragenden Persönlichkeiten dieser Generation. So hieß es in der Laudatio auf Prof. Dr. Franz E. Weinert, der am Freitag die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät III der Universität Würzburg verliehen bekam.
Prof. Weinert ist Direktor des Max Planck-Instituts für psychologische Forschung in München und seit 1990 Vizepräsident der Max Planck-Gesellschaft. Der Festakt im Toscanasaal der Residenz begann mit Grußworten von Dekan Prof. Dr. Wolfgang Schneider und Universitätspräsident Prof. Dr. Theodor Berchem.
Der Präsident bezeichnete den zu Ehrenden als hochangesehenen Wissenschaftler, der sich durch seine fachlich bestechende wissenschaftliche Arbeit nationale und internationale Geltung verschafft habe. Sein Werk sei über die Grenzen der Psychologie hinaus für alle Wissenschaften, die sich mit dem Lernen befassen, von zentraler Bedeutung. Zudem habe Prof. Weinert mit seinen Publikationen wie wohl kein anderer in Deutschland zu einer Verbreitung psychologischer Kenntnisse beigetragen.
Die Laudatio hielt der Würzburger Psychologe Prof. Dr. Joachim Hoffmann, der auch den Lebenslauf des Geehrten nachzeichnete. Franz E. Weinert, 1930 in Komotau geboren, absolvierte erst ein Lehramtsstudium und arbeitete als Lehrer und Schulleiter in Oberfranken. Dann studierte er Psychologie in Erlangen, wo er 1958 promovierte. Ein Jahr später ging er nach Bonn und habilitierte sich 1967. So, wie er den Weg zur Psychologie aus der Tätigkeit des Lehrers heraus beschritten hatte, sei es stets sein Anliegen geblieben, Wissenschaft so zu betreiben, daß ihre Ergebnisse wieder in die pädagogische Praxis münden, sagte Prof. Hoffmann.
1967 wurde Franz E. Weinert als Professor für Psychologie nach Bamberg berufen. Ein Jahr später folgte er einem Ruf nach Heidelberg, wo er bis 1981 tätig war. Dann wurde er von der Max Planck-Gesellschaft als Direktor nach München geholt. Dort baute er mit Heinz Heckhausen das Max Planck-Institut für Psychologische Forschung auf.
Prof. Weinert interessiert sich für die Anregung, Steuerung und Kontrolle von Lernprozessen, und zwar durch den Lernenden selbst wie auch durch den Pädagogen. Dieses Thema sei in seiner Komplexität kaum zu übertreffen, hieß es in der Laudatio. Die intensive Forschungstätigkeit des Geehrten auf diesem Gebiet habe sich in über 250 Publikationen niedergeschlagen, darunter an die 30 Bücher.
Franz Weinert habe seine analytische Begabung aber nicht nur auf fachwissenschaftliche Themen angewendet, sondern auch auf methodische Fragen sowie auf die Popularisierung wissenschaftlicher Erkenntnisse und den politischen Bereich. Auch habe er immer wieder öffentlich darüber nachgedacht, wie in der entstehenden Informationsgesellschaft das Unternehmen Wissenschaft im nationalen und internationalen Rahmen zu führen sei.
Die Wissenschaft war den Worten von Prof. Hoffmann zufolge für den Geehrten nie nur ein Beruf, sondern ein Lebensstil. Damit habe er eine regelrechte "Weinert'sche Schule" begründet, die gerade nicht durch einen theoretischen Kernsatz gekennzeichnet sei, sondern durch die Aufforderung: "Mißtraut den Kernsätzen!"
Zahlreich sind die Aufgaben, die der neue Würzburger Ehrendoktor wahrgenommen hat und noch wahrnimmt, darunter: Fachgutachter, Senator und Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Präsident und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Academia Europaea und anderer Vereinigungen.
Im Anschluß an die Laudatio fand Prof. Wolfgang Schneider in seiner Hommage an den Geehrten sehr persönliche Worte. Nach der Überreichung der Ehrenpromotionsurkunde hielt dann Franz E. Weinert seinen Festvortrag zum Thema "Alte Sackgassen und neue Wege in der schulrelevanten Lernforschung". Ein Empfang in der Gemäldegalerie des Martin-von-Wagner-Museums rundete die Feier ab.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Pädagogik / Bildung, Psychologie
überregional
Personalia
Deutsch
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