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21.07.1997 00:00

IWH-Konjunkturprognose

Ingrid Dede Bereich Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Wirtschaftsforschung Halle

    IWH-KONJUNKTURPROGNOSE

    Deutschland 1997/98 Aufschwung mit Schieflage

    Ostdeutschland 1997/98 Fortsetzung der gespaltenen Konjunktur

    Rückfragen bitte an: Dr. Udo Ludwig Tel. (03 45) 77 53 800

    Deutschland 1997/98: Aufschwung mit Schieflage

    Nach zwei Prozent Wachstum im Jahr 1997 wird sich die Expansion der gesamtwirtschaftlichen Produktion 1998 auf 2œ Prozent leicht beschleunigen. Allerdings bleibt es bei der Schieflage: Die Expansionsimpulse kommen vor allem aus dem Ausland, während die Inlandsnachfrage noch hinterherhinkt. Die Konjunktur in Deutschland hat nach einem schwachen Jahresbeginn im ersten Halbjahr 1997 angezogen. Vor allem wegen des beschleunigten Anstiegs der Exporte kam es zur Belebung der gesamtwirtschaftlichen Produktion. Damit folgt die Aufwärtsbewegung 1997 zögerlich dem sich seit Mitte 1996 abzeichnenden Grundmuster: Kräftige Ausfuhrimpulse infolge expansiver Entwicklungen auf den Außenmärkten und des gesunkenen Außenwertes der D-Mark treiben die Produktion in Deutschland an. Dagegen belebt sich die Inlandsnachfrage trotz einiger günstiger Ausgangsbedingungen erst wenig. Der Ausfuhranstieg greift bisher vorwiegend auf die Unternehmensinvestitionen der Exportindustrien über, während sich die eher binnenwirtschaftlich orientierten Hersteller mit ihren Investitionsentscheidungen noch zurückhalten. Die nachlassende Nachfrage an Bauinvestitionen dämpft den Produktionsanstieg sogar. Der private Verbrauch expandiert nur schwach, weil die Einkommensspielräume der privaten Haushalte durch den andauernden Beschäftigungsrückgang und die Anhebung der Beitragssätze zur gesetzlichen Renten- und Krankenversicherung kleiner geworden sind. Angesichts der Sparzwänge dürften vom Staatsverbrauch nach dem Auslaufen der Sonderentwicklung im ersten Halbjahr keine expansiven Impulse ausgehen. Die Unternehmensinvestitionen dürften 1998 verstärkt zulegen, nachdem der durch die Exporte ausgelöste Nachfrageschub auch die im heimischen Markt aktiven Produzenten erreicht hat. Die Bauinvestitionen werden im Sog der konjunkturellen Aufwärtsentwicklung die Talsohle hinter sich lassen und nicht mehr belastend wirken. Die privaten Haushalte dürften nach der geplanten Senkung des Solidaritätszuschlages und der voraussichtlichen Anhebung des steuerlichen Grundfreibetrages ihre Konsumausgaben trotz wieder erhöhter Sparneigung ausweiten. Bei dem insgesamt geringen Anstieg der Produktion ist 1997 mit einem zwar verlangsamten, aber immer noch fortdauernden Arbeitsplatzabbau zu rechnen. In Westdeutschland kommt er im Verlauf des Jahres zum Stillstand, in Ostdeutschland wird die Beschäftigung dagegen bis weit in das Jahr 1998 reduziert. Angesichts der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung und des moderaten Verhaltens der Tarifpartner besteht für die Bundesbank in absehbarer Zeit kein Anlaß für eine Zinserhöhung. Auch die jüngste Abwertungstendenz der D-Mark begründet keinen geldpolitischen Handlungsbedarf. Die Finanzpolitik sollte auf Gefahren für das Finanzierungsdefizit, die von dem schwachen Aufschwung ausgehen können, nicht mit erneuten Ad-hoc-Maßnahmen reagieren, sondern sich auf einen Kurs der mittelfristigen Solidität besinnen.

    Ostdeutschland 1997/98: Fortsetzung der gespaltenen Konjunktur

    In Ostdeutschland wird die Wachstumsschwäche allmählich überwunden. Das IWH rechnet 1997 mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von 2,4 vH und für 1998 mit einer leichten Beschleunigung auf 2,8 vH. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts hat sich nach der Stagnation zu Jahresbeginn im zweiten Vierteljahr 1997 saisonbereinigt wieder leicht beschleunigt. Der entscheidende Anstoß kam aus der Industrie, für die sich im ersten Halbjahr die Geschäfts- und die Auftragslage deutlich verbessert haben. Der Dienstleistungssektor hat die Aufwärtsentwicklung gestützt. Im Baugewerbe hat sich dagegen der Abwärtstrend fortgesetzt, obwohl es im ersten Vierteljahr gegenüber dem witterungsbedingt extrem niedrigen Vorjahresstand vorübergehend noch einmal zu einem leichten Anstieg gekommen war. Im weiteren Verlauf dieses Jahres wird sich das Wachstum der industriellen Wertschöpfung angesichts der günstigen Auftragsentwicklung aus dem In- und Ausland fortsetzen, während im Baugewerbe mit einem weiteren Rückgang der Produktion zu rechnen ist. Darauf weisen sowohl die IWH-Umfragen unter Bauunternehmen zu ihren Geschäftsaussichten hin als auch die erwarteten Nachfrageeinschnitte im anfangs noch lebhaften Wohnungsbau. Nach dem Wirtschaftsbau und dem öffentlichen Bau ist nun auch der Neubau von Mietwohnungen rückläufig, für den seit Jahresbeginn niedrigere Fördersätze gelten. Diese gespaltene Entwicklung von Industrie und Baugewerbe dürfte bis in das Jahr 1998 hineinreichen. Die ostdeutsche Industrieproduktion wird - gestützt auf die entstandenen modernen Produktionskapazitäten - im Sog der konjunkturellen Belebung auf den Innen- und Außenmärkten expandieren. Dieser Nachfrageeffekt wird im Verbund mit der moderaten Lohnentwicklung dazu beitragen, die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu verbessern. Die industrielle Arbeitsproduktivität dürfte im Vergleich zu den Lohnkosten nunmehr in Ostdeutschland wieder stärker als in Westdeutschland steigen. Dem Anstieg der Industrieproduktion folgend, werden auch die industrienahen Zweige des Dienstleistungssektors zulegen. Das Baugewerbe wird zunächst noch unter dem Druck der Anpassung seiner Kapazitäten an die rückläufige Nachfrage stehen. Ist die Talfahrt im späteren Verlauf des kommenden Jahres beendet, kann der dämpfende Einfluß des Baugewerbes auf den ostdeutschen gesamtwirtschaftlichen Produktionsanstieg in Ostdeutschland auslaufen. Vor allem infolge des Bauabschwungs und des Abbaus von Personalüberhängen im Staatssektor ist der Arbeitsmarkt zusätzlichen Belastungen ausgesetzt. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze in den expandierenden Industrie- und Dienstleistungszweigen dürfte nicht ausreichen, alle freigesetzten Beschäftigten aufzunehmen. Deshalb ist in diesem und im nächsten Jahr per saldo mit einem weiteren Rückgang der Beschäftigung und einem Anstieg der Arbeitslosigkeit zu rechnen, die zudem Zugänge aus der Rückführung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen zu verzeichnen haben wird.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Wirtschaft
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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