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04.02.2003 14:22

Roma rücken ins Rampenlicht

Dr. Christian Reiser Presse + Kommunikation
Karl-Franzens-Universität Graz

    An der Uni Graz läuft eines der größten Projekte weltweit zur Kodifizierung von Sprache und Kultur der Volksgruppe.

    Vor knapp zehn Jahren begann am Grazer Institut für Sprachwissenschaft ein Projekt zur Kodifizierung und Didaktisierung des über Jahrhunderte ausschließlich mündlich überlieferten Roman - der Sprache der Burgenland-Roma. Heute haben sich daraus drei neue Teilprojekte entwickelt, mit einer beachtlichen Zwischenbilanz: Das Selbstbewusstsein der Volksgruppe ist gestiegen, es gibt Roman-Unterricht, und eine umfassende Datenbank aller Roma-Sprachen wächst Tag für Tag.
    1989 trat der neu konstituierte Verein Roma an Ass.-Prof. Mag. Dr. Dieter Halwachs vom Institut für Sprachwissenschaft der Universität Graz heran mit der Bitte, ihre bereits stark marginalisierte Muttersprache zu kodifizieren und didaktisieren. Eine Aufgabe, die keine leichte war, wie Projektmitarbeiter Gerd Ambrosch erzählt: "Da das Roman von den jüngeren Generationen meist gar nicht mehr verwendet wurde, war die Sprecherkompetenz sehr niedrig. Außerdem mussten wir das Lexikon erweitern und für moderne Gegenstände und Gegebenheiten Ausdrücke finden." Dabei war man bemüht, keine Lehnwörter zu verwenden, sondern aus der Sprache heraus Metaphern zu finden, die von den Sprecherinnen und Sprechern akzeptiert wurden. "Heute sind die Mitglieder der Volksgruppe so weit, dass sie ähnliche Wortschöpfungen selbst machen und damit die Sprache von innen heraus am Leben erhalten", freut sich Mitarbeiter Mag. Michael Teichmann. Auch die Verschriftlichung wurde mit den Roma selbst erarbeitet. Es wurde versucht, für die Laute möglichst exakte Zeichen zu finden, man einigte sich dabei zuletzt auf die deutsche Schreibweise. Die grundsätzlich besser geeignete südslawische Lateinschrift war den Volksgruppen-Mitgliedern nämlich nicht geläufig und wurde daher vehement abgelehnt.
    Bei der Entwicklung des didaktischen Materials kehrte man bewusst vom Folkloristischen ab und konzentrierte sich auf moderne Lernunterlagen. So ist beispielsweise das Lehrbuch als Comic gestaltet, es wurden zahlreiche Lernspiele zusammengestellt und besonderer Wert auf unterstützende Computerprogramme gelegt. Das Material kommt seit dem Schuljahr 1999/2000 sogar an der Volksschule Oberwart zur Anwendung, wo Roman-Unterricht in das Regelschulwesen integriert wurde. Für Erwachsene wird die Sprache unter anderem an der Volkshochschule in Oberwart gelehrt.
    Mit diesen Meilensteinen ist die Arbeit des Instituts für Sprachwissenschaft allerdings noch lange nicht abgeschlossen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Prof. Halwachs sind in internationalen Kooperationen mit der Erstellung zweier umfassender Internet-Datenbanken beschäftigt: Romlex - eine Art Wörterbuch sämtlicher Romani-Varianten - sowie Rombase, eine multilinguale Online-Enzyklopädie. Das Web-Wörterbuch beinhaltet derzeit etwa 22.000 Romani-Einträge aus mehreren Varianten, jeweils in englischer und deutscher Übersetzung. Rombase enthält etwa 200 Stichwörter zu einzelnen Themen, die die Volksgruppe betreffen, jeweils in verschiedenen Sprachen. Die Eintragungen zu Geschichte und Kultur sind multimedial gestaltet. Die umfassende Kompilation soll - wie das Wörterbuch - im Herbst des Jahres abgeschlossen und via Internet zugänglich sein.


    Weitere Informationen:

    http://www-gewi.uni-graz.at/romani
    http://www-gewi.uni-graz.at/rombase
    http:// romani.uni-graz.at/lex./lex.cgi


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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