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05.02.2003 09:45

Neue Energie aus alten Knochen

Erhard Jakobs Pressestelle
Fachhochschule Gießen-Friedberg

    Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt, bei dem die FH Gießen-Friedberg mit verschiedenen Partnern kooperiert. Gegenstand ist die Gewinnung von Rohöl und Aktivkohle aus Tiermehl und Klärschlamm.

    Steigende Sprit- und Ölpreise machen vielen Bürgern in diesen Tagen zu schaffen. Nun haben Forscher eine neue Energiequelle entdeckt: Diesel vom Abdecker. Der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Ernst Stadlbauer an der Fachhochschule Gießen-Friedberg ist es gelungen, aus Tiermehl und Klärschlamm Rohöl und Aktivkohle herzustellen. Als Verfahren wendet sie dabei Erhitzen unter Ausschluss von Sauerstoff an. Aus einer Tonne Tiermehl oder einer Tonne Klärschlamm werden auf diesem Weg ca. 250 Liter Rohöl.

    Die Entwicklung kommt zur richtigen Zeit. Tiermehl darf wegen BSE nicht mehr verfüttert werden. Für Klärschlamm gilt ab 2005 ein Verbot der Ablagerung auf Deponien. Dipl.-Ing. Sebastian Bojanowski vom FH-Labor für Entsorgungstechnik kennt die Zahlen: "In Deutschland fallen pro Jahr eine Million Tonnen Tiermehl und ca. drei Millionen Tonnen kommunaler Klärschlamm als Feststoffe an. In der EU sind es drei Millionen Tonnen Tiermehl und sieben Millionen Tonnen Klärschlamm."

    "Mit diesen kostenpflichtigen Abfallstoffen lässt sich ein neuer Energiemarkt entwickeln," meint Walter Grimmel, Chef der Firma "Werkstoff und Funktion" in Ober-Mörlen. Zusammen mit der Fachhochschule hat der Fachbetrieb für Wasser- und Abwassertechnik ca. 250.000 Euro an Fördermitteln von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Osnabrück erhalten. Ziel des Forschungs- und Entwicklungsprojektes ist der Bau einer Pilotanlage. Damit soll die Praxistauglichkeit der Umwandlung von Tiermehl und Klärschlamm in Rohöl demonstriert werden. Bereits im März 2003 wird der Versuchsreaktor an der Kläranlage im bayerischen Füssen errichtet. Dort soll solargetrockneter Klärschlamm in Rohöl umgewandelt werden. Klärschlamm besteht überwiegend aus Bakterien, welche die Schmutzstoffe des Abwassers anteilig in Leibessubstanz (Biomasse) umwandeln. So wird letztlich aus den Schmutzstoffen des Abwassers neue Energie in Form von Rohöl und Kohle gewonnen. Die Versuche mit Tiermehl werden bei einer hessischen Tierkörperverwertungsanlage gefahren.

    Andreas Frank ist für die Veredelung der Kohle zu Aktivkohle verantwortlich. Diese ist zur Reinigung von Abwässern und sauren bzw. metallhaltigen Abgasen geeignet. Der Diplom-Ingenieur sieht in dem neuen Verfahren die Möglichkeit, "Entsorgungsprobleme im Sinne des vorsorglichen Umweltschutzes so zu lösen, dass sie wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Anforderungen der Zukunft gerecht werden."

    Das Projekt hat auch eine internationale Dimension. Das FH-Team kooperiert mit der Universidade Federal Fluminense in Niterói (Rio de Janeiro) und der Universidade Federal de Santa Maria im südlichen Brasilien. Dort werden organische Rückstände aus der Reisernte mit dem Gießener Verfahren in Rohöl und hochreine medizinische Aktivkohle umgesetzt. Studierende der Fachhochschule haben die Möglichkeit, sich mit praxisbezogenen Diplom- und Studienarbeiten auch im Rahmen von Auslandssemestern an dem Projekt zu beteiligen.

    Gießen, 5. Februar 2003


    Weitere Informationen:

    http://let.mni.fh-giessen.de


    Bilder

    Sebastian Bojanowski (rechts) und Andreas Frank bei der Rohölgewinnung im FH-Labor.
    Sebastian Bojanowski (rechts) und Andreas Frank bei der Rohölgewinnung im FH-Labor.

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Informationstechnik, Maschinenbau, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Sebastian Bojanowski (rechts) und Andreas Frank bei der Rohölgewinnung im FH-Labor.


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