Studierende der Universität Witten/Herdecke leisten albanischen Kommilitonen "Erste Hilfe" bei der Medizinausbildung
Gerade sind sie aus Albanien zurückgekehrt. Und Mitte März 2003 machen sie sich schon wieder auf die Reise: Angehende Mediziner der Initiative SOPA (Studentische Organisation Pro Albanien) verhelfen albanischen Kommilitonen zu einer praxisnäheren Medizinerausbildung nach Wittener Vorbild. Begleitet werden sie von erfahrenen Ärzten. Bei der letzten Reise Ende Dezember 2002 war es der Mülheimer Radiologe Jürgen Plassmann, der in Witten lehrt.
"Bei den Studenten in Tirana steht unheimlich viel Theorie auf dem Lehrplan. Aber wie man ein Röntgengerät bedient, das wissen sie in der Regel nicht", hat UWH-Medizinstudent René Vollenbroich erfahren. Die meisten noch funktionsfähigen Durchleuchtungsapparate stammen aus den 50er und 60er Jahren. Jürgen Plassmann ergänzt: "Wichtig ist das Sehen lernen in der Radiologie. Was wir hier vermitteln, kann man nicht in Büchern lernen."
Die universitäre Lehre in Tirana leidet aber nicht nur an fehlendem Praxisbezug und veraltetem technischem Gerät, sondern auch an der "Flucht der akademischen Oberschicht ins Ausland." An den Universitäten lehrt jetzt nur noch die zweite oder dritte Garde. Auf Kritik an ihrer Lehrleistung reagieren Dozenten meist sehr ungehalten. Die albanische Medizinstudentin Kalaia lobt denn auch: "Normalerweise sind wir es gewohnt, unter erheblichem Leistungsdruck durch die Dozenten zu stehen und nach dem Frage-Antwort-Prinzip zu denken. Hier können wir ohne Druck lernen zu beschreiben, was man auf einem Röntgenbild sieht."
Kein Wunder, dass es unter diesen Bedingungen auch um die Notfallmedizin sehr schlecht bestellt ist, ein weiteres Feld der "Ersten Hilfe" aus Witten. Mit einer Erste-Hilfe-Puppe und Notfallmaterial im Gepäck sind sie jetzt schon mehrfach nach Albanien gereist. Mit dem Ergebnis ist man hoch zufrieden: "Wir haben tolle Fortschritte gemacht", erzählt Michael Gagesch, einer der SOPA Koordinatoren in Witten. Und dies trotz widriger Umstände: der Unterricht findet z.T. in ungeheizten Seminarräumen statt, Strom und Wasser werden in der albanischen Hauptstadt jeden Tag stundenweise abgestellt. Doch die Wittener Studenten wollen noch mehr. Zur Zeit ist ein Wirtschaftsseminar für Albanien in Vorbereitung.
Kontakt: SOPA, Michael Gagesch, Tel.: 02302/978543, proalbanien@web.de
http://www.uni-wh.de/de/stufu/ver/freie2.htm?uni-wh
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Pädagogik / Bildung
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
Deutsch
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