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06.02.2003 15:04

Außenstelle der Uni Heidelberg in Sri Lanka forscht über Jugendliche und Verhinderung von Konflikten

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Als Grundlage vieler Projekte dient eine große Jugend-Umfrage der Universität Colombo in Kooperation mit dem Südasien-Institut der Universität Heidelberg

    Studenten zerren den Rektor der Universität aufs Dach. Sie drohen, sich vor seinen Augen herabzustürzen, wenn er ihre Forderungen nicht erfüllt. Welche andere Wahl hätte er als einzulenken?

    Nun, hier handelt es sich nicht um den Rektor der Universität im romantischen Heidelberg. Es ist aber auch keine Theateraufführung. Diese Szene spielte sich auf dem Universitätsgelände in Colombo ab, wo Studenten öfter gewalttätig auftreten, wie Christine Bigdon, bis vor kurzem Leiterin der Außenstelle des Südasien-Instituts (SAI) der Universität Heidelberg in Colombo, erzählt.

    Gewalttätige Jugendaufstände fanden schon in den Siebzigern statt. Konfrontiert mit einer hohen Jugendarbeitslosigkeit, fällt es leicht, Jugendliche zu mobilisieren und auch zu radikalisieren. Schon an den Universitäten versucht zum Beispiel die JVP (Janatha Vimukthi Peramuna, People's Liberation Army), Anhänger für die JVP Union zu rekrutieren. In Sri Lanka liegt dem Begriff "Jugendlicher" ein anderes Verständnis als in Deutschland zugrunde. Als Jugendlicher gilt, wer zwischen etwa 16 und 30 Jahre alt und unverheiratet ist. Das geht manchmal sogar bis 35, wenn man noch Single ist.

    Solange man nicht verheiratet sei, würden die jungen Erwachsenen oft nicht ernst genommen. Dies ändere sich auch nicht durch einen Beruf, sondern eben nur durch Heirat, berichtet Bigdon. Geheiratet werde ab ungefähr 25 Jahren, aber auch oft erst später. Wenn man jedoch keinen Job habe, heirate man in der Mittelschicht auch nicht. Dabei gelte ein sicherer Arbeitsplatz bei der Regierung viel mehr als in der freien Wirtschaft, auch wenn das Gehalt viel niedriger ist.

    Zwar könnten "erstaunlich viele" Jugendliche auch aus ärmlichen Verhältnissen dank des offenen Bildungssystems in Sri Lanka eine Universitätsausbildung erhalten, so Bigdon. Die hohen Erwartungen, dass man mit einem Universitätsabschluss aber dann auch eine Regierungsstelle bekomme, würden oft enttäuscht, da die Regierung in den letzten Jahren ihren riesigen Verwaltungsapparat abbaue. Die daraus entstehende Frustration führe leicht zu einer erhöhten Gewaltbereitschaft.

    Die Situation der Jugendlichen sowie Konfliktmanagement und Konfliktprävention bilden auch die Schwerpunkte der Forschungsprojekte, die die Außenstelle des Südasien-Instituts in Colombo betreut oder durchführt. Außerdem koordiniert die Außenstelle die Vorbereitungen von Forschungsaufenthalten im Rahmen des DAAD-Projekts "Fachbezogene Partnerschaften mit Hochschulen in Entwicklungsländern".

    Als Grundlage vieler Projekte dient eine große Jugend-Umfrage der Universität Colombo in Kooperation mit dem SAI. Zur Auswertung der Daten laufen Aktivitäten auch in Zusammenarbeit mit Partnern wie zum Beispiel dem Goethe-Institut, der Friedrich-Ebert-Stiftung oder der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ). In dem GTZ-Gebäude befindet sich auch das Büro der Außenstelle, die mit einem Leiter sowie einem lokalen Mitarbeiter besetzt ist. Zum einen sei die Ausstattung an der Universität sehr schlecht, es fehle an Kopiergeräten und Telefonen, so Bigdon. Ein weiterer Vorteil dieser Lage sei die Nähe zu Entwicklungsinstitutionen, mit denen zusammengearbeitet wird. Zur Universität Colombo bestehe schon insofern ein guter Kontakt, da der vorherige Leiter der Außenstelle, Markus Mayer, dort als Koordinator für das Programm IMCAP (Improving Capacities on Poverty Research at Sri Lankan Universities) geblieben ist.

    Nachfolgerin von Christine Bigdon, die demnächst mit einer politikwissenschaftlichen Dissertation zum Thema "local governance and conflict management" promoviert, ist Dr. Birgit Mayer-König. Nachdem sie sich in letzter Zeit vor allem mit friedenspolitischen Themen auseinandergesetzt hat, ist Sri Lanka für sie gerade deshalb interessant, da dort der Friedensprozess nach den langen Jahren des Bürgerkriegs tatsächlich im Gange ist.
    Gertraud Gallecker

    Rückfragen bitte an:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
    http://www.uni-heidelberg.de/presse


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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