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11.02.2003 09:50

Arbeitstagung zur Evaluation an Hochschulen - am 13. und 14. 02. 2003 an der Universität Potsdam

Andrea Benthien Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Potsdam

    Arbeitstagung zur Evaluation an Hochschulen
    am 13. und 14. Februar 2003 an der Universität Potsdam

    Am 13. und 14. Februar 2003 findet an der Universität Potsdam eine Arbeitstagung unter dem Titel "Evaluation und Akkreditierung: bluffen-vereinheitlichen-profilieren?" statt. Es ist die 4. Evaluationstagung im Rahmen einer Veranstaltungsreihe Berliner und Brandenburger Hochschulen. Dabei handelt es sich um eine gemeinsame Tagung der Universität Potsdam, der Fachhochschule Potsdam und der Hochschulrektorenkonferenz. Bestandteile der Veranstaltung sind Plenumsreferate, Workshops und eine Podiumsdiskussion.

    Eröffnungsvorträge halten Dr. Dr. hc. Jürgen Lüthje von der Universität Hamburg und Prof. Dr. Geoffrey Alderman von der American InterContinental University London. In seinen Ausführungen, die sich unmittelbar dem Thema der Tagung widmen, umreißt Lüthje kurz die Chancen, aber auch Gefahren, die Evaluation und Akkreditierung als noch neue Formen der Qualitätssicherung an Hochschulen in Deutschland in sich bergen.
    Alderman spricht über die Entwicklung von Qualitätsstandards und Qualitätssicherung für das britische Hochschulwesen in den letzten Jahren und gibt seinem Vortrag den Untertitel: "Eine Komödie sehr vermeidbarer Fehler". 1997 war der Rat zur Selbstregulierung der Hochschulen durch eine regierungsnahe Agentur für Qualitätssicherung ersetzt worden. Ihr Ziel war die Einführung eines Systems, das vergleichbare Leistungsmerkmale für die Erstellung von Ranking-Listen liefern sollte. 2001 wurde es aufgrund schlechter Erfahrungen jedoch mitsamt der Ranking-Listen-Kultur quasi wieder abgeschafft.

    In Mittelpunkt der am 13. Februar um 16.30 Uhr stattfindenden Podiumsdiskussion steht "Der Nutzen von Evaluation und Akkreditierung im Dialog Hochschule-Wirtschaft". Teilnehmer des Gesprächs sind Prof. Dr. Ulrich Teichler, Universität Kassel, Prof. Dr. Falk Roscher, Fachhochschule Esslingen, Dr. Udo Dierk, Siemens AG; Sven Weickert; Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg e.V. sowie Hochschulabsolventen. Die Moderation der Veranstaltung hat Prof. Dr. Wilfried Fuhrmann aus der Universität Potsdam übernommen.
    Ulrich Teichler betont in seinem Statement zwei Seiten von Evaluation. Zum einen trage sie nach seiner Ansicht zur Reflexität der Akteure selbst bei, zum anderen diene sie auch in verschiedener Hinsicht als Kontrollmittel. Akkreditierung, so wird er erläutern, wurde eingeführt in der Hoffnung, eine Loslösung von staatlicher Aufsicht sowie schnellere Prozeduren der Anerkennung von Studiengängen erreichen zu können. Der Wissenschaftler plädiert jedoch weniger dafür zu hinterfragen, inwieweit die Ziele erreicht werden, ermuntert vielmehr zur Diskussion über die möglicherweise darüber hinaus gehenden Wirkungen, nicht ohne ebenfalls auf bestehende Gefahren hinzuweisen.

    Falk Roscher spricht in seinen Eingangsbemerkungen über zwei mögliche Zugänge zum Thema. Die Ergebnisse von Evaluation und Akkreditierung, so die erste These, könnten im Dialog zwischen Hochschule und Wirtschaft ein Rolle spielen. Zunächst würden sie jedoch als im Wesentlichen hochschulbezogene Prozesse verstanden. Die zweite These unterstellt einen vorhandenen Nutzen für Hochschule und Wirtschaft, der durch den Dialog von Hochschule und Wirtschaft noch gezielt gefördert werden kann. Beiden Ansätzen geht Roscher nach.

    Udo Dierk betont in seinem Statement die hohe Wertschätzung, die die Siemens AG Akkreditierungen entgegenbringt. Das Unternehmen sei in hohem Maße auf die Qualität der weltweiten Bildungssysteme angewiesen, denn die Qualifikation der Mitarbeiter stelle den entscheidenden Erfolgsfaktor dar. Der Siemens AG ist es demnach nicht gleichgültig, in welcher Form die nationalen Bildungssysteme und darin tätige Einrichtungen die Qualität ihrer Ausbildung und Studiengänge absichern. Akkreditierung sei außerordentlich wichtig, da hierdurch die entscheidenden Hinweise auf die Qualität der Studiengänge kommen. Die gleiche hohe Bedeutung werde den Evaluierungsprozessen beigemessen, obwohl diese nicht an die Abnehmer-Seite gerichtet seien, sondern nach innen in die Bildungseinrichtung hinein wirkten.

    Auch in vier Workshops wird am 14. Februar ab 9.00 Uhr zu verschiedenen Aspekten der Evaluation und Akkreditierung diskutiert. Ein erster Workshop befasst sich mit der "Auswahl von Gutachtern". Prof. Dr. Hans-Dieter Daniel von der Universität Zürich geht in seinem Impulsreferat darauf ein, dass Erfolg und Misserfolg einer Evaluation entscheidend von der Auswahl der Gutachter abhängen können. Die Gutachter sind die Adressaten des internen Selbstevaluationsberichts, führen die Begehungen der evaluierten Einheit durch, empfehlen den Leitungsgremien der Hochschule Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität. Bei der Auswahl der Gutachter seien Kriterien anzuwenden wie Reputation und fachliche Breite, Evaluationserfahrung, Akzeptanz, Vertrautheit mit dem jeweiligen Hochschulsystem und Internationalität.

    "Probleme der Herausbildung eines "Evaluationscodes": Bluff oder Erkenntnis?" ist das Thema des zweiten Workshops. Hier wird die Frage gestellt, ob sich in den Evaluationsberichten eine sprachliche Praxis etabliert, die auf die Existenz spezifischer, wertender Codes hinausläuft. In seinem Impulsreferat erläutert Prof. Dr. Peter Heinrich von der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege Berlin, dass das Besondere doppelbödiger Botschaften darin besteht, dass man ihnen ihre semantische Eigenart nicht ansieht. Sowohl offene als auch verborgene Mitteilungen seien informationshaltig. Die Anwendung auf Evaluationsberichte würde zwei Adressatengruppen voraussetzen. Diskrepanzen einer Evaluationssemantik liegen nach Auffassung des Referenten eher im methodischen und im mikropolitischen Bereich und auf der Ebene der Unbestimmtheit der Sprache.

    Mit "Konsequenzen aus der studentischen Verwaltungskritik" befasst sich ein dritter Workshop. Was zeichnet gute Lehre aus? Welche Merkmale charakterisieren gute Dozenten, gute Veranstaltungen? Lehrevaluation lässt sich nach Meinung von Dr. Heiner Rindermann von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg nicht durchführen ohne diese Fragen theoretisch und empirisch zu klären. In seinem Impulsreferat geht er ebenso auf Kritiker studentischer Lehrevaluation sowie auf Auswirkungen und Nutzen studentischer Lehrevaluationen ein. Er plädiert dafür, Lehrevaluationen und Lehrveranstaltungsevaluationen in ein allgemeines Verfahren zur Bestimmung und Förderung von Lehr-, Ausbildungs- und Forschungsqualität zu integrieren.

    Im vierten Workshop spricht Thomas Reil vom Akkreditierungs-, Certifizierungs- und Qualitätssicherungs-Institut (ACQUIN) Bayreuth über die Verbindung von Evaluations- und Akkreditierungsverfahren. Nachdem er zunächst beide Seiten getrennt voneinander beleuchtet, weist er auf die logische Verknüpfung ihrer Aufgaben mit den Erfordernissen laut Hochschulrahmengesetz. Reil stützt sich dabei auf eine Einschätzung der Gutachtergruppe bei der 2001 erfolgten Evaluation des Akkreditierungsrates. Danach relativiere sich zum Beispiel der Aufwand der Akkreditierung, weil sie in den Hochschulen ein Teil des ohnehin erforderlichen Qualitätsmanagements ist und die notwendigen Erhebungen und Daten ohnehin im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Evaluationsverfahren bereitzustellen sind.
    ACQUIN besitzt gegenwärtig einen Vertrag mit insgesamt vier Fachhochschulen aus Berlin und Brandenburg, der die externe Evaluation vorsieht. Das Unternehmen bietet den Fachhochschulen anschließend die Möglichkeit, den betreffenden Studiengang durch ihre Akkreditierungskommission ohne zusätzliche Kosten akkreditieren zu lassen.

    Die Workshop-Ergebnisse werden zum Abschluss während eines Plenums diskutiert. Schlussworte halten Prof. Dr. Gerda Hassler, Prorektorin für Lehre und Studium an der Universität Potsdam und Prof. Dr. Dagmar Jank, Prorektorin für Lehre, Studium und Forschung an der Fachhochschule Potsdam.

    Hinweis an die Redaktionen:
    Informationsvermittlung erfolgt über Janny Glaesmer, Leiterin des Referates für Presse-, Öffentlichkeits- und Kulturarbeit der Universität Potsdam, telefonisch unter 0331/977-1474, E-Mail: presse@rz.uni-potsdam.de.
    Das genaue Programm der öffentlichen Veranstaltung finden Interessierte im Internet unter der Adresse: http://www.uni-potsdam.de/u/pressmitt/2002/pm192_02.htm.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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