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11.02.2003 09:52

Universität Heidelberg lädt Öffentlichkeit zu Gedenkfeier für Prof. Gadamer ein

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Am kommenden Samstag um 11 Uhr in der Aula der Neuen Universität - Grußwort von Ministerpräsident Teufel, Festvortrag von Prof. Derrida - Videoübertragung in die Hörsäle 13 und 14

    Aus Anlass des Todes von Prof. Hans-Georg Gadamer am 13. März des vergangenen Jahres gedenken die Ruprecht-Karls-Universität und die Heidelberger Akademie der Wissenschaften ihres großen Philosophen mit einer Akademischen Feier am 15. Februar um 11 Uhr in der Aula der Neuen Universität (Grabengasse 3, 69117 Heidelberg). Zu der Gedenkfeier unter dem Motto "Hans-Georg Gadamer und die Philosophie des 20. Jahrhunderts" laden Universität und Akademie die Öffentlichkeit sehr herzlich ein. Die Veranstaltung wird live per Video in die Hörsäle 13 und 14 übertragen.

    Dem musikalischen Auftakt werden Begrüßungen durch den Rektor der Universität, Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Hommelhoff, und den Präsidenten der Akademie der Wissenschaften, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gisbert Freiherr zu Putlitz, folgen. Das Grußwort spricht Erwin Teufel, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, sodann stellt Prof. Dr. Rüdiger Bubner, Philosophisches Seminar der Universität Heidelberg, in seiner Einführung den Festredner vor. Prof. Dr. Jacques Derrida wird zu dem Thema "Le dialogue ininterrompu: entre deux infinis, le poème" sprechen (eine Übersetzung liegt aus). Derridas eigene Philosophie verdankt Gadamer und Heidegger die entscheidenden Impulse. Gerade in jüngster Zeit hat Derrida die Wurzeln seines Denkens in der philosophischen Hermeneutik besonders betont.

    Der Lebenslauf von Jacques Derrida

    Jacques Derrida wurde 1930 in El-Biar in der Nähe von Algier geboren. Am ersten Schultag 1942 verweist man ihn von der Schule, weil der Rektor den Numerus Clausus für Juden von 14 auf 7% herabgesetzt hat. Derrida geht an das Lycée Ben Aknoun zurück und träumt davon, professioneller Fussballspieler zu werden. Im Juni 1947 fällt er durch das baccalauréat. Zur selben Zeit liest er Rousseau, Gide, Nietzsche, Valéry und Camus und veröffentlicht Gedichte in kleinen nordafrikanischen Zeitungen.

    1947/48 besucht Derrida die Philosophieklasse am Lycée Gauthier in Algier. 1948/49 folgt seine Hinwendung zur Philosophie, mit der Lektüre Kierkegaards und Heideggers. Seine erste Reise nach Frankreich folgt 1949/50 - er wird Internatsschüler am Lycée Louis-le-Grand in Paris. Von 1952 bis 1954 besucht er die École normale supérieure und beginnt seine Freundschaft mit Louis Althusser. Die erste Begegnung mit Marguerite Aucouturier prägt diese Zeit. Derrida ist zeitweilig in Gruppen der nichtkommunistischen extremen Linken aktiv. Er schließt Freundschaft mit Foucault, dessen Vorlesungen er hört.

    1956/57 besteht er im zweiten Anlauf die mündliche Prüfung der agrégation und erhält ein Stipendium als special auditor an der Harvard University. Im Juni 1957 heiratet er in Boston Marguerite Aucouturier. 1957-59 folgt der Militärdienst im Algerienkrieg. Er unterrichtet als Soldat zweiter Klasse in Zivil junge Algerier und Algerierfranzosen in Französisch und Englisch. Häufige Treffen mit Bourdieu.

    1959/60 kehrt Derrida nach Frankreich zurück und tritt seine erste Stelle als Lehrer am Lycée in Le Mans an. 1960 bis 1964 lehrt er an der Sorbonne "Allgemeine Philosophie und Logik" als Assistent von S. Bachelard, G. Canguilhem, P. Ricour und J. Wahl. Seinem ersten Vortrag am Collège de France (über und in Anwesenheit Foucaults) folgen erste Veröffentlichungen in Critique und Tel Quel.

    1966 nimmt er an der Johns Hopkins University in Baltimore an einem großen Kolloquium teil, das eine spektakuläre Intensivierung der Rezeption französischer Philosophen und Theoretiker in den USA einleitet. Dort lernt er Paul de Man und Jacques Lacan kennen. 1967 veröffentlicht Derrida seine ersten Bücher: De la grammatologie (Grammatologie, dt. 1974), La voix de la Phénomène. Introduction au problème du signe dans la phénoménologie de Husserl (Die Stimme und das Phänomen. Ein Essay über das Problem des Zeichens in der Philosophie Husserls, dt. 1979). In der Folgezeit wächst seine Anerkennung im Ausland, durch die Wahl in mehrere Akademien, Preise wie den Nietzsche-Preis 1988 und Ehrendoktortitel (Columbia, Essex, Leuven, New School, Williams College). In Frankreich dagegen wird er zunehmend vom akademischen Betrieb ausgeschlossen.

    Derrida scheint bestimmten Aspekten der Bewegung vom Mai 1968 zurückhaltend gegenüberzustehen. Im Juli 1968 hält er auf Einladung von Peter Szondi eine Reihe von Seminaren an der Universität Berlin. Seit 1968 vermehrte Reisetätigkeit innerhalb und außerhalb Europas.

    1971 Rückkehr nach Algerien: Vorträge und Lehrtätigkeit an der Universität von Algier. In dieses Jahr fällt sein Vortrag beim Congrès des sociétes de philosophie de langue française in Montréal ("Signatur Ereignis Kontext"). Drei weitere Bücher, Sondernummern von Lettres françaises und Le Monde erscheinen 1972. 1974 ruft er in den soeben gegründeten Éditions Galilées die Reihe "La philosophie en effet" ins Leben. 1975 gründet er zusammen mit Freunden, Kollegen und Studenten die Gruppe zur Erforschung der philosophischen Lehre und beginnt seine Lehrtätigkeit in Yale. In dieses Jahr fällt der Beginn der so genannten Yale School (H. Bloom, P. de Man, J. Derrida, Geoffrey Hartman, J. H. Miller) und der Auseinandersetzungen um die "Invasion" der "deconstruction in America".

    1979: Derrida ergreift mit einigen anderen die Initiative zur Organisation der Generalstände der Philosophie, die an der Sorbonne abgehalten werden. Erste Reise nach Schwarzafrika zum Kolloquium in Cotonou.

    1980: Verteidigung einer Thèse d'Étatan der Sorbonne. Ph. Lacoue-Labarthe und J.- L. Nancy organisieren das Kolloquium "A partir du travail de Jacques Derrida" in Cérisy.

    1981: J. D. gründet mit Jean-Pierre Vernant und einigen Freunden die Gesellschaft Jan Hus (Hilfe für verfolgte tschechische Intellektuelle). Wird in Prag verhaftet und erst nach einer energischen Intervention François Mitterrands und der französischen Regierung von der Tschechoslowakei freigelassen ("ausgewiesen").

    1983: Gründung des Collège international de philosophie, zu dessen erstem Direktor J. D. gewählt wird. Wahl in die École des hautes études en sciences sociale.

    1984: Vortrag im Seminar von Jürgen Habermas und Eröffnungsvortrag des Joyce-Kolloquiums in Frankfurt.

    1986: Zusammen mit dem amerikanischen Architekten Peter Eisenmann Arbeit an einem Entwurf für den Parc de la Villette.

    1989: Eröffnungsansprache bei dem von der Cardozo School of Law in New York veranstalteten Kolloquium über "Deconstruction and the Possibilities of Justice".

    1990: Seminare an der Wissenschaftsakademie der UdSSR und der Universität Moskau. Eröffnungsvortrag bei dem von S. Friedlander an der University of California (Los Angeles) organisierten Kolloquium über "Die Endlösung und die Grenzen der Repräsentation".

    1992: Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Cambridge.

    2001: Theodor W. Adorno-Preis der Stadt Frankfurt am Main

    Rückfragen von Journalisten bitte an:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
    Deutsch


     

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