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13.02.2003 16:32

Neuer Leopoldina Präsident Volker ter Meulen will internationales Leopoldina Engagement ausweiten

Prof.Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina

    "Die Leopoldina ist bereit, die Aufgaben einer nationalen Akademie zu übernehmen, falls dies der Wissenschaftsrat empfiehlt." Mit diesen Worten umriss der neue Leopoldina-Präsident Prof. Dr. Volker ter Meulen zu Beginn seiner fünfjährigen Präsidentschaft die Bereitschaft der Leopoldina, "ihren Aufgabenbereich zu erweitern und dementsprechend die hierfür notwendigen Strukturen anzupassen." Entsprechende Überlegungen des Leopoldina-Präsidiums hatten ter Meulen und sein Amtsvorgänger, Prof. Dr. Dr. h.c. Benno Parthier, dem Wissenschaftsrat bei einer Anhörung im Januar 2003 vorgetragen. Anders als 1992, als die Leopoldina die Offerte des damaligen Bundesministers für Forschung und Technologie, Heinz Riesenhuber, die Aufgabe einer Nationalakademie zu übernehmen, ablehnte, wäre die Leopoldina inzwischen fähig und bereit, diese Aufgabe zu übernehmen, betonte ter Meulen in seiner Antrittsrede.

    Alternativ habe man dem Wissenschaftsrat zwei weitere Optionen vorgeschlagen, so ter Meulen weiter. Denkbar sei zum einen eine Arbeitsteilung der Akademien in Deutschland nach britischem Vorbild, bei der die Leopoldina auf internationalem Parkett als Sprachrohr für Naturwissenschaften, Medizin und Technikwissenschaften fungieren könne (analog zur Royal Society in London), die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften könnte dagegen die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften vertreten (entsprechend der British Academy of Humanities). Denkbar sei aber auch, so ter Meulen, dass der Wissenschaftsrat sich für die dritte von der Leopoldina vorgetragene Option entscheiden wird. Diese sieht die Gründung eines Wissenschaftskonvents vor, wie vom Senat und der Mitgliederversammlung der Leopoldina bereits 2001 empfohlen. Ter Meulen dankte in diesem Zusammenhang seinem Amtsvorgänger, dem Halleschen Pflanzenbiochemiker Benno Parthier, ausdrücklich für seine Tätigkeit. Unter seiner Führung seien neue Strukturen entwickelt und die Palette der Aktivitäten der Akademie in einem Maße erweitert worden, die es der Leopoldina jetzt erlaubten, neue Herausforderungen anzunehmen. Parthier hatte das Präsidentenamt seit dem 1. Juli 1990 inne.

    Ausgangspunkt für die derzeit geführte Diskussion und die Einsetzung einer Arbeitsgruppe "Nationale Akademie" durch den Wissenschaftsrat ist, dass in Deutschland eine dem Ausland vergleichbare Form wissenschaftlicher Politikberatung und internationaler Wissenschaftsrepräsentanz, so wie sie in den USA durch die National Academy of Sciences, in Großbritannien durch die Royal Society oder in Frankreich durch die Académie des Sciences wahrgenommen wird, nicht existiert. Während in diesen Ländern Stellungnahmen zu wichtigen gesellschaftspolitischen Themen wie zum Beispiel Ernährung, Gesundheit, Umwelt, Energie, Migration, Bioterrorismus, Stammzellforschung oder das Klonieren von Menschen durch unabhängige Gremien der Wissenschaft erarbeitet und abgegeben werden, erfolgt dies in Deutschland über sehr viele - weniger nach rein wissenschaftlichen als nach politischen Gesichtspunkten - eingesetzte Kommissionen, Forschungs- und Fachbeiräte oder Ausschüsse, deren Zusammensetzung oftmals das Ergebnis bereits erahnen lässt, da zu oft Kompromisse erforderlich sind. Dabei besteht auch in Deutschland ein zunehmender Bedarf an wissenschaftsbasierten Entscheidungsvorschlägen für die Politik, die jedoch frei von politischen und wirtschaftlichen Einflüssen in wissenschaftlichen Beratungsgremien erstellt werden sollten.

    Volker ter Meulen, Würzburger Virologe und bisheriger Vizepräsident der Akademie, übernimmt als 25. Präsident die Leitung der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, die als Gelehrtengesellschaft seit 351 Jahren ununterbrochen existiert. Mit Volker ter Meulen steht erstmals nach 125 Jahren - seitdem die Leopoldina im Jahr 1878 ihren ständigen Sitz in Halle an der Saale nahm - eine Forscherpersönlichkeit der Akademie vor, die nicht zugleich Professor der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ist. Die festliche Übergabe des Präsidentenamtes fand am 13. Februar 2003 im Freylinghausen-Saal der Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale) statt.

    Volker ter Meulen, geb. 1933, ist Humanmediziner. Er erhielt seine virologische Ausbildung am Children's Hospital of Philadelphia, USA, (1963-1965) und wurde nach seiner Habilitation in Göttingen (1968) und weiteren Forschungstätigkeiten in Philadelphia sowie in Berkeley, USA, (1969-1970) im Jahr 1975 ordentlicher Professor für klinische Virologie und Immunologie an der Universität Würzburg. Von 1983 bis 1985 und erneut von 1998 bis 2002 war er Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg. Ter Meulen erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise, u.a. den Max-Planck-Forschungspreis (1992), den Emil von Behring-Preis der Philipps-Universität Marburg (2000) und den deutschen AIDS-Preis der Asmann-Stiftung in Düsseldorf (2002). Er ist in vielen in- und ausländischen wissenschaftlichen Gremien tätig. Er war unter anderem Mitglied des Wissenschaftsrates (1992-1998), dessen Medizinausschuss er von 1995 bis 1998 vorstand. Seit 1992 ist er Mitglied des Gesundheitsforschungsrates des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, dessen Vorsitz er seit 1994 inne hat. Seit 1984 ist ter Meulen Mitglied der Leopoldina, 1993 wurde er Mitglied des Präsidiums, ab 1999 diente er der Akademie als einer der vier Vizepräsidenten. Mit Übernahme des Präsidentenamtes wird er 2003 der 25. Präsident in der 351-jährigen Geschichte der Akademie.

    Zur Akademie Leopoldina:
    Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (gegründet 1652 in Schweinfurt) mit Sitz in Halle an der Saale (seit 1878) ist eine überregionale Gelehrtengesellschaft mit gemeinnützigen Aufgaben und Zielen. Sie ist die älteste naturwissenschaftliche Akademie in Deutschland und zugleich älter als die beiden ebenfalls im 17. Jahrhundert gegründeten europäischen Akademien, die Royal Society, London, und die Académie des Sciences, Paris. Die Leopoldina trägt durch die Jahresversammlungen, fachspezifische Meetings und Symposien, monatliche Vortragssitzungen und die vielfältigen persönlichen Kontakte der Mitglieder "zum Wohle des Menschen und der Natur" bei. Ihr gehören 1000 Mitglieder in aller Welt an. Drei Viertel der Mitglieder kommen aus den Stammländern Deutschland, Schweiz und Österreich, ein Viertel aus weiteren ca. 30 Ländern. Zu Mitgliedern werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus naturwissenschaftlichen und medizinischen Disziplinen gewählt, die sich durch bedeutende Leistungen ausgezeichnet haben.
    Die Leopoldina wird von einem ehrenamtlichen Präsidium geleitet. Präsident ist seit dem 13. Februar 2003 der Würzburger Virologie-Professor Dr. Volker ter Meulen. Als Nachfolger für den ehemaligen Vizepräsidenten für Medizin Volker ter Meulen wählte der Senat der Leopoldina am 12. Februar 2003 den Vorsitzenden des Stiftungsvorstands des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg, den Virologie-Professor Dr. Harald zur Hausen. Weitere Vizepräsidenten sind der Psychologie-Professor Dr. Paul B. Baltes (Berlin) und die beiden Chemie-Professoren Dr. Gunter S. Fischer (Halle an der Saale) und Dr. Ernst-Ludwig Winnacker (München). Letzterer ist zugleich Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn. Die laufenden Geschäfte der Leopoldina führt eine Generalsekretärin, die Neurobiologie-Professorin Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug.
    Die Leopoldina erhält ihre finanziellen Zuwendungen für die satzungsgemäßen Aufgaben zu 80 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu 20 Prozent vom Land Sachsen-Anhalt.


    Weitere Informationen:

    http://www.leopoldina-halle.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Personalia, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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