idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
20.02.2003 13:36

Verabschiedung von Harald zur Hausen

Dr. Julia Rautenstrauch Strategische Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum

    Am 11. März 2003 verabschiedet das Deutsche Krebsforschungszentrum seinen langjährigen Wissenschaftlichen Stiftungsvorstand Professor Dr. med. Dr. h.c. mult. Harald zur Hausen. Seit 1983 hat der Virologe zur Hausen die wissenschaftliche und strukturelle Ausrichtung des Krebsforschungszentrums entscheidend geprägt. Unter seiner Leitung entwickelte sich das Zentrum zu einem der weltweit führenden Krebsforschungsinstitute. Zur Hausens Forschung auf dem Gebiet der Krebsentstehung durch Viren hat ihn zu einem Wegbereiter neuer Ansätze der Vorbeugung und Behandlung von Krebserkrankungen gemacht.

    Harald zur Hausen,1936 in Gelsenkirchen geboren, studierte in Bonn, Hamburg und Düsseldorf Medizin. Im Anschluss daran forschte er für drei Jahre als Nachwuchswissenschaftler an der Universität Düsseldorf, darauf folgte ein dreijähriger USA-Aufenthalt an der Universität Pennsylvania in Philadelphia. Nach einer Zwischenstation in Würzburg übernahm zur Hausen 1972 den Lehrstuhl für Virologie der Universität Nürnberg-Erlangen, 1977 den Lehrstuhl für Virologie der Universität Freiburg. 1983 wurde Harald zur Hausen zum Vorsitzenden und Wissenschaftlichen Mitglied des Stiftungsvorstands des Deutschen Krebsforschungszentrums berufen.
    Zur Hausens wissenschaftliches Interesse galt von Anfang an der Rolle von Viren bei der Entstehung von Tumoren des Menschen. So untersuchte er in Philadelphia und Würzburg unter anderem den Zusammenhang zwischen der Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus und der Entstehung des Burkitt-Lymphoms und des Nasopharynxkarzinoms - beide sind die ersten Krebserkrankungen, die mit Viren in Verbindung gebracht wurden.
    Ab den siebziger Jahren konzentrierte sich zur Hausen ganz auf die humanen Papillomviren (HPV), bekannt als Erreger von Hautwarzen. Bereits 1976 publizierte er die Hypothese, dass Warzenviren eine Rolle bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs spielen. Aus dem Verdacht wurde bald experimentell untermauerte wissenschaftliche Gewissheit: Anfang der achtziger Jahre gelang es zur Hausen und seinen Mitarbeitern, aus Tumormaterial die bis dahin unbekannten Virustypen HPV 16 und HPV 18 zu isolieren - sie gelten heute als die beiden wichtigsten Hochrisikotypen bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs. In der Folge konnten zur Hausen und sein Team einige der Mechanismen aufklären, mit denen das Virus die bösartige Entartung infizierter Zellen einleitet. Die Entdeckung des Auslösers der bei Frauen dritthäufigsten Krebserkrankung eröffnete völlig neue Perspektiven der Vorbeugung und Behandlung: Weltweit wird an Konzepten zur Impfung gegen Papillomviren gearbeitet. Die kürzlich von US-Wissenschaftlern publizierten ersten Erfolgsmeldungen über die klinische Prüfung eines Impfstoff-Prototyps gegen Hochrisiko-HPV unterstreichen Harald zur Hausens Bedeutung als Forscher, Arzt und als Wegbereiter eines revolutionären Ansatzes in der Krebsmedizin.
    Für sein wissenschaftliches Werk wurde Harald zur Hausen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Robert Koch-Preis, dem Charles S. Mott-Preis der General-Motors Krebsforschungs-Stiftung, dem Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis, dem Ernst Jung-Preis für Medizin sowie dem Charles-Rudolphe Brupbacher-Preis. Außerdem wurde ihm die Ehrendoktor-Würde der Universitäten Chicago (USA), Umeå (Schweden), Prag (Tschechien), Salford (England) und Helsinki (Finnland) verliehen.
    Harald zur Hausens Mitgliedschaft und Ehrenmitgliedschaft in zahlreichen Akademien dokumentieren sein wissenschaftliches Engagement und sein Ansehen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft. So ist er Mitglied der amerikanischen Academy of Science und wurde erst kürzlich in das Präsidium der Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. Zur Hausen ist Autor und Koautor von derzeit über 250 wissenschaftlichen Publikationen.
    Als Wissenschaftlicher Stiftungsvorstand des Krebsforschungszentrums durchbrach zur Hausen die straffe Gliederung in selbstständige Institute zugunsten einer Organisation auf der Ebene von Abteilungen, die befristeten Forschungsschwerpunkten zugeordnet sind. Dabei verlagerte er die wissenschaftliche Ausrichtung des Zentrums von der Forschung am Mausmodell stärker auf menschliche Zellen.
    Für Transparenz in der Forschung sorgte zur Hausen mit der Einführung eines Systems der wissenschaftlichen Selbstkontrolle und internationalen Begutachtung im Deutschen Krebsforschungszentrum. Interne Beurteilungen der wissenschaftlichen Abteilungen fördern Kommunikation und wissenschaftlichen Austausch. Alle fünf Jahre wird jeder Forschungsschwerpunkt zudem durch auswärtige Experten begut-achtet. Die Ergebnisse schlagen sich in einer leistungsorientierten Verteilung der Ressourcen nieder.
    Unter zur Hausens Führung institutionalisierte das Krebsforschungszentrum, das über keine klinische Bettenabteilungen verfügt, seine Zusammenarbeit mit einzelnen Universitätskliniken: Die Etablierung der Klinischen Kooperationseinheiten - heute existieren bereits fünf davon - sicherte eine bessere Verzahnung von Grundlagenforschung und klinischer Medizin, um Forschungsergebnisse so schnell wie möglich in die Praxis zu übertragen. Mit seinen zahllosen innovativen Vorschlägen zur Ver-besserung der Forschungsförderung und -struktur, wie z. B. der Einführung des AIDS-Stipendienprogramms, gestaltete zur Hausen maßgeblich die biomedizinische Forschung in Deutschland. Harald zur Hausens Weitsicht und Engagement ist es zu verdanken, dass sich das Deutsche Krebsforschungszentrum während der letzten 20 Jahre zu einer weltweit führenden Forschungsinstitution entwickeln und diese Stellung weiter ausbauen konnte.
    Eine Pressemappe zur Verabschiedung von Harald zur Hausen kann in der Pressestelle angefordert werden.


    Weitere Informationen:

    http://www.dkfz.de


    Bilder

    Harald zur Hausen
    Harald zur Hausen

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Personalia, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Harald zur Hausen


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).