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30.07.2014 20:56

Ein Jahr »Wissenschaftsdebatte live« hat partizipative Forschung voran getrieben

Hanns-J. Neubert Vorstand
TELI - Journalistenvereinigung für technisch-wissenschaftliche Publizistik

    Trotz großen Interesses an wissenschaftlichen Themen in der Bevölkerung: Wissenschaft und Forschungspolitik agieren über die Köpfe der Bürger hinweg. Die meisten Runden Tische und Bürgerdialoge kommen zu spät. Meist sind Entscheidungen schon gefallen. Sie sollen nachträglich Legitimation beschaffen. Die »Wissenschaftsdebatte« will das ändern: Steuerzahler, Konsumenten, Wähler von Anfang an in technologisch-wissenschaftliche Entscheidungsprozesse einbeziehen – in den Worten des Techniksoziologen Ortwin Renn, Vordenker einer partizipativen Wissenschaft: die »Abwehrbeteiligung« durch »inklusive, deliberative, kollaborative und konsultative Elemente« aufweichen.

    Vor einem Jahre startete die »Wissenschaftsdebatte live« mit ihrer ersten Veranstaltung in München zum Thema »Demografie«. Es folgte eine Debatte in Wiesbaden zu Lärm, Lärmfolgen und Lärmvermeidung und – als ersten Schritt ins Ausland – eine Debatte in Kopenhagen zur Nanotechnologie als Teil von ESOF 2014. Zum Herbst hin wird sich die »Wissenschaftsdebatte live« des Themas »Energie« aus einer bisher wenig diskutierten Perspektive, der Wachstumsproblematik annehmen.

    Das Format der »Wissenschaftsdebatte«, im Internet seit 2009 online, wurde in der Journalistenvereinigung für technisch-wissenschaftliche Publizistik TELI entwickelt. Sie will den oft eindimensionalen Dialog-Veranstaltungen politischer und wissenschaftlicher Institutionen Polylog-Veranstaltungen entgegen setzen, die von den Wünschen, Problemen und Interessen der Menschen ausgehen. Nicht die zahlreichen Entwürfe aus der Innovationsspirale sollen debattiert werden, sondern wie Wissenschaft und Forschung zu einem qualitativ besseren Leben beitragen können und dafür die besten Lösungen finden: nicht im Sinne von Steigerung des Bruttosozialprodukts, sondern des Lebensnettoglücks.

    Wissenschafts- und Technikjournalisten spielen hier als Moderatoren eine wichtige Rolle. Traditionell recherchieren sie, erklären Fakten, wählen aus, bewerten – und hinterfragen idealerweise auch tonangebende Positionen aus Politik und Wissenschaft. Sie geben damit ihrem Publikum möglichst unabhängige Leitlinien für eigene Entscheidungen. Mit der »Wissenschaftsdebatte« betreten sie nun auch als Mediatoren zwischen Wissenschaft, Politik und den Bürgern die öffentliche Bühne, als Anwälte der Zivilgesellschaft.

    Dass der Wunsch der Öffentlichkeit, stärker in Entscheidungen über Wissenschaft und Forschung einbezogen zu werden, groß ist, untermauerte jüngst das »Wissensbarometer« von »Wissenschaft im Dialog« (WiD) in einer Umfrage. Die »Wissenschaftsdebatte« kommt diesem Wunsch nach, geht aber über die konventionellen Ansätze hinaus geht, bei denen es eher die Vertreter von Verbänden und Organisationen sind, die Debatten vorantreiben und dabei ihre eigenen Interessen vertreten. Die TELI ist dagegen überzeugt, dass Wissenschafts- und Technikjournalisten, die auf Grund ihres Berufes zur Unabhängigkeit verpflichtet sind, die besseren Vermittler sind.

    In den vergangenen zwölf Monaten hat die TELI Wissenschaftsdebatte mehrere hundert Menschen live und Tausende virtuell in wissenschaftlich-technologische Schlüsselthemen unserer Zeit eingebunden. Ergebnisse: Wenn Senioren demnächst nicht mehr in die Rente abgeschoben werden, sondern selber über ihre Lebensarbeitszeit und deren Dauer entscheiden dürfen, dann war die Wissenschaftsdebatte an dieser Weichenstellung mit beteiligt; weiterhin führte sie den Beweis, dass Lärm krank macht und forderte vom Staat, der Wirtschaft und Aufsichtsgremien ein Paket von Lärmschutzmaßnahmen ein; für die Nanotechnologie verlangt die »Copenhagen Declaration« nationale und EU-weite Info-Knotenpunkte, die Konsumenten lückenlos über Chancen und Risiken aufklären.

    Das Format begreift sich letztlich auch als Teil und Fortsetzung einer kritischen Denkschule, die vom verstorbenen FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher begründet wurde: vom technologisch-industriellen Komplex die »Kontrolle über unser Denken« zurück zu gewinnen und »die normative Kraft von Technologien zu regulieren«.

    Die Protokolle und Statements aus den bisherigen Veranstaltungen der »Wissenschaftsdebatte live« und weitere Diskussionsstränge können nachgelesen werden auf http://www.wissenschaftsdebatte.de

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    Die »Wissenschaftsdebatte« ist ein ehrenamtlich betriebenes Projekt der Wissenschafts- und Technikjournalisten in der TELI, initiiert von Hanns-J. Neubert und Wolfgang Goede. Einige Veranstaltungen der »Wissenschaftsdebatte live« werden finanziell unterstützt von der Philip-Morris-Stiftung.

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    -- Wissenschaftsdebatte im Web http://www.wissenschaftsdebatte.de
    -- Goede, Wolfgang C.: Forschung, Technik und Zivilgesellschaft. In: Maecenata Institut, Opusculum Nr. 68 http://www.maecenata.eu/publikationen/reihe-opuscula
    -- Goede Wolfgang C.: Schluss mit dem Dornröschenschlaf. Gastbeitrag in »Wissenschaft kommuniziert« http://wissenschaftkommuniziert.wordpress.com/2014/07/17/schluss-mit-dem-dornros...
    -- 
Neubert, Hanns-J.: Wer nicht fragt bleibt dumm. Wirtschaftsjournalist http://www.wirtschaftsjournalist-online.de/wp-content/uploads/25_wissenschaftsde...
    -- Wissenschaft in Dialog (WiD): Wissenschaftsbarometer http://www.wissenschaftsbarometer.de


    Weitere Informationen:

    http://www.wissenschaftsdebatte.de
    http://www.wissenschaftsbarometer.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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