Bis zu 9 Millionen Soldaten aus allen Kontinenten wurden zwischen 1914 und 1918 gefangen genommen. Viele wurden erst Jahre später entlassen. Sie wurden wirtschaftlich, wissenschaftlich, künstlerisch wie auch politisch ausgebeutet: Sie waren Zwangsarbeiter in den Lagern, sie dienten Künstlern als "orientalische" Modelle, Ethnologen und Sprachwissenschaftler nahmen die fremden Sprachen auf Wachswalzen auf, und sie sollten in sogenannten "Propagandalagern" umgedreht werden, um nun für den ehemaligen Feind zu kämpfen.
Zu außereuropäischen Weltkriegserfahrungen als Kriegsgefangene in Deutschland gibt es am Berliner Zentrum Moderner Orient (ZMO) seit 20 Jahren die einschlägige Forschung.
Der Osmanische Kalif rief im November 1914 die Muslime aus aller Welt zum Jihad gegen die Alliierten auf. Das verbündete Deutsche Reich schloss sich diesem Aufruf an. Sowohl deutsche Propagandisten als auch indische Revolutionäre versuchten, Gefangenen zu indoktrinieren. Gleichzeitig besuchten deutsche Wissenschaftler die Kriegsgefangenen, die ihnen als Studienobjekte direkt vor der eigenen Haustür willkommenen waren. Zwischen 1914 und 1918 wurden fast 1.700 Tonaufnahmen hergestellt.
Als Pionier der wissenschaftlichen Beschäftigung mit den muslimischen Gefangenen in Wünsdorf und Zossen gilt der 2003 verstorbene Prof. Dr. Gerhard Höpp, dessen Archiv sich am ZMO befindet. Der Beginn seiner bahnbrechenden Forschung ist in den folgenden zwei Publikationen dokumentiert:
- Die Wünsdorfer Moschee. Eine Episode islamischen Lebens in Deutschland, 1915–1930. In: Die Welt des Islams, Berlin, 36 (2) 1996, 204–18.
- Muslime in der Mark. Als Kriegsgefangene und Internierte in Wünsdorf und Zossen, 1914–1924, Berlin: Das Arabische Buch, 1997.
Einen Überblick zu weiteren relevanten Forschungsthemen am ZMO finden Sie unter: http://idw-online.de/de/news555944
Anfang 2014 erschien der Band 'Soldat Ram Singh und der Kaiser. Indische Kriegsgefangene in deutschen Propagandalagern 1914-1918' (Draupadi Heidelberg), hrsg. von Franziska Roy, Heike Liebau & Ravi Ahuja. In der aktuellen Ausstellung '1914–1918. Der Erste Weltkrieg' des DHM (bis 30.11.) befindet sich eine Hörstation mit einem Tondokument aus den Brandenburger Kriegsgefangenenlagern. Der Fokus der Ausstellung liegt auf der globalen Dimension des Kriegs und der Gewalteskalation.
Seit Anfang des Jahres beteiligt sich das ZMO auch an einem Verbundprojekt, das den 1. Weltkrieg nicht nur als "Clash of Civilisations" wahrnimmt, sondern als ein Moment in der Geschichte kultureller Begegnungen: "Cultural Exchange in a Time of Global Conflict: Colonials, Neutrals and Belligerents during the First World War", http://www.zmo.de/forschung/projekte_2008_2013/HERA_e.html
Bei Interesse an Hintergrundinformation oder Interviews wenden Sie sich bitte an Yasser.mehanna@zmo.de
http://www.idw-online.de/de/news572118 weitere PM zum Thema
http://www.idw-online.de/de/news572118 weitere PM zum Thema
http://www.zmo.de Homepage Zentrum Moderner Orient
http://www.draupadi-verlag.de/Buecher/Buchinfo_Weltkrieg.pdf Waschzettel Draupadi Verlag
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Politik, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Kooperationen
Deutsch
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