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25.02.2003 10:25

Gefährliche Methode oder nützliche Therapie - Familienaufstellen nach Hellinger

Bernhard Schorn Geschäftsstelle
Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie

    Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie.

    Bei "Familienaufstellungen" in Großgruppen seien Klienten dem Handeln eines Therapeuten mitunter schutzlos ausgeliefert. Deshalb beurteilt die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF) die publikumswirksame Praxis des Familienaufstellens nach Bert Hellinger teilweise als "ethisch nicht vertretbar" und "gefährlich für die Betroffenen". Gleichzeitig betont der Vorstand der DGSF in einer im Februar veröffentlichten Stellungnahme, dass "Familienaufstellen" eine hilfreiche therapeutische Methode sein kann.

    Die Kritik der DGSF richtet sich hauptsächlich gegen solche Veranstaltungen, die als "Ultra-Kurz-Event" psychische Problemsituationen positiv beeinflussen sollen. Hier sieht die DGSF die Gefährdung von Klienten, da Familien ohne "ausreichende therapeutische Rahmung" und persönliche Beziehung zum Therapeuten "aufgestellt" würden. Bert Hellinger, der Protagonist der Familienaufstellungen, vertrete sein Vorgehen mit einer Absolutheit, die die Selbstbestimmung der Klienten enorm einschränke. Gleichzeitig entziehe er sich "einer ernsthaften und kritischen Diskussion seiner Vorgehensweisen" und lasse sich lieber "von einer 'gläubigen' Anhängerschar" bewundern. Dies führe zu einer Aura des "Nicht-Kritisierbaren", die mit dem Selbstverständnis der Systemischen Therapie oder Familientherapie unvereinbar sei.

    Die DGSF fordert neben einem kritischen Umgang mit den Vorgehensweisen von Hellinger eine fundierte Fortbildung und Praxiserfahrung für Berater oder Therapeuten, die Familienaufstellungen einsetzen. Weiterhin müssten beim Einsatz dieser Methode in der Systemischen Therapie und Beratung "systemische Grundprinzipien" gewahrt bleiben: Etwa die Neutralität und Allparteilichkeit gegenüber Personen und Ideen oder das therapeutische Selbstverständnis, dass die Klientin oder der Klient jeweils Fachfrau oder Fachmann für die eigenen Ziele sei und der Therapeut oder die Therapeutin sich darauf beschränke, gute Bedingungen für neue Lösungsmöglichkeiten zu schaffen.

    Familienaufstellungen in Großgruppen mit dem Ziel des Publikumseffekts werden von der DGSF als unethisch abgelehnt. Und: "Nicht Bert Hellinger als normensetzender Guru, sondern ein breiter wissenschaftlicher Diskurs von Fachleuten innerhalb der Systemischen Therapie und Beratung definiert die Methodik der Familienaufstellung und entwickelt sie so weiter, dass keine Diskrepanzen zu den Grundannahmen des systemischen Ansatzes auftreten."

    Der Text der Stellungnahme im Internet unter http://www.dgsf.org/dgsf/berufspolitik/hellinger.htm abrufbar.

    verantwortlich:
    Bernhard Schorn, Geschäftsführer
    DGSF, Pohlmanstraße 13, 50735 Köln,
    Fon (0221) 61 31 33; Fax (0221) 9 77 21 94
    E-Mail: schorn@dgsf.org


    Weitere Informationen:

    http://www.dgsf.org/dgsf/berufspolitik/hellinger.htm
    http://www.dgsf.org


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Pädagogik / Bildung, Psychologie
    überregional
    Organisatorisches, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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