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19.08.2014 09:48

Biologika-Therapie hilft auch Rheumapatienten mit vorherigen Krebserkrankungen

Kathrin Gießelmann Kongress-Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.

    Experten geben Entwarnung: Kein erhöhtes Rückfallrisiko

    Düsseldorf – Lange Zeit standen gentechnisch hergestellte Rheuma-Medikamente unter Verdacht, das Risiko einer neuerlichen Tumorbildung bei Krebs-Patienten mit entzündlichem Gelenkrheuma zu erhöhen. In Großbritannien wurden die sogenannten Biologika daher sogar von der Behandlung in den ersten Jahren nach einer Krebserkrankung ausgeschlossen. Eine neue Auswertung entkräftet nun diese Bedenken. Die noch unveröffentlichten Ergebnisse beruhen auf Daten des deutschen Biologika-Registers RABBIT.

    Die Behandlung von Menschen mit entzündlichem Gelenkrheuma, die zudem an Krebs erkrankt sind, ist für Ärzte eine besondere Herausforderung. „Die Aufgabe des betreuenden Rheumatologen ist es, die Krankheitsaktivität zu kontrollieren bei gleichzeitig minimalem Risiko für erneut auftretende Tumore“, erklärt Dr. med. Anja Strangfeld vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ) Berlin. Das RABBIT-Register liefert uns dabei hilfreiche Informationen. Es erfasst in Deutschland seit 2001 die Krankheitsverläufe von fast 13 000 Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA), die eine Biologika-Therapie erhalten. Insgesamt werden derzeit deutschlandweit etwa 64 000 RA-Patienten mit Biologika behandelt.

    Um das Krebsrisiko zu messen, werteten die Forscher um Dr. Strangfeld die RABBIT-Daten von 367 RA-Patienten aus, bei denen in der Vergangenheit eine Krebserkrankung diagnostiziert worden waren. Gut ein Drittel hatte während der gesamten Beobachtungszeit nur synthetische Basistherapeutika (sDMARD) erhalten, einem Drittel wurde das Biologikum Rituximab, einem weiteren Drittel TNF-alpha-Inhibitoren verabreicht. Den übrigen wurden andere Biologika verabreicht. Ergebnis: Gelenkrheumatiker mit einer etwa drei bis sieben Jahre zurückliegenden Krebserkrankung haben bei einer Biologika-Therapie im Vergleich zur sDMARD-Behandlung kein erhöhtes Risiko für ein Krebsrezidiv. „Nach unseren Daten besteht daher kein Grund, Patienten mit vorherigen Krebserkrankungen die Therapie mit Biologika vorzuenthalten. Vor allem auch, weil eine hohe Krankheitsaktivität der rheumatischen Erkrankung ihrerseits ein hohes Risiko für Folgeerkrankungen birgt“, betont Strangfeld.

    Nicht abschließend geklärt sei das Risiko für das Auftreten von Hautkrebs unter einer TNF-Inhibitor-Behandlung. „Bisher liegen wenige Daten vor, die ein leicht erhöhtes Risiko zeigen: zwei zusätzliche Melanome je 10 000 Patientenjahre unter TNF-Inhibitor-Therapie“, erläutert die Wissenschaftlerin. In einer aktuellen Studie gehen derzeit mehrere europäische Biologika-Register dieser Frage nach. Die Ergebnisse werden noch in diesem Jahr erwartet.

    Krebsvorsorge und jährliches Hautkrebs-Screening empfohlen:
    Dr. Strangfeld betont aber auch, dass RA-Patienten per se ein erhöhtes Risiko für verschiedene Krebsarten tragen. So sei zum Beispiel das Risiko für Lungenkrebs im Vergleich zu gesunden Menschen 2,4-fach erhöht, das für Lymphome 3- bis 13-fach, das für Melanome steigt um das 1,5-fache. „Wir empfehlen Patienten mit entzündlichem Gelenkrheuma daher, jährlich das Hautkrebs-Screening in Anspruch zu nehmen, sowie andere Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung wahrzunehmen“, sagen Strangfeld und Professor Dr. med. Matthias Schneider vom Universitätsklinikum Düsseldorf, Tagungspräsident des 42. DGRh-Kongresses. Über die Arzneimittelsicherheit in der Rheumatologie und mögliche Konsequenzen diskutieren Rheuma-Experten auf der Kongress-Pressekonferenz am 18. September, 12.15 bis 13.15 Uhr, im Congress Center Düsseldorf.

    Quellen:

    Abstract Strangfeld, A. et al: Rezidivrisiko von Patienten mit Tumoranamnese unter verschiedenen Biologikatherapien

    Dtsch Med Wochenschr 2014; 139: 268–271 • C. Fiehn, Therapie der rheumatoiden Arthritis: Wie wird das Risiko für Infektionen und Malignome beeinflusst?

    Terminhinweise:

    Kongress-Pressekonferenz anlässlich des 42. Kongresses der DGRh
    Termin: Donnerstag, 18. September 2014, 12.15 bis 13.15 Uhr
    Ort: Raum 27, Congress Center Düsseldorf
    Eines der Themen:
    Arzneimittelsicherheit in der Rheumatologie
    Welche neuen Informationen liefern Rheuma-Register?
    Dr. med. Anja Strangfeld, Deutsches Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ), Berlin

    Vorab-Pressekonferenz anlässlich des 42. Kongresses der DGRh
    Termin: Mittwoch, 10. September 2014, 10 bis 11 Uhr
    Ort: Raum 1, Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz, Schiffbauerdamm, Berlin
    Eines der Themen:
    Mitten im Leben – Wie Menschen mit Rheuma Job und Alltag meistern
    Professor Dr. med. Matthias Schneider, Tagungspräsident der DGRh, Präsident der DGRh, Leiter der Rheumatologie, Heinrich-Heine-Universität, Poliklinik für Rheumatologie Düsseldorf

    Kontakt für Journalisten:

    Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie
    Kongress-Pressestelle
    Kathrin Gießelmann/Stefanie Schweigert
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-981/-649
    Fax: 0711 8931-167
    giesselmann@medizinkommunikation.org
    schweigert@medizinkommunikation.org


    Weitere Informationen:

    http://www.dgrh-kongress.de
    http://www.dgrh-kongress.de/wissenschaftlprogramm.html
    http://www.rheuma-liga.de/mediencenter/presseinformationen/detailansicht/news/pa...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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