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28.02.2003 11:52

Überdosis contra Selbstzerstörung

Philipp Kressirer Abteilung Kommunikation
Novartis Stiftung für therapeutische Forschung

    Dr. Gabriela Riemekasten vom Berliner Universitätsklinikum Charité-Virchow wird von der Nürnberger Novartis-Stiftung mit einem Graduierten-Stipendium ausgezeichnet. Ihre Arbeiten könnten neue Chancen für die Behandlung des Lupus, einer schweren Rheumaerkrankung, ermöglichen.

    Nürnberg/Berlin - Rheuma hat viele Gesichter - die Fachwelt unterscheidet 400 verschiedene Formen. Der "systemische Lupus erythematodes" (SLE) ist zweifellos eine der unheimlichsten und gefährlichsten Varianten, die nicht nur die Gelenke zerfrisst, sondern letztlich alle Organe des Körpers. Eine Heilung ist nur selten möglich, wie allein in Deutschland 40.000 Patienten erfahren müssen. Ein Team um Gabriela Riemekasten vom Berliner Universitätsklinikum Charité-Virchow hat nun einen entscheidenden Schritt des Krankheitsprozesses entschlüsselt, der womöglich langfristig die Basis einer zielgerichteten Therapie darstellt.
    Nach den Studien der Berliner Oberärztin spielen bestimmte Antikörper eine zentrale Rolle im Krankheitsgeschehen - das sind potente Moleküle im Kampf gegen bedrohliche Bakterien oder Viren, die immer nur eine ganz bestimmte Molekülstruktur erkennen, daran binden und so eine Abwehrreaktion starten. Durch den Irrtum angestachelt, produziert das Immunsystem passgenaue Antikörper gegen eine Struktur (Antigen) eigener Körperzellen - im Fachlatein "Peptid aa83-119" genannt. Spritzt man dieses Antigen gesunden Mäusen, entwickeln sie SLE-ähnliche Symptome. Auch in Mäusen, die genetisch so verändert sind, dass sie stets am Lupus erkranken, beschleunigte sich das Leiden nach Injektion des Antigens erheblich.

    Mehr noch: In einem komplexen Kommunikationsgeflecht aktivieren diese Antikörper so genannte T-Zellen, die in einer Immunreaktion die Kommandozentrale sind und die Produktion weiterer Antikörper stimulieren - anders als bei gesunden Menschen und Tieren, "wo die T-Zell-Aktivität wahrscheinlich durch Toleranzmechanismen unterdrückt wird." Offenbar ist es völlig normal, wenn der Körper auch gegen sich selbst rebelliert. Allerdings sorgt eine Spezialeinheit "regulativer" T-Zellen stets für eine gesunde Balance, so dass keine Krankheit entsteht. Lupus-Patienten fehlen diese dämpfenden T-Zellen.

    Um dem Immunsystems die Toleranz gegenüber dem "Selbst" neu zu lehren, nutzten die Forscher einen zumindest theoretisch bestechenden Therapieansatz. Sie spritzten den SLE-Mäusen einmalig hohe Dosen des Antigens. Resultat: "Wir konnten die Krankheit bremsen", sagt die Preisträgerin, und zwar ganz gezielt, ohne die Körperabwehr komplett zu unterdrücken.

    Weitere Informationen erteilt:
    Dr. Gabriela Riemekasten
    Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie
    Universitätsklinikum Charité
    Schumannstr. 20/21
    10117 Berlin
    Email gabriela.riemekasten@charite.de

    Die Novartis-Stiftung für therapeutische Forschung in Nürnberg gehört zu den ältesten und größten Unternehmensstiftungen in Deutschland. Ihr Stiftungsvolumen umfasst jährlich insgesamt etwa 650.000 Euro.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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