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03.03.2003 10:44

Geschichtsunterricht: Denken statt pauken

Dr. Thomas Pleil Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

    "Über Jahrzehnte war Geschichte in den Schulen ein Paukfach, doch was brauchen, ist ein Denkfach", fordert Prof. Dr. Waltraud Schreiber, Geschichtsdidaktikerin an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Damit dieser Wandel auch in die Praxis umgesetzt werden kann, hat Schreiber ein Forschungsprojekt initiiert, an dem Wissenschafter von zehn europäischen Universitäten beteiligt sind, ebenso die Ministerien der beteiligten Länder sowie Institute zur Lehrerfortbildung und Lehrer. Eine Tagung an der Akademie für Politische Bildung in Tutzing am 21. und 22. März stellt das theoretische Fundament, die Vorgehensweise sowie erste Ergebnisse des vor zwei Jahren initiierten Projekts vor.

    Zwar gibt es eine PISA-Studie für den Geschichtsunterricht noch nicht, "aber die Beteiligten wissen dennoch, dass Veränderungsbedarf besteht: Wir haben deshalb die Initiative ergriffen, das Fach von innen zu verändern," betont Schreiber. Anstatt historische Details zu pauken, sollten Schüler in die Lage versetzt werden, ein reflektiertes Geschichtsbewusstsein zu entwickeln. "Wer Geschichte nur gepaukt hat, kann sich zu aktuellen Diskussionen wie dem EU-Beitritt der Türkei oder religiös motiviertem Terrorismus nur schwer eine eigene Meinung bilden", verdeutlicht die Didaktikerin. Haben die Schüler stattdessen historisch denken gelernt, beispielsweise, Quellen zu nutzen und zu bewerten oder Darstellungen zu hinterfragen, entstehe Geschichtsbewusstsein, das auch Jahrzehnte nach dem Schulbesuch hilfreich sei.

    Das Projekt "FUER Geschichtsbewusstsein" besteht aus zwei großen Teilen: In der Grundlagenforschung geht es um die Bestimmung der Zielsetzung für den Geschichtsunterricht, aber auch um die Ermittlung des Ist-Zustandes, etwa durch Analyse von Lehrplänen, Schulbüchern und Unterricht sowie Befragungen von Schülern und Lehrern. Aus der Analyse der Schulbücher zum Beispiel, entstehen Anregungen für Lehrer und Schüler mit Hilfe guter, aber auch mit Hilfe schlechter Schulbücher, Geschichte besser zu verstehen. "Aus Schulbüchern kann man nicht nur etwas über die Vergangenheit lernen", so Schreiber, sondern auch darüber, wie Geschichte geschrieben werde. "Bei Schulbüchern spielen Fragen der Didaktik genauso eine Rolle wie praktische Probleme - schließlich hat kaum ein Land das Geld, Geschichtsbücher, die sich nicht bewährt haben, schon nach ein drei, vier Jahren zu ersetzen", so Schreiber.
    Der andere Teil des Projektes beschäftigt sich mit der Handlungsforschung. Hier geht es um die Frage, wie die Qualität des Geschichtsunterrichts konkret verbessert werden kann. Lehrer und Wissenschaftler zusammen entwickeln dafür viele Anregungen. Fortbildungen für Lehrer und Schulungen für Multiplikatoren gehören mit zum Programm. Schreiber: "Die große Herausforderung hierbei ist, dass es nicht nur um eine andere Art der Wissensvermittlung geht, sondern dass sich das Rollenbild vieler Lehrer ändern muss: Ein Paukfach gibt dem Lehrer Autorität, während der Lehrer eines Denkfaches in einer moderierenden Rolle ist." An dem Projekt beteiligt sind alle Gruppen, die sich professionell mit der Vermittlung von Geschichte befassen: Dazu zählen sind aus der Wissenschaft Historiker, Geschichtsdidaktiker und Pädagogen, aus der Schulverwaltung Lehrplaninstitute, Fortbildungseinrichtungen für Lehrer und die zuständigen Ministerien von fünf deutschen und zwei österreichischen Bundesländern, zweier schweizer Kantone sowie die Ministerien Südtirols, Ostbelgiens und Ungarns. Hinzu kommen Lehrerarbeitskreise aus den beteiligten Ländern, aber auch Schulbuchverlage

    Ziele der Tagung in Tutzing ist die Vorstellung des Projekts sowie der Teilprojekte der beteiligten Länder. Zusätzlich findet die Verknüpfung von Wissenschaft und Schule in Workshops statt. Zur Tagung erwartet werden mehr als 100 Teilnehmer erwartet, darunter auch Journalisten und natürlich Lehrer. Für wenige Interessenten bestehen derzeit noch Teilnahmemöglichkeiten.

    Weitere Information und Anmeldung (bis 10. März 2003):

    Akademie für Politische Bildung Tutzing, Telefon 08158/256-53, Telefax 08158/256-51, I.Raus@apb-tutzing.de; www.apb-tutzing.de, Tagungsgebühr 40 Euro mit Übernachtung, 25 Euro ohne Übernachtung.


    Weitere Informationen:

    http://www1.ku-eichstaett.de/GGF/Didaktik/index.html
    http://www.apb-tutzing.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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