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03.03.2003 13:40

Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien 2003 an Dr. Azra Pourgholam-Ernst

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Die Auszeichnung gilt der Dissertation der gebürtigen Iranerin über "Das Gesundheitserleben von Frauen aus verschiedenen Kulturen" --

    Der Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien 2003 geht an die gebürtige Iranerin Dr. Azra Pourgholam-Ernst. Sie erhält die Auszeichnung für ihre Dissertation "Das Gesundheitserleben von Frauen aus verschiedenen Kulturen. Frauen und Gesundheit: Eine empirische Untersuchung zum Gesundheitserleben ausländischer Frauen in Deutschland aus salutogenetischer Sicht". Mit dieser Studie, die im vergangenen Jahr in Münster als Buch erschienen ist, hat die Preisträgerin im Jahr 2001 an der Universität Dortmund promoviert. Der von Helmut und Marianne Hartmann gestiftete Preises, der mit 5000 Euro dotiert ist und gemeinschaftlich von der Universität und der Stadt Augsburg sowie vom Forum Interkulturelles Leben und Lernen (FILL) e. V. getragen wird, wird in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal vergeben. Die Preisverleihung findet am 13. Mai 2003 an der Universität Augsburg statt (Beginn 19.00 Uhr in HS 1001 des Physik-Hörsaalzentrum).

    18 BEWERBUNGEN AUS GANZ DEUTSCHLAND

    Der Jury des Augsburger Wissenschaftspreises für Interkulturelle Studien lagen in diesem Jahr 18 Bewerbungen vor, darunter vier Habilitationsschriften, neun Dissertationen und fünf Diplom- bzw. Magisterarbeiten von den Universitäten Augsburg, FU Berlin (2), Bielefeld, Dortmund, TU Dresden, Frankfurt/M., Hamburg (2), Heidelberg, Kassel, Koblenz-Landau, Köln, Marburg (2), TU München, Osnabrück und Trier. Den Inhalt und Stellenwert der Studie von Dr. Azra Pourgholam-Ernst, auf die die Wahl der 10-köpfigen Jury gefallen ist, fasst deren Vorsitzender, Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Frühwald, folgendermaßen zusammen:

    DIE PREISGEKRÖNTE ARBEIT

    "An Frauen aus 47 unterschiedlichen Nationen untersucht die aus Teheran stammende (in Deutschland verheiratete) Azra Pourgholam-Ernst die Frage, wie Frauen unter belastenden Bedingungen, sogar unter extremen Schwierigkeiten und negativen Erfahrungen, die sich durch die Migration und das Leben in einer fremden Gesellschaft ergeben, sich zu einer aktiven Lebensgestaltung motivieren können; wie sie sich psychsich und physisch nicht überfordern und so (fast beispielhaft) gesund bleiben können. Es geht um das Wohlgefühl als einen wichtigen Bestandteil der Gesundheit, nicht allein um Nicht-Kranksein. Das von Antonovsky entwickelte und hier auf die Frauen-Gesundheits-Forschung angewandte "salutogenetische", das heißt von der Frage nach der Gesundheit ausgehende, Modell versucht mit dem Begriff des "Kohärenzgefühls" eine ganzheitliche Sicht dessen zu geben, was Gesundheit ist. Zu einer solchen Bestimmung von Gesundheit gehören Verstand ebenso wie Gefühl und kulturelle Umgebung. Die Gesundheit der von Frau Pourgholam befragten Frauen ist offenkundig stark abhängig von zwei Faktoren: von den Ursachen der Migration und vom Kohärenzgefühl. Ausländische, in Deutschland lebende Frauen, die aus sozialen Gründen emigriert sind, zeigen bessere Gesundheits-Indikatoren als Frauen, die aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen ihre Heimat verlassen mussten. Frauen mit einem stark ausgeprägten Kohärenzgefühl haben stärkeres Selbstbewusstsein, sind stabiler und für Krankheiten nicht so anfällig wie Frauen mit mangelndem Kohärenzgefühl. Dies bedeutet, dass nicht alle ausländischen Frauen die Migration als eine bedrohliche Situation empfinden, sondern viele Frauen Wanderung und Umsiedlung in sogar ferngelegene Kulturkreise oft als Chance der eigenen Entwicklung sehen. Das ausgeprägte Kohärenzgefühl vermittelt den Frauen die Möglichkeit, das eigene Leben in der neuen Situation zu verstehen, es zu gestalten und in seiner Bedeutung (seinem Sinn) zu erkennen. Eine solche Orientierung hilft den Frauen, Kräfte in sich zu aktivieren, die ihnen sonst verborgen geblieben wären.

    Insgesamt geht es in dieser auf einem starken empirischen Fundament ruhenden Arbeit um die Frage, wie Heimat und Wohlgefühl in der Fremde errungen werden können. Heimat ist immer an Vertrauen gebunden. Nur dort, wo dieses Vertrauen erworben und von der Umwelt erwidert wird, ist von "gesunden", auch sozial gesunden Menschen zu sprechen. Die Studie von Frau Pourgholam belegt, wie Integration so funktioniert, dass alle Kräfte des Menschen entfaltet werden können, so dass auch die Gemeinschaft, in die sich Migrantinnen einordnen, davon Gewinn hat."
    _____________

    Die Dissertation ist mittlerweile als Buch erschienen: Azra Pourgholam-Ernst: Das Gesundheitserleben von Frauen aus verschiedenen Kulturen. Frauen und Gesundheit, Telos Verlag Münster 2002, zugl. Diss. phil., Univ. Dortmund 2001, 260 S., ISBN 3-933060-06-0, EUR 20,00 (siehe auch: http://www.telos-verlag.de/seiten/buch6.htm)
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    DIE PREISTRÄGERIN 2003

    Dr. Azra Pourgholam-Ernst ist 1960 in Teheran geboren und mit einem deutschen Politologen in Münster in Westfalen verheiratet. Sie hat Psychologie an der Alzahra-Universität in Teheran studiert und dieses Studium mit dem Diplom abgeschlossen. In Deutschland wurde dieses Diplom nur als Vordiplom anerkannt, so dass sie in Bochum nochmals ein mit dem Diplom abgeschlossenes Psychologie-Studium absolvierte. Ihr Promotionsstudium wurde von der Friedrich Naumann-Stiftung gefördert. Sie promovierte magna cum laude 2001 an der Universität Dortmund.

    Frau Pourgholam, die Basketball-Spielerin in der Ersten Liga in Teheran war, in Bochum wiederum in der Ersten Liga spielte und eine Herren-Mannschaft trainierte, besitzt einen Schein als Trainerin und als Schiedsrichterin für Professionelles Basketball-Spiel. "Sie ist selbst", so Jury-Vorsitzender Frühwald, "das lebendige und positive Beispiel für den in ihrer Dissertation behandelten Problembereich."

    DIE BISHERIGEN PREISTRÄGERINNEN

    Der Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien, der in diesem Jahr zum insgesamt fünften Mal vergeben wird, ging 1998 an den Bamberger Politikwissenschaftler Alfredo Märker für seine Diplomarbeit zum Thema "Zuwanderung in die Bundesrepublik: Universalistische und Partikularistische Gerechtigkeitsaspekte", 1999 an die Frankfurter Soziologin Dr. Encarnación Gutiérrez Rodriguez für ihre Dissertation mit dem Titel "Jongleurinnen und Seiltänzerinnen - Dekonstruktive Analyse von Ethnisierung und Vergeschlechtlichung" und 2000 an die Essener Erziehungswissenschaftlerin Dr. Yasemin Karakasoglu-Aydin für ihre Dissertation über "Religiöse Orientierungen und Erziehungsvorstellungen. Eine empirische Untersuchung an türkischen Lehramts- und Pädagogik-Studentinnen im Ruhrgebiet". 2001 hat die Göttinger Juristin Prof. Dr. Christine Langenfeld den Augsburger Wissenschaftspreis für ihre Habilitationsschrift "Integration und kulturelle Identität zugewanderter Minderheiten in der Bundesrepublik Deutschland - eine Untersuchung am Beispiel des allgemeinbildenden Schulwesens" erhalten, im vorigen Jahr ging er an die Essener Dissertation "Heiratsverhalten und Partnerwahl im Einwanderungskontext: Eheschließungen der zweiten Emigrantengeneration türkischer Herkunft" von Dr. Gaby Straßburger.

    BEWERBUNGSFRIST FÜR 2004 ENDET AM 30. SEPTEMBER 2003

    Die Bewerbungsfrist für den Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien 2004 läuft bis zum 30. September 2003. Eingereicht werden können wissenschaftliche Arbeiten, die sich im Rahmen des übergreifenden Themas "Interkulturelle Wirklichkeit in Deutschland: Fragen und Antworten auf dem Weg zur offenen Gesellschaft" bewegen. Der Preis richtet sich insbesondere an Magister-, Staatsexamens- und Diplomarbeiten sowie an Dissertationen und Habilitationsschriften, die nicht früher als zwei Jahre vor dem Bewerbungsschluss an einer deutschen Universität abgeschlossen und vorgelegt wurden. Bewerbungen sind mit zwei Exemplaren der Studie, einer ca. 10-seitigen Zusammenfassung der Studie, mindestens einem Gutachten eines Professors/einer Professorin und einem Lebenslauf über die jeweilige Universitätsleitung an das Rektoramt der Universität Augsburg, Universitätsstraße 2, 86159 Augsburg, zu richten.

    KONTAKT UND WEITERE INFORMATIONEN:

    Dr. Peter Kolb
    Rektoramt der Universität Augsburg
    86135 Augsburg
    Telefon 0821/598-5102
    Telefax 0821/598-5116
    e-mail: peter.kolb@rektorat.uni-augsburg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.fill.de
    http://www.Presse.Uni-Augsburg.DE/unipressedienst/1998/pm1998_027.html
    http://www.Presse.Uni-Augsburg.DE/unipressedienst/1999/pm1999_020.html
    http://www.Presse.Uni-Augsburg.DE/unipressedienst/2000/pm2000_013.html
    http://www.Presse.Uni-A


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Psychologie, Religion
    überregional
    Forschungsergebnisse, Personalia
    Deutsch


     

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