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03.09.2014 12:00

Kosmische Wettervorhersage: Dunkle Wolken werden Sonnenschein weichen

Dr. Carolin Liefke - ESO Science Outreach Network Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Astronomie

    Bildveröffentlichung der Europäischen Südsternwarte (Garching) - Lupus 4, ein spinnenförmiger Fleck aus Gas uns Staub, verdeckt in dieser neuen Aufnahme die Hintergrundsterne wie eine dunkle Wolke in einer mondlosen Nacht. Obwohl sie fürs Erste düster aussehen, sind dichte Materieansammlungen in solchen Wolken wie Lupus 4 die Orte, an denen Sterne entstehen, die später hell leuchtend zum Leben erwachen werden. Der Wide Field Imager am MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop am La-Silla-Observatorium der ESO in Chile hat dieses neue Bild eingefangen.

    Lupus 4 befindet sich etwa 400 Lichtjahre von der Erde entfernt und deckt die Sternbilder Lupus (der Wolf) und Norma (das Winkelmaß) ab. Die Wolke ist eine von mehreren zusammenhängenden Dunkelwolken, die sich in einem lockeren Sternhaufen befinden, der Scorpius-Centaurus-OB-Assoziation genannt wird. Eine OB-Assoziation ist eine vergleichsweise junge, aber dennoch weit zerstreute Gruppe von Sternen [1].

    Wahrscheinlich hatten die Sterne einen gemeinsamen Ursprung in einer riesigen Materiewolke. Da diese OB-Assoziation und die Lupus-Wolken die am nächsten zur Sonne gelegenen Gruppierungen ihrer Art bilden, sind sie das Primärziel von Untersuchungen wie Sterne zusammen aufwachsen, bevor sie getrennte Wege gehen. Die Sonne, zusammen mit den meisten Sternen in unserer Galaxie, ist, so glaubt man, ebenfalls aus einem ähnlichen Umfeld gestartet.

    Dem amerikanischen Astronom Edward Emerson Bernard wird die erste Beschreibung der Lupus-Dunkelwolken in der astronomischen Literatur im Jahr 1927 zugeschrieben. Lupus 3, die Nachbarin von Lupus 4, wurde dank mindestens 40 neugeborener Sterne, die in den letzten drei Millionen Jahren dort entstanden sind und kurz davor sind ihre Fusionsöfen zu entzünden (eso1303), am besten untersucht. Die Hauptenergiequelle dieser jungen Sterne, die man als T-Tauri-Sterne bezeichnet, ist die Wärme, die durch ihre gravitative Kontraktion entsteht. Dies steht im Gegensatz zu der Fusion von Wasserstoff und anderen Elementen, die erwachsene Sterne wie die Sonne anfeuert.

    Beobachtungen der kalten Dunkelheit von Lupus 4 haben nur einige wenige T-Tauri-Sterne nachgewiesen. Jedoch befindet sich ein hinsichtlich der Sternentstehung vielsprechender dichter und sternloser Materiekern in der Wolke. In einigen Millionen Jahren sollte sich dieser Klumpen zu einem T-Tauri-Stern entwickeln. Der Vergleich von Lupus 3 und Lupus 4 deutet darauf hin, dass ersterer älter ist, da sein Materieinhalt mehr Zeit hatte sich zu Sternen zu entwickeln.

    Wie viele Sterne werden wohl am Ende in Lupus 4 aufleuchten? Das ist schwer zu sagen, da die Massenschätzungen von Lupus 4 variieren. Zwei Studien einigen sich auf eine Zahl von etwa 250 Sonnenmassen, eine andere Studie jedoch, die eine andere Methode zur Massenbestimmung nutzt, landet bei einer Zahl von rund 1600 Sonnenmassen. So oder so enthält die Wolke genügend Material, um viele helle neue Sterne hervorzubringen. Ähnlich wie Wolken auf der Erde dem Sonnenschein weichen, so wird sich auch diese kosmische dunkle Wolke letzten Endes auflösen und dem hellen Sternenlicht Platz machen.

    Endnoten

    [1] Das „OB” bezieht sich auf die heißen, hellen, kurzlebigen Sterne der Spektralklassen O und B, die in dem weitestgehend aufgelösten Sternhaufen immer noch hell leuchten, während er durch die Milchstraße reist.
    Weitere Informationen

    Die Europäische Südsternwarte ESO (European Southern Observatory) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch ihre 15 Mitgliedsländer: Belgien, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz und die Tschechische Republik. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO betreibt drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Nordchile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf dem Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts und zwei Teleskope für Himmelsdurchmusterungen: VISTA, das größte Durchmusterungsteleskop der Welt, arbeitet im Infraroten, während das VLT Survey Telescope (VST) für Himmelsdurchmusterungen ausschließlich im sichtbaren Licht konzipiert ist. Die ESO ist der europäische Partner bei den neuartigen Teleskopverbund ALMA, dem größten astronomischen Projekt überhaupt. Derzeit entwickelt die ESO ein Großteleskop mit 39 Metern Durchmesser für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren und Infrarotlichts, das einmal das größte optische Teleskop der Welt werden wird: das European Extremely Large Telescope (E-ELT).

    Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsländern (und einigen weiteren Staaten) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie in Heidelberg.

    Kontaktinformationen

    Carolin Liefke
    ESO Science Outreach Network - Haus der Astronomie
    Heidelberg, Deutschland
    Tel: 06221 528 226
    E-Mail: eson-germany@eso.org

    Richard Hook
    ESO education and Public Outreach Department
    Garching bei München, Germany
    Tel: +49 89 3200 6655
    Mobil: +49 151 1537 3591
    E-Mail: rhook@eso.org


    Weitere Informationen:

    http://www.eso.org/public/germany/news/eso1427/ - Webversion der Pressemitteilung mit weiteren Bildern und Videos (auch in höher aufgelösten Versionen). Zugang vor Ablauf der Sperrfrist bitte bei Lars Lindberg Christensen (lars@eso.org) erfragen
    http://www.eso.org/public/images/archive/search/?adv=&subject_name=mpg - Fotos vom MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop
    http://www.eso.org/public/images/archive/search/?adv=&facility=15 - Weitere Aufnahmen mit dem MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop


    Bilder

    Europäische Südsternwarte
    Europäische Südsternwarte

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    Die Dunkelwolke Lupus 4.
    Die Dunkelwolke Lupus 4.
    Bild: ESO
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Physik / Astronomie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Europäische Südsternwarte


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