idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.03.2003 09:12

"Laseroptische Minensuchnadel" soll humanitäre Landminenräumung erleichtern

Jochen Brinkmann Kontaktstelle Schule - Universität
Technische Universität Clausthal

    Die Arbeitsgruppe um Professor Dr. Wolfgang Schade vom Institut für Physik und Physikalische Technologien der TU Clausthal stellt auf der diesjährigen Hannover Messe (7. - 12. April) in der Halle 18 am Gemeinschaftsstand niedersächsischer Hochschulen eine "Laseroptische Minensuchnadel" vor. Sie beruht auf miniaturisierter Lasertechnologie in Verbindung mit der laserinduzierten Plasmaspektroskopie (LIBS) und ermöglicht die berührungslose online und insitu Klassifizierung von Explosivstoffen. Das Verfahren ist zum Patent angemeldet.

    Die laseroptische Minensuchnadel funktioniert wie folgt: Intensive Laserpulse eines miniaturisierten, passiv-gütegeschalteten Nd:YAG Mikrochiplasers zünden auf der Oberfläche der zu untersuchenden Probe ein Plasma. In der Plasmawolke liegen die Elemente in ionisierter Form vor. Nach Abschalten des Laserpulses rekombinieren die Elektronen mit den ionisierten Atomen. Dieser Prozess ist mit der Emission von Licht verbunden. In Abhängigkeit von den jeweiligen Plasmabedingungen erstreckt sich die Lichtemission über einen Zeitbereich von einigen Hundert Nanosekunden. Die Anregung unter Atmosphärenbedingungen ist typischerweise mit der Emission von CN (Cyanid) und Kohlenstoff ( C) Spektrallinien verbunden. Diese Emissionen werden unmittelbar nach dem Laserpuls über Lichtleiter spektral und zeitlich aufgelöst erfasst. Zur Vereinfachung werden bei dem hier entwickelten Verfahren lediglich die Quotienten aus "frühen" und "späten" LIBS-Intensitäten gemessen. Diese Quotienten liefern einen eindeutigen spektroskopischen Fingerabdruck und ermöglichen sowohl die Unterscheidung verschiedener Explosivstoffe als auch die Unterscheidung der Explosivstoffe von Kunststoffen und anderen organischen Materialien. Der Einsatz miniaturisierter Laser- und Fasertechnologien ermöglicht es, das gesamte System in eine typische Miniensuchnadel zu integrieren, so dass ein Minenräumer, der eine derartige "intelligente Minensuchnadel" verwendet, bei dem "Stochern" im Boden die optische Zusatzinformation erhält, ob er auf eine Mine oder nur eine Blechdose gestossen ist. Damit leistet diese Entwicklung einen wichtigen Beitrag zur Verringerung des Risikos und der Fehlalarmrate bei dem humanitären Minensuchen und -räumen.

    Die Wissenschaftler arbeiten derzeit daran, die Leistung der verwendeten, miniaturisierten Laserlichtquelle weiter zu optimieren, so dass die "laseroptische Minensuchnadel" auch zum schnellen Durchbohren von Minenhüllen eingesetzt werden kann. Damit ergeben sich grundsätzlich neue Perspektiven für die Bereitstellung eines laseroptischen Verifikationssensors zur Minendetektion, insbesondere in Verbindung mit konventionellen Methoden wie Metalldetektoren und Georadar.

    Das Forschungsvorhaben wurde in Zusammenarbeit mit dem Wehrwissenschaftlichen Institut für Werk-, Explosiv- Betriebsstoffe (WIWEB) der Bundeswehr und der Firma Systektum GmbH aus Flensburg entwickelt.

    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Wolfgang Schade
    Technische Universität Clausthal
    Institut für Physik und Physikalische Technologien
    Abteilung Angewandte Photonik
    Tel. 05323-72-2061
    Fax: 05323-72-3600
    eMail: wolfgang.schade@tu-clausthal.de
    Leibnizstraße 4
    38678 Clausthal-Zellerfeld

    HINTERGRUNDWISSEN, STICHWORT LANDMINEN:

    Nach Schätzungen der Vereinten Nationen existieren weltweit etwa 60-70 Millionen Minen in über siebzig Ländern; eine Hinterlassenschaft vieler Kriege, durch welche monatlich etwa 2000 Menschen verstümmelt oder getötet werden. Die Räumung der Minen ist extrem gefährlich, derzeit liegt die Rate bei einem Unfall pro 1000 - 2000 Minen. Für das Aufspüren von Minen werden heute in erster Linie Stocherstäbe sowie Metalldetektoren und Spürhunde eingesetzt; allein in Afghanistan würde die Räumung von Minen beim gegenwärtigen Räumfortschritt von etwa 20.000 Minen pro Jahr und geschätzten 10 Millionen verlegten Minen noch etwa 500 Jahre dauern.

    Weltweit werden daher Anstrengungen unternommen, die Menschheit von der Geißel der Landminen nun nach deren im Jahr 1997 ausgesprochenen weltweiten Ächtung schneller und mit einer geringeren Fehlalarmrate zu befreien. Hierfür werden u.a. biologische Nachweissysteme, Infrarot- und Mikrowellensensoren und Georardarverfahren eingesetzt.


    Weitere Informationen:

    http://www.pe.tu-clausthal.de/AGSchade/index.html
    http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/vvv/2001/elektrotechnik/10/10.pdf
    http://www.unu.edu/unupress/heiberg.html


    Bilder

    Spektroskopischer Fingerabdruck durch Messung  "früher" und "später"  LIBS-Intensitäten für verschiedene Materialien.
    Spektroskopischer Fingerabdruck durch Messung "früher" und "später" LIBS-Intensitäten für verschie ...

    None

    Laseroptische Minensuchnadel.
    Laseroptische Minensuchnadel.

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Spektroskopischer Fingerabdruck durch Messung "früher" und "später" LIBS-Intensitäten für verschiedene Materialien.


    Zum Download

    x

    Laseroptische Minensuchnadel.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).