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05.03.2003 14:57

Neue Ausgabe des DISKURS: Kindheit und Bildung

Dr. Barbara Keddi Abteilung Medien und Kommunikation
Deutsches Jugendinstitut e.V.

    Es ist ein Ruck durch dieses Land gegangen - als mittlerer Schock: Deutschland hat für den Zustand seines Bildungswesens schlechte Noten bekommen - noch dazu von einer unabhängigen Jury: PISA. Das gibt zu denken - aber in welche Richtung? Mehr Leistung! Wenn ja, auch mehr derselben? Schluss mit Spiel und Spaß im "Spielerparadies" Kindheit! Bereits im Kindergarten? Schon liegen die ersten Forderungen nach einem wissenschaftsorientierten Curriculum des Kindergartens auf dem Tisch (s. hierzu die thematische Einführung von Manfred Liebel und Jens Lipski in diesem Heft). Noch aber ist nicht ausgemacht, wie diese Forderungen und Vorschläge für einen neuen Bildungsauftrag des Kindergartens - politisch, pädagogisch, praktisch - durchbuchstabiert werden (sollen).

    DISKURS 2/2002

    Manfred Liebel / Jens Lipski
    "Für das Leben lernen" durch Standardisierung?

    Jürgen Zimmer
    Nicht das Rad neu erfinden! Der Bildungsanspruch des Situationsansatzes reicht weiter, als PISA es verlangt

    Defizitäre Bildungsverläufe und große Diskrepanzen in den Schulleistungen zwischen "oben" und "unten" haben in Deutschland die Notwendigkeit einer Revision des Bildungssystems erkennen lassen. Dabei gewinnt der Elementarbereich für die Entwicklung und Förderung von Strategien zur Bewältigung realitätsnaher Herausforderungen zunehmend an Bedeutung. Vor dem Hintergrund der PISA-Ergebnisse fragt der Autor nach der Relevanz und Reichweite des mehrfach evaluierten Situationsansatzes für heutige Bildungsansprüche.

    Hans Rudolf Leu
    Bildungs- und Lerngeschichten - ein Weg zur Qualifizierung des Bildungsauftrags im Elementarbereich

    Wenn von Bildung die Rede ist, stehen gemeinhin Schulen und Hochschulen im Zentrum des Interesses. Umso bemerkenswerter ist es, dass in der aktuellen Bildungsdebatte auch die Bildungsprozesse im frühen Kindesalter (wieder) verstärkt Beachtung finden. Gelten die Orientierung an den Interessen und Fähigkeiten der Kinder, der konkrete Situationsbezug sowie ein ganzheitliches Verständnis von Lernen im Elementarbereich weithin als unstrittig, gestaltet sich die Messung der Qualität und des tatsächlichen Ertrags der jeweiligen Bildungs- bzw. Selbstbildungsprozesse ungleich schwieriger. Der Beitrag stellt einige Ansätze hierzu vor, wobei insbesondere auf die Arbeit mit Bildungs- und Lerngeschichten abgestellt wird.

    Heinz Hengst
    Vom Beiprogramm zum Programm - zur Kontextualisierung informellen Lernens

    Ausgehend von der These, wonach die Grenzen zwischen Erziehung, Unterhaltung, Technik und Konsum zunehmend fließender werden, fokussiert der Autor auf Lernwelten, die durch die Expansion und die Transformationen der mediatisierten Konsumkultur entstanden sind. Entlang signifikanter Veränderungen der außerschulischen Kinderkultur zeichnet der Beitrag einen Wandel informellen Lernens nach. Dabei wird der Blick auf einzelne Implikationen der Relativierung formalen, institutionalisierten Lernens gelenkt und der Einfluss der Scripts der Medien- und Konsumindustrie auf nicht-schulische wie schulische Lernprozesse aufgespürt.

    Anne Wihstutz
    Arbeit von Kindern - Überforderung oder Chance zur Entwicklung von Kompetenzen?

    Vor dem Hintergrund qualitativer empirischer Forschungen, in denen Kinder explizit als Akteure ausgewiesen werden, erörtert die Autorin Tätigkeiten von Kindern als Arbeit und fragt nach deren spezifischer Bedeutung für die Kompetenzentwicklung. Der Beitrag zielt auf den Entwurf eines Rahmens, in dem "Arbeit" so kontextualisiert und strukturiert werden kann, dass sie sowohl dem Bedürfnis der Kinder nach Autonomie und Selbständigkeit entgegenkommt, als auch ihrer Schutzbedürftigkeit gerecht wird.

    Günther Dohmen
    PISA als Anstoß für ein "natürlicheres" Lernen

    "Non scholae, sed vitae discimus." Diese in ihrem Gang durch die Jahrhunderte schon ein wenig strapazierte, gleichwohl immer noch nicht ausgezehrte Formel hat in den PISA-Untersuchungen ihre moderne Fassung erhalten: Erwerb von Fähigkeiten zur Anwendung relevanten Wissens auf die Lösung realer Aufgaben. Dies erfordert von den Lernenden eine stärker selbstgesteuerte Erarbeitung und Verarbeitung von Information und Wissen. Darüber hinaus geht es um die Notwendigkeit lebenslangen Lernens sowie die Anerkennung lebensimpliziten informellen Lernens. Der Verfasser attestiert dem gewandelten Lernverständnis Attribute eines "natürlicheren", kindgemäßeren wie auch humaneren Lernens.

    Walter Hornstein
    Jugendhilfe und Bildung zu Zeiten der Bildungsreform der 70er-Jahre und im Zeichen der PISA-Debatte
    Parallelen, Unterschiede, Entwicklungen

    Mit den Befunden der PISA-Studie ist auch die Frage nach der Rolle und dem Beitrag der Jugendhilfe zu den Bildungsaufgaben neu gestellt und mit Nachdruck auf die Tagesordnung gesetzt worden. Der Autor kritisiert den durchgängig a-historischen Zuschnitt der aktuellen Debatte und verweist auf Erkenntnisse und Einsichten, die durch eine Vergewisserung der Situation in den 70er-Jahren und aus der Rekonstruktion relevanter Entwicklungsprozesse in der Jugendhilfe gewonnen werden können. Sein Plädoyer für die Jugendhilfepraxis: Implementierung von zentralen Elementen des Bildungsgedankens wie Subjektorientierung sowie Anerkennung des Eigensinns des Subjekts.

    interview

    Familie und Arbeitswelt - "die Zeitfalle"
    Karin Jurczyk interviewt Arlie Russell Hochschild

    Die Autorin des Buches "Time Bind" versteht ihre Forschungsbefunde über Wandlungen der Bedeutung von Arbeit in den USA auch als eine Warnung für die Lage in Deutschland. Globalisierungs- und Deregulierungsprozesse haben die Belastungen der Arbeitskraft generell steigen lassen - was insbesondere Frauen zu spüren bekommen, da sie traditionell für Pflegeleistungen in der Familie als zuständig angesehen werden. Arlie Russell Hochschild plädiert für familiale Entlastungen - vor allem Arbeitszeitverkürzungen - und wendet sich gegen eine individuelle Verrechnung der Kosten von Arbeit und familialer Pflege. Sie wirbt für ein Netz gesellschaftlicher Bündnisse, die im Verhältnis von Arbeitswelt und Familie ein angemessenes Terrain für "Liebe und Privatheit" zu erkämpfen versuchen.

    spektrum

    Ingo Richter
    "Männer und Frauen sind gleichberechtigt"

    Der Beitrag erörtert einzelne Stadien des Gleichberechtigungsdiskurses in der Bundesrepublik Deutschland. Beim Durchgang durch differenztheoretische Positionen feministischer Kritik am Egalitarismus erfährt insbesondere die "dekonstruktivistische Wende" im feministischen Diskurs eine kritische Würdigung. Dabei geht es Ingo Richter vor allem um die Alltagsrelevanz dekonstruktivistischer Bemühungen, ihre Folgen für die Gesellschaftspolitik sowie um ihr juristisches Veränderungspotential.

    Claudia Franziska Bruner / Clemens Dannenbeck
    Disability Studies in Deutschland - zur Formierung eines Diskurses

    Mit der zunehmenden Rezeption der so genannten Disability Studies, die in den anglo-amerikanischen Ländern schon eine längere Forschungstradition haben, geht eine Auseinandersetzung um Formen ihrer fachlichen Institutionalisierung und um Positionierungsstrategien innerhalb des Wissenschaftsapparates einher. Fragen nach einem angemessenen Selbstverständnis von Disability Studies und nach der Legitimation ihrer Forschungspraxis werden in zweifacher Absicht diskutiert: die Ersetzung eines medizinischen Modells von Behinderung durch ein soziales über stigmatisierungstheoretische Erklärungsansätze wie auch über "Forschung von Behinderten" hinauszutreiben.

    trends

    Claus J. Tully
    Informalisierung und Kontextualisierung - technische Netze im Alltag der "Generation @"

    Wenn zutrifft, dass jeder zweite Jugendliche über einen eigenen Computer verfügt, mehr als zwei Drittel der Kinder und nahezu 85 Prozent der Jugendlichen Nutzungserfahrungen haben und beinahe 90 Prozent der 15- bis 18-Jährigen ein Handy besitzen, hat der Terminus "Generation @" in der Tat einen Beigeschmack von Wahrheit. Kann vor dem Hintergrund der Auflösung und Transformation traditioneller Lebens- und Familienverhältnisse durch individuelle Kontextualisierungsleistungen eine sinnhafte und befriedigende Nutzung der neuen "gadgets", der neuen technischen Apparate, eröffnet werden? Der Beitrag gibt Antwort.

    Studien zu Kindheit, Jugend, Familie und Gesellschaft
    München: DJI Verlag, ISSN 0937-9614
    drei Hefte jährlich
    Jahresabo 32 Euro (zuzügl. Versandkosten)
    Einzelhefte DISKURS: 13,50 Euro

    Alleinvertrieb: Verlag Leske + Budrich: Postfach 300551, 51334 Leverkusen, Tel.: 02171/4907-0, Fax: 02171/4907-11;
    E-Mail: Lesbudpubl@aol.com, Website: www.leske-budrich.de


    Weitere Informationen:

    http://www.dji.de/diskurs


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung, Psychologie, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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