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06.03.2003 16:48

Innovatives Konzept zur Lehrerausbildung

Jens Panse Pressestelle
Universität Erfurt

    Senat der Universität Erfurt beschließt BA/MA-Konzept für die Lehrerausbildung

    Der Senat der Universität Erfurt hat in seiner gestrigen Sitzung die zur Reform der Lehramtsstudiengänge notwendigen Prüfungsordnungen beschlossen. Nach Genehmigung durch das Thüringer Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst und die adäquate Anerkennung der neuen Abschlüsse zum 1. Staatsexamen durch das Thüringer Kultusministerium, könnte damit die Lehrerausbildung nach dem BA/MA-Modell im Bereich Grund- und Regelschule zum Wintersemester 2003/04 starten. Der Senat beschloss zudem die Einsetzung einer Arbeitsgruppe zur Integration der Berufs- und Sonderschullehrerausbildung in das BA/MA-Modell.

    "Wesentliche Zielsetzung unseres Ansatzes zur Integration der Lehramtsausbildung in das konsekutive Studienkonzept ist eine grundlegende, solide, wissenschaftliche Ausbildung in den Fachwissenschaften, der Fachdidaktik und in den Berufswissenschaften auf der einen Seite sowie die Stärkung des Praxisbezuges in der Ausbildung auf der anderen Seite", so der Vizepräsident für Studium und Lehre, Prof. Dr. Dietmar Herz. Dies bedeute nicht nur die Veränderungen der Strukturen in der Lehramtsausbildung, sondern auch und vor allem eine inhaltliche Neugestaltung in allen drei Ausbildungsfeldern. Zunächst sollten alle Lehrämter auf gleichem wissenschaftlichen Niveau und in gleichen Studienstrukturen ausgebildet werden. Nicht erst seit PISA werde die Aufwertung der Grundschule gefordert. Der Vorschlag der Universität Erfurt zur besonderen Ausbildung von Grundschullehrern trage dem Rechnung, erklärte Herz.

    Danach sollen alle Studierenden zunächst einen sechssemestrigen Baccalaureus-Studiengang mit Studienrichtungen, die eine solide, fachliche Grundlage für die entsprechenden Schulfächer einer bestimmten Schulart bieten, absolvieren. Ebenfalls werden die obligatorischen Bereiche Studium fundamentale und Berufsfeld studiert. Letzterer dient dazu, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erwerben bzw. auszubauen, die im engeren Sinne auf bestimmte Berufsfelder vorbereiten. Dazu gehören berufsqualifizierende Kurse und vor allem Praktika mit Bezug auf Bildung, Schule und Unterricht. In Wahlpflichtveranstaltungen des Studium fundamentale und der Studienrichtungen werden Themen angeboten, die auch - aber nicht nur - für zukünftige Lehrer von Bedeutung sind. Bildung, Schule, Kindheit, Entwicklung und Zusammenhänge zwischen Lehren und Lernen, Diagnostik und Motivation sind nur einige mögliche Themenbereiche. In den Studienrichtungen sind unterschiedliche Schwerpunktbildungen möglich, die ein bereits auf das Schulfach orientiertes Studium der fachwissenschaftlichen Inhalte erlaubt.

    Im Grundschullehrerbereich müssen sich alle Studierenden für die Hauptstudienrichtung "Pädagogik der Kindheit" und eine Nebenstudienrichtung einschreiben, die dann als Schwerpunktfach studiert wird. Im Schwerpunktfach ist die Ausbildung darauf angelegt, dass alle Studierenden eine Befähigung auch für den Unterricht in diesem Fach über die Grundschule hinaus erhalten.
    Die BA-Absolventen sind somit Experten für fachliche Fragestellungen zur Bildung und Erziehung in der frühen Kindheit. Sie können bereits als Berater in diesen Fragen in Jugendämtern, für Bildungsfragen in Vorschule, Schule, Medien usw. oder als selbstständig agierende Berater für Familien tätig werden.

    Im Bereich der Regelschullehrerausbildung müssen sich alle Studierenden für eine Haupt- und Nebenstudienrichtung einschreiben, die die fachlichen Grundlagen für zwei entsprechende Schulfächer in der Regelschule bieten. Beide Fächer sind als gleichberechtigt zu betrachten. Das Studium im Baccalaureus-Studiengang bietet einen angemessenen Überblick über das entsprechende Fach und deren Randdisziplinen. Es zielt auf Interdisziplinarität und - bei angemessener fachlicher Spezialisierung - auf die Aneignung eines breiten Basis- und Methodenwissen im Sinne eines Kerncurriculums sowie der notwendigen Schlüsselkompetenzen. Im Mittelpunkt der Ausbildung stehen ebenfalls die weitere Stärkung von z.B. Kommunikations- und Teamfähigkeit. "Alle diese Qualifikationen brauchen auch Lehrer in der Schule", betont Herz.

    Entscheidet sich ein erfolgreicher BA-Absolvent für den Lehrerberuf, dann beginnt er ein Magister-Programm für ein Lehramt in einer bestimmten Schulart. In einem dreisemestrigen MA-Studiengang werden alle Studierenden auf die erste Lehrbefähigung in einer bestimmten Schulart vorbereitet. Die Ausbildung umfasst fachdidaktische, fachwissenschaftliche und berufswissenschaftliche Anteile. In allen drei Semestern werden pädagogische bzw. fachdidaktische Praktika absolviert. Diese sind direkt in die Module eingebunden und werden dort vorbereitet, betreut und geprüft. Damit kann eine engere Verzahnung von Theorie und Praxis erreicht werden. Mit der Magisterarbeit weisen die Studierenden nach, dass sie in der Lage sind, eine Fragestellung aus fachwissenschaftlicher und fachdidaktischer Sicht, also mit einem Bezug zur realen Schul- und Unterrichtswelt, erfolgreich zu bearbeiten. Auch in fachdidaktischen und praktischen Studienanteilen ist eine enge Zusammenarbeit mit Vertretern der Studienseminare geplant. Damit kann ein reger Austausch über Inhalte der ersten und zweiten Lehrerbildungsphase erreicht werden, der den MA-Absolventen den Übergang in das Referendariat überschaubarer gestaltet. Das Referendariat könnte damit ggf. um eine gewisse Zeit gekürzt werden.

    "Mit dem vorgelegten Konzept kommt die Universität Erfurt einen wichtigen Schritt in ihrem Reformprogramm voran", erklärte der Vizepräsident, der auf eine schnelle Genehmigung der Studienordnungen hofft. Die Universität habe den Auftrag zur Reform der Lehramtsstudiengänge mit der Integration der Pädagogischen Hochschule im Januar 2001 von der Thüringer Landesregierung übernommen und in relativ kurzer Zeit in ein tragbares Konzept umgesetzt. "Wir sind damit deutschlandweit die einzige Hochschule, die nahezu ausschließlich nach dem BA/MA-Modell ausbildet", so Herz abschließend.

    Weitere Informationen/Kontakt: Dr. Gaby Luther Tel.:0361-737-5009


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Organisatorisches, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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