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07.03.2003 10:29

Politikerzitate per Mausklick

Dr. Johannes Ehrlenspiel Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

    Täglich werden wir von einer wahren Bilderflut überrollt. Die gesendeten Rundfunk- und Fernsehbeiträge verschwinden anschließend in den riesigen Archiven der Sender. Will man bestimmte O-Töne wieder finden, ist die Suche für die Archivare mühsam und zeitaufwändig. Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Medienkommunikation IMK stellen auf der CeBIT eine neue Software vor, mit deren Hilfe sich Reden und Bildsequenzen elektronisch archivieren und schnell per Mausklick wieder finden lassen.

    Was hat die Ministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, in letzter Zeit im Bundestag zur Forschungsförderung gesagt? Gab es Kommentare von den Rednern anderer Parteien? Wenn Rundfunk- und Fernsehjournalisten recherchieren und ganz bestimmte O-Töne brauchen, helfen Archive weiter. Archivare verwalten beispielsweise im Bundestag die wörtlichen Mitschriften der Protokollanten. Jede Rede muss einschließlich aller Zwischenrufe niedergeschrieben und archiviert werden. Nur so lässt sich später genau zitieren, was wann von wem zu einem bestimmten Thema gesagt wurde. Wenn Fernsehteams die Redner filmen, kommt das gedrehte Material anschließend ins Archiv des Senders. Werden neue Beiträge produziert, greifen die Redakteure gerne auf hier abgelegte O-Töne zurück. Auch hier ist der Archivar gefragt. Doch die Suche ist oft mühsam und langwierig. Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Medienkommunikation IMK stellen nun auf der CeBIT den iFinder vor. Das Softwareprogramm kann aufgezeichnete Reden elektronisch nach Stichworten verschlagworten. Sucht man nach einem bestimmten Begriff, etwa Forschungsförderung, werden alle Zitate dazu per Mausklick angezeigt.

    Die Wissenschaftler aus St. Augustin bei Bonn beschäftigen sich seit Jahren mit den vielzähligen Möglichkeiten, die multimediale Informationen bieten. Um Inhalte leichter erschließen, bearbeiten, speichern und verteilen zu können, setzen sie modernste Sprach- und Videoerkennungsprogramme und Content-Managementsysteme ein. "Wir nutzen die Fähigkeit des Computers, bestimmte Beschreibungsmerkmale zu erkennen und zu vergleichen", erklärt Joachim Köhler, der die Forschungsgruppe im Competence Center Media Net am IMK leitet. "Dazu erzeugen wir bei jedem Redner zunächst ein digitales Muster seines Sprechverhaltens und seines Gesichts. Ton und Bild werden anschließend getrennt und einzeln von Programmen analysiert." Die Fraunhofer-Wissenschaftler erfassen bei Sprachaufzeichnungen individuelle Eigenschaften wie Räuspern oder Applaus. Vorhandene Transkripte - etwa Parlamentsmitschriften - werden so an das Sprachsignal angepasst, dass jedes Wort und jede Aussage exakt wieder gefunden werden kann. Außerdem werden Sprechwechsel in hitzigen Parlamentssitzungen erkannt. Die Videoerkennung findet Gesichter der Politiker im Bundestag und identifiziert die Politiker anhand ihrer individuellen Gesichtszüge - zum Beispiel Außenminister Fischer auch anhand seines charakteristischen, strengen Stirnrunzelns. Anschließend werden die automatisch segmentierten und klassifizierten Bild- und Tondokumente nach bestimmten Themen und Stichworten in einer Datenbank gespeichert. Die so gewonnenen Metadaten werden im neuen internationalen Standard MPEG-7 abgelegt. "MPEG-7 legt eine gemeinsame Beschreibungssprache für Multimediadaten in XML fest. Damit kann man in aufgezeichneten Reden oder Bildsequenzen schnell nach Stichworten recherchieren. Der gewünschte Begriff kann in eine einfache Suchmaske eingegeben werden. Und im Handumdrehen erscheint die gewünschte Rede mit dem entsprechenden Abschnitt auf dem Vi-deoband", beschreibt Köhler das Verfahren. Die IMK-Wissenschaftler arbeiten mit offenen Systemen. Die Systemarchitektur basiert neben MPEG-7 auf HTML, Java und XML und CORBA.

    Die neue Software eignet sich aber nicht nur für das Archivieren von Politikerreden im Bundestag oder in den Länderkammern. Mit dem iFinder lassen sich beispielsweise auch aufgezeichnete Interviews, Konferenzen und Meetings nach Stichwörtern durchsuchen. Eine weitere Anwendung sieht der IMK-Medienexperte im Internet. Auch hier könnte man damit Videos schnell wieder finden. Ganz besonders attraktiv ist das Programm für Rundfunk- und Fernsehanstalten. Schließlich schlummern hier in riesigen Archiven unzählige Bild- und Tondokumente aus mehr als einem halben Jahrhundert. Damit auch ältere analoge Daten mit dem iFinder verwaltet werden können, müssen sie zunächst digitalisiert werden. Dann steht auch dem schnellen Auffinden von Bildern oder Reden aus den Anfängen des Fernsehzeitalters nichts mehr im Wege.

    Sie finden den iFinder auf der CeBIT am Fraunhofer-Gemeinschaftsstand A 24 in Halle 11 bei den Digitalen Medien.

    Ansprechpartner:
    Dr. Joachim Köhler
    Telefon 0 22 41 / 14-29 00, Fax -25 97, joachim.koehler@imk.fraunhofer.de

    Dr. Jobst Löffler
    Telefon 0 22 41 / 14-19 56, jobst.loeffler@imk.fraunhofer.de

    Fraunhofer-Institut für Medienkommunikation IMK
    Schloss Birlinghoven
    53754 Sankt Augustin


    Weitere Informationen:

    http://www.imk.fraunhofer.de
    http://www.fraunhofer.de/presseinfo


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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