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07.03.2003 10:55

Förderpreis für germanistische Sprachwissenschaft an Dr. Raphael Berthele

Dr. Annette Trabold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Deutsche Sprache

    Untersuchung von Raumausdrücken in der Schweiz. "De Frosch gaad usem Glaas".
    Projekt erforscht, wie unterschiedlich Sprecherinnen und Sprecher innerhalb der Schweiz beschreiben, wo sich etwas oder jemand befindet oder wo etwas passiert.

    Den Förderpreis für germanistische Sprachwissenschaft der Hugo Moser Stiftung erhält in diesem Jahr Dr. Raphael Berthele (Freiburg/Schweiz). Der Preis in Höhe von 7.500 Euro wird für noch nicht abgeschlossene Forschungsarbeiten im Bereich der germanistischen Linguistik an Nachwuchsgermanisten vergeben.
    Gestiftet wurde er 1986 vom Mitbegründer und ersten Präsidenten des Instituts für Deutsche Sprache (IDS), Prof. Dr. Hugo Moser und dessen Ehefrau Hildegard Moser. Verliehen wird der Preis zur Eröffnung der 39. Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache zum Thema: "Den Nagel auf den Kopf treffen - Wortverbindungen mehr oder weniger fest" am 11. März 2003 im Stadthaus in Mannheim.
    Dr. Berthele (33) erhält den Preis für sein Habilitationsprojekt zum Thema: "Diatopische Variationen bei Raumausdrücken im Deutschen und in benachbarten Varietäten der Romania".
    In diesem Projekt wird erforscht, wie unterschiedlich Sprecherinnen und Sprecher innerhalb der Schweiz beschreiben, wo sich etwas oder jemand befindet oder wo etwas passiert. Die Unterschiede dieser sogenannten Raumausdrücke sollen zum einen zwischen den deutschen Varietäten (also den verschiedenen Schweizer Mundarten und Dialekten) untersucht werden. Zum anderen sollen diese Forschungsergebnisse mit ergänzenden Daten von benachbarten romanischen Varietäten (Französisch, Italienisch, Rätoromanisch) verglichen werden.
    Es zeichnet sich ab, dass Sprecher schweizerdeutscher Mundarten wesentlich weniger Co-Ereignisse (also die Art und Weise der Bewegung oder des statischen Zustandes) in ihre Beschreibung integrieren als Sprecherinnen und Sprecher der deutschen Standardsprache. So sagt man in der schweizerdeutschen Mundart zum Beispiel: "De Frosch gaad usem Glaas" - und man formuliert den gleichen Sachverhalt in der deutschen Standardsprache mit der ausführlicheren Beschreibung: "Der Frosch springt aus dem Glas". Gleiches gilt für die Sätze: "De Hund isch im Hüttli" und "Der Hund liegt in der Hütte".
    Die schweizerdeutschen Varietäten weisen dagegen wesentlich häufiger komplexe Pfad- und Ortsangaben auf. So wird in manchen Regionen fast jede präpositionale Angabe durch ein Adverb ergänzt. Sagt man im Standarddeutschen: "um das Haus" - so heißt es mundartlich :"ums Huus ume", also "um das Haus herum". Gleiches gilt für die Ortsangabe "im Häuschen", die mundartlich lautet: "im Hüttli inne", d.h. "im Häuschen drin".
    Das Deutsche neigt auch im Vergleich mit benachbarten romanischen Varietäten am meisten zum Ausdruck von Co-Ereignissen. Diese vergleichenden Untersuchungen innerhalb der deutschen Varietäten und mit den romanischen Varietäten sollen durch weitere Datenerhebungen intensiviert werden.

    Mit dem Förderpreis (im Rahmen des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft) unterstreicht der wissenschaftliche Beirat der Hugo Moser Stiftung, dass Raphael Bertheles Arbeit für die dialektologische und soziolinguistische Forschung als besonders förderungswürdig erachtet wird.

    Das IDS gehört zu den 79 außeruniversitären Forschungsinstituten und Serviceeinrichtungen für die Forschung der Leibniz-Gemeinschaft. Das Spektrum der Leibniz-Institute ist breit und reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften und Museen mit angeschlossener Forschungsabteilung. Die Institute beschäftigen rund 12.000 Mitarbeiter und haben einen Gesamtetat von 820 Millionen Euro. Sie arbeiten nachfrageorientiert und interdisziplinär und sind von überregionaler Bedeutung. Da sie Vorhaben im gesamtstaatlichen Interesse betreiben, werden sie von Bund und Ländern gemeinsam gefördert.
    Näheres unter: http://www.wgl.de.


    Weitere Informationen:

    http://www.ids-mannheim.de/aktuell/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse, Personalia
    Deutsch


     

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