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10.03.2003 14:05

Dramatische Datenmengen

Michael Kroemer Pressestelle
Universität Wuppertal

    Die Biometrie in Medizin, Pharmazie, Agrarwissenschaft, Psychologie, Genetik: 300 Experten werden zum Biometrischen Kolloquium in Wuppertal erwartet.

    Vom 18. bis 21. März findet in Wuppertal das 49. Biometrische Kolloquium der Deutschen Region der Internationalen Biometrischen Gesellschaft statt. Zum 50-jährigen Jubiläum der Gesellschaft präsentieren 300 Wissenschaftler aus acht Nationen die aktuellsten Entwicklungen der Biometrie in über 100 Vorträgen und Einzelseminaren. Organisatoren und Tagungsleiter sind der Wirtschaftsstatistiker Professor Dr. Gerhard Arminger vom Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Bergischen Universität sowie Dr. Jürgen Kübler, Abteilungsleiter im Bereich Biometrie des
    Pharma-Forschungszentrums der BAYER AG Wuppertal. Den Eröffnungsvortrag hält Dr. Robert O'Neill von der obersten amerikanischen Zulassungsbehörde für Arzneimittel.

    Biometrie hat sehr viel mit Messen zu tun. Alle Bereiche der Lebenswissenschaften sind betroffen, in denen mit Hilfe von empirischen Untersuchungen, also anhand von Zahlen, Erkenntnisse über medizinische, biologische, psychologische oder ökologische Zusammenhänge gewonnen werden - Zahlen also, die über die Zulassung von Medikamenten, die Sicherheit von Therapien, die Unbedenklichkeit von Lebensmitteln oder die Grenzen von Schadstoffen entscheiden.

    Schwerpunkte der wissenschaftlichen Arbeit, die engen Bezug zur Arzneimittelentwicklung und -prüfung hat:

    - Wie kann die Wirksamkeit und Verträglichkeit eines neuen Mittels zuverlässig beurteilt werden?

    - Welche Arzneimittel und welche Medizinprodukte bewähren sich in klinischen Studien?

    - Wie kann man familiär bedingte Krankheiten erkennen und vermeiden?

    - Was sind die Ursachen für das Entstehen einer Krankheit?

    - Welches ist die nachweisbar optimale Behandlung für den einzelnen Patienten?

    - Wie können neue Techniken, zum Beispiel aus dem Bereich der Bioinformatik, optimal genutzt werden?

    Was kann die Biometrie zu diesen Fragestellungen beitragen? Ist Biometrie nicht einfach die Vermessung des Menschen, so wie es in jüngster Zeit in Wissenschaft und Medien diskutiert wurde?

    Von zentraler Bedeutung auf dem Weg von Zahlen zu Entscheidungen, die auf gesicherten Erkenntnissen beruhen, sind die Methoden zur Auswertung von Daten. Diese Methoden werden von der Statistik gestellt, einer Wissenschaft, die wesentlich mehr ist als das trockene Aufstellen von Zahlenkolonnen oder die Erstellung von Tortendiagrammen. Sie stellt die Verfahren zur Verfügung, die die Planung, Durchführung und Auswertung, und damit letztlich sogar die Interpretation empirischer Studien ermöglicht. Mathematisch präzise versucht sie, die Divergenz in den
    Verhaltensweisen und den Reaktionen einzelner, d.h. die biologische Variabilität, zu beschreiben und zu quantifizieren. Nur so können aus den Daten abgeleitete Aus-sagen getroffen werden, die mit großer Sicherheit für ganze Bevölkerungsgruppen gelten können. Die Statistik gewinnt damit aus Daten Informationen zur Entscheidungsfindung.

    Fundierte Kenntnisse in der jeweiligen Substanzwissenschaft, d.h. zum Beispiel der Medizin, sind dabei für einen Biometriker unerlässlich. Die Planung einer Empirischen Studie, die Wahl der Erhebungsmethoden der Daten und schließlich die Wahl der statistischen Methoden müssen sorgfältig auf die zugrundeliegende Fragestellung abgestimmt werden. Der Biometriker als interdisziplinär arbeitender Wissenschaftler übernimmt hier eine wesentliche Verantwortung für die "Operationalisierung" der wissenschaftlichen Fragestellung, d.h. bei der Entwicklung eines geeigneten mathematisch-statistischen Modells. Darüber hinaus trägt er maßgeblich zur Planung bei, zum Beispiel durch die Ermittlung des notwendigen Umfangs einer empirischen Studie, um eine vorgegebene Mindestpräzision der abgeleiteten Aussagen unter Berücksichtigung der biologischen Variabilität zu erreichen.

    Wie in anderen Bereichen, so ist auch in den Lebenswissenschaften ein dramatischer Anstieg der Datenmengen zu verzeichnen, die für wissenschaftliche Untersuchungen zur Verfügung stehen. Diese Datenflut hat in den zurückliegenden Jahren entscheidende neue Impulse für die Biometrie gegeben. Zum einen ist der Bedarf nach qualifizierten Analysen gestiegen. Zum anderen ermöglichen neue und leistungsstarke Computer die Anwendung von Methoden, die früher nicht berechenbar waren. Diese Kombination von Bedarf und Möglichkeiten hat zur Entwicklung einer Vielzahl neuer Methoden und zu einer Intensivierung der Zusammenarbeit mit der Informatik geführt. Augenfällig wird diese Verzahnung durch den Themenschwerpunkt Bioinformatik, der sich gezielt mit statistischen Methoden in diesem neuen Fach befasst, das Phänomene der Molekularbiologie und der Genetik erklären soll.

    Die Biometrie stellt sich damit insgesamt der Herausforderung, den Erwartungen an die optimale Nutzung wachsenden Datenmengen im Bereich der Lebenswissenschaften gerecht zu werden. Die Biometrische Gesellschaft, zu deren Mitgliedern, neben Mathematikern und Statistikern, auch Wissenschaftler aus Medizin, Pharmazie, Agrarwissenschaft, Psychologie und Genetik gehören, bildet ein Forum zum wissenschaftlichen Gedankenaustausch.

    Die International Biometric Society (IBS) entstand 1948 in den USA und umfasst derzeit weltweit 7000 Mitglieder. Davon zählt die Deutsche Region, nach den USA, mit 900 Mitgliedern zu den zahlenmäßig stärksten Regionen. Präsident ist Professor Dr. Guido Giani, Chef der Abteilung für Biometrie und Epidemiologie des Deutschen Diabetes Forschungsinstitutes, Düsseldorf. Aufgrund der Vielfältigkeit der Aufgabenbereiche in Forschung, Lehre und Anwendung haben sich mehr als ein Dutzend Arbeitsgruppen in der Deutschen Region etabliert, die ihre Forschungsergebnisse in Wuppertal präsentieren.

    Die Biometrische Gesellschaft versteht sich dabei nicht als rein akademische Gesellschaft. Vielmehr ist die Umsetzung der Methoden in der Praxis ein wichtiges Anliegen. Die dazu notwendige Zusammenarbeit zwischen Universität und Industrie wird durch die gemeinsame Tagungsleitung durch Prof. Dr. Gerhard Arminger von der Bergischen Universität Wuppertal und Dr. Jürgen Kübler vom Pharma-Forschungszentrum der BAYER AG, Wuppertal, zum Ausdruck gebracht.

    Einladung zur Pressekonferenz:

    Montag, 17. März 2003, 14 Uhr, Senatssaal der Universität Wuppertal, Campus Grifflenberg, Wuppertal-Elberfeld, Gaußstraße 20, Gebäude P, Ebene 08 (Anreisebeschreibung über die Homepage der Universität).

    Kontakt:

    Carsten Schneider, Fachgruppe Wirtschaftsstatistik im Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Telefon 0202/439-3558

    Dr. Jürgen Kübler, Pharma-Forschungszentrum der Bayer AG, Wuppertal, Telefon 0202/36 85 36


    Weitere Informationen:

    http://www.biometrie2003.uni-wuppertal.de
    http://www.uni-wuppertal.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Organisatorisches, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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