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10.03.2003 15:57

Strategien zur Beseitigung von realem Müll und Vorurteilen

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Universität Jena koordiniert neues Europa-Projekt zum Umweltschutz in den Balkanländern

    Jena (10.03.03) Die jungen Balkanländer sind geprägt durch die jahrzehntelange Ausbeutung ihrer natürlichen Rohstoffe. Durch den Krieg sind zwar viele Industriebetriebe zum Erliegen gekommen, jedoch ihre Abfälle wie Schlacken und Flugaschen haben sich angesammelt wie in den Köpfen die Vorurteile. Wilde Deponien und Siedlungsabfälle mischen sich mit hochwertigeren Abraummaterialien. Die Abraumhalden von Tagebauen klaffen in der Landschaft, ca. 200 km2 gibt es allein in Bosnien-Herzegowina. Hier will das neue europäische Forschungsprojekt REINTRO Abhilfe schaffen, das von der Friedrich-Schiller-Universität Jena koordiniert wird. Neben Jenaer Wissenschaftlern sind Forscher und Industriepartner aus Mazedonien, Kroatien, Bosnien, Serbien sowie Lettland beteiligt. Ziel ist die Erarbeitung von Strategien zur sicheren Entsorgung und sinnvollen Nutzung von Abfallprodukten in den Balkanländern. Das erste Arbeitstreffen der Projektleiter ist heute (10.3.), nach zwei Tagen intensiver Beratungen, an der Universität Jena zu Ende gegangen.

    "Unsere Partner verstehen ihre Beteiligung am ,Reintro-Projekt' auch als Möglichkeit, ihren Ländern den Weg in ein friedliches und vereinigtes Europa zu bereiten", sagt PD Dr. Jörg Bossert. Der Wissenschaftler vom Institut für Materialwissenschaft und Werkstofftechnologie (IMT) der Universität Jena hat im Vorfeld nach geeigneten Partnern gesucht und den Projektantrag bei der Europäischen Union (EU) eingereicht. Inzwischen sind die Verträge unterzeichnet. "Es existiert ein detaillierter Zeitplan, die Arbeitsgebiete der einzelnen Kooperationspartner sind festgelegt und die Gelder verteilt worden", berichtet der Projektkoordinator von der Uni Jena. 650.000 Euro werden in den nächsten drei Jahren fließen. Das aktuelle Arbeitstreffen am Lehrstuhl für Materialwissenschaft diente dazu, einander die Teilprojekte vorzustellen, Einzelaktivitäten abzustimmen und letzte Formalitäten zu klären.

    Rekultivierung der Landschaft, Sicherung wilder Deponien, neue Rohstoffe aus Abfällen: das sind die "harten Arbeitsfelder" von REINTRO. Als "weiche Ergebnisse" des Projektes hofft die EU, Kooperationen und den Technologietransfer zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern zu stärken, Handelsbeziehungen zwischen den Balkanländern und zu den Mitgliedsstaaten der EU zu fördern und so den europäischen Integrationsprozess voranzutreiben. "Natürlich wird unsere Forschung nicht alle Umweltprobleme in diesen Ländern sofort lösen", weiß Dr. Bossert. Seine Arbeitsgruppe arbeitet daran, aus Abfallprodukten von Metallhütten, so genannten Schlacken, qualitativ hochwertige Werkstoffe herzustellen. Dazu werden mineralische Abfälle in den Abraumhalden untersucht. Dann sind die Werkstoffwissenschaftler am Zug, die daraus neue Materialien generieren. "Das können Keramiken für die Bauindustrie sein", erklärt Bossert, "sie können aber auch zum Versiegeln von wilden Deponien dienen und verhindern, dass Schadstoffe ins Grundwasser gelangen."

    REINTRO wird Strategien entwickeln und Lösungswege aufzeigen, die Behörden vor Ort dann umsetzen können. Daher freut es den Werkstoffwissenschaftler der Uni Jena besonders, dass sich unter den zwölf Partnern fünf Industrieunternehmen befinden. Unter ihnen ist auch die Jenaer Firma GEOS, die ihre Erfahrungen bei der Aufarbeitung der Wismut-Tagebaue einbringt. "Die Firmen sollen im eigenen Land die Produktion der neuen Werkstoffe in größerem Maßstab durchführen. Diese finden dann in Kläranlagen, etwa am Ohridsee in Mazedonien, ihre Pilotanwendung", zeichnet Dr. Bossert ein mögliches Szenario. Die Ermittlung des Bedarfs an neuen Werkstoffen sei ebenfalls Gegenstand des Projektes.

    Kontakt:
    PD Dr. Jörg Bossert
    Institut für Materialwissenschaft und Werkstofftechnologie der Uni Jena
    Löbdergraben 32, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 947733
    Fax: 03641 / 947732
    E-Mail: p5jobo@uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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