In der Klinik und Poliklinik für Angiologie des Essener Universitätsklinikums wird - zum ersten Mal in Europa - Ultraschall zur Beseitigung peripherer Gefäßverschlüsse eingesetzt. Klinikchef Professor Gottfried Rudofsky stellte das für den Patienten schonende Verfahren vor.
185/98
13. August 1998
Zum ersten Mal sind am Essener Universitätsklinikum in den vergangenen Wochen Patienten, die an einem schweren, mit Medikamenten nicht mehr zu behandelnden Gefäßverschluß litten, mit Hilfe eines neuen Ultraschallgerätes therapiert worden. Der Acolysis-Ultraschallkatheter, eine Entwicklung aus den USA, funktioniert nach dem Prinzip eines Nierensteinzertrümmerers: Die Katheterspitze wird an den Gefäßverschluß herangebracht und dann unter Ultraschall gesetzt - das den Blutdurchfluß hemmende Gewebe wird zerstört. "Das ist eine schonende Methode. Sie birgt für den Patienten kaum Gefahren", berichtet am Klinikum der Direktor der Klinik und Poliklinik für Angiologie, Professor Gottfried Rudofsky. Ihm schickte Hersteller Angiosonics Inc. den Katheter aus Morrisville, USA, nach Essen. Es ist das erste Gerät seiner Art, das außerhalb der Vereinigten Staaten bei der Behandlung peripherer Gefäßverschlüsse zum Einsatz kommt; dort allerdings ist es, insbesondere bei der Behandlung des Herzinfarktes, bereits etabliert.
Für Rudofsky verknüpft sich mit dem Einsatz des Ultraschallkatheters die Hoffnung, die verschiedenen Strategien zur Behandlung von Gefäßverschlüssen um eine wegweisende Möglichkeit bereichern zu können. Auch glaubt er, dem Ziel, die Essener Klinik, die erste und immer noch einzige Angiologische Klinik an einer deutschen Universität, zu einem Gefäßzentrum auszubauen, ein gutes Stück näher gekommen zu sein. Seitdem der Internist im Mai 1989 dem Ruf an das Essener Klinikum gefolgt ist, hat sich die Zahl der Patienten in der Angiologie verdreifacht. 8 000 bis 10 000 "Kontakte" in jedem Jahr in der Ambulanz, bis zu 600 Kranke auf der Station. Die Bilanz zeigt die wachsende Bedeutung, die den peripheren Gefäßkrankheiten zugemessen werden muß. Eine zu gute Ernährung, Nikotinmißbrauch und dazu eine ständig steigende Lebenserwartung - man kann auch sagen: Überalterung der Bevölkerung - werden dafür sorgen, daß bei den Gefäßerkrankungen bis zum Jahr 2030 die höchste Steigerungsrate unter den chronischen Erkrankungen zu verzeichnen ist. Das jedenfalls kündigt ein 1990 veröffentlichtes Gutachten (Dornier-Gutachten) an.
Dem gegenüber gibt es zu wenige niedergelassene Ärzte und zu wenige Kliniken, die solche Krankheiten versorgen. Die Angiologie ist das jüngste Fach der Inneren Medizin. Es bemächtigte sich, als es sich etablierte, eines Gebietes, das bis dahin eine Domäne der Gefäßchirurgen gewesen war. Dabei war die Katheterbehandlung - das Herausschneiden, -fräsen oder -ziehen von Gegenständen aus den Gefäßen - Ende der siebziger Jahre zum ersten Mal bei der Behandlung peripherer Gefäßerkrankungen eingesetzt worden, und erst später machten die Kardiologen diese Technik auch zu ihrer Sache. Statt der Zangen oder Schlingen, mit denen die Katheterspitze traditionell ausgerüstet ist, kommt in der Essener Angiologie nun also auch die Ultraschalltechnik zum Einsatz.
In der Diagnose wird sie schon lange angewendet. Aber auch da gibt es in Essen "Brandneues", berichtet Rudofsky.
Siemens-Ingenieure bauten auf bewährter Technik auf, als sie das Siescape-Verfahren entwickelten. Die Hardware ist alt, die Software neu. Denn bislang wurden bei einer Ultraschalluntersuchung von Gefäßen immer nur ganz kleine Bildausschnitte sichtbar, und der Arzt, der Aufschluß über eine Verengung im Gefäß gewinnen wollte, mußte mehrere Bilder nebeneinanderlegen - eine problematische Methode, die eine exakte Diagnose nicht unbedingt zuließ. Mit den Siescape fügt der Rechner die Bilder selbst präzise aneinander, so daß der Zustand des untersuchten Gefäßes auf langer Strecke sichtbar wird. Eine farbige Darstellung erhöht die "Lesbarkeit". "Ein Viertel bis ein Drittel aller Schlaganfälle kommen aus der Halsschlagader", sagt Rudofsky, und hier, wo - etwa im Rahmen der Prophylaxe - das Gefäß auf einer Strecke von zehn bis vierzehn Zentimetern untersucht werden muß, hat das Siescape eines seiner klassischen Einsatzgebiete gefunden. Ein anderes ist der langstreckige Verschluß im Oberschenkel, der, wenn er nicht rechtzeitig und dauerhaft behoben wird, zur Amputation führt.
Ursachenforschung und Therapiemöglichkeiten solcher langstreckigen arteriellen Verschlüsse sind in der Essener Angiologischen Klinik zur Zeit das wichtigste Arbeitsgebiet von Carsten Buss. Der Wissenschaftliche Mitarbeiter von Gottfried Rudofsky kann sich dabei auf ein Forschungsstipendium in beachtlichem Wert stützen. Das Hermesmeier-Stipendium, mit dem Buss sechs Jahre lang arbeiten kann, ist mit 600 000 Mark dotiert. Und dieselbe Summe kann Rudofsky noch einmal unter seinen Drittmitteln verbuchen: Die Gerti-Fischer-Stiftung ermöglicht damit die "Erforschung von einlagernden Prozessen an Arterien und deren Behandlung".
Redaktion: Monika Rögge, Telefon (02 01) 1 83-20 85
Weitere Informationen: Prof. Dr. Gottfried Rudofsky, Telefon (02 01) 7 23-24 35
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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