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12.03.2003 09:41

Friedensdemonstranten sind linkslastiger als vermutet

Burckhard Wiebe Abteilung Kommunikation
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

    Friedensdemonstranten sind linkslastiger als vermutet
    Umfrage widerlegt das Bild vom "Querschnitt der Bevölkerung"

    (Berlin) 76 Prozent der Menschen, die am 15. Februar in Berlin gegen einen Krieg im Irak demonstrierten, haben Abitur, acht Prozent sogar einen Doktortitel. 83 Prozent stufen sich selbst als politisch "links" oder "sehr links" ein. Das sind zentrale Ergebnisse einer Umfrage, die Sozialwissenschaftler vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) am 15. Februar auf der großen Friedensdemonstrationen in Berlin starteten.

    "Das Bild vom breiten Querschnitt der Bevölkerung, der auf die Straße gegangen ist, um gegen den drohenden Krieg zu demonstrieren, ist nicht aufrechtzuerhalten", kommentierte der Protestforscher Dieter Rucht vom WZB. Er selbst sei von der Deutlichkeit der Ergebnisse überrascht. Gerade die auffällig hohen Bildungsabschlüsse und die Links-Positionierung der Demonstranten habe er nicht erwartet. Der Bildungsstand liege weit über dem Durchschnitt: Insgesamt gaben 76 Prozent der Befragten an, Abitur zu haben, 51 Prozent nannten einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss ihren höchsten Abschluss und 8 Prozent gaben an, promoviert zu sein. Bei der "Sonntagsfrage" (Wenn morgen Bundestagswahlen wären, für welche Partei würden Sie stimmen?) gaben 1,7 Prozent der CDU/CSU ihre Stimme, ein Prozent der FDP. Die Grünen erhielten 53 Prozent der Stimmen, die SPD 21 Prozent und die PDS 20 Prozent. Auch die Selbstseinstufung in einer Links/Rechts-Skala spiegele eine enorme Linkslastigkeit. Das rechte Spektrum sei mit gut einem Prozent fast verwaist, der mittlere Bereich mit 16 Prozent recht schwach. Dem linken Spektrum ordneten sich 83 Prozent zu, 6 Prozent sogar dem äußerst linken Rand.

    Auch Einstellungen zum Krieg und zu den USA wurden in den Fragebögen ermittelt: 86 Prozent der Demonstranten stimmten dem Satz "Die USA wollen den Irak angreifen, um ihre nationale Ölversorgung zu sichern" zu; dagegen gingen nur 7,6 Prozent mit dem Satz "Ein Krieg gegen den Irak ist gerechtfertigt, wenn er vom Sicherheitsrat der UNO gebilligt ist" überein. Als bemerkenswert bezeichnete Rucht auch das deutliche Misstrauen der Demonstranten gegenüber politischen Parteien. Nur 3,4 Prozent sprachen den Parteien viel Vertrauen aus und keiner der Befragten völliges Vertrauen.

    Nicht nur in Berlin, sondern zeitgleich in sieben europäischen Länder und drei Städten der USA fand eine Befragung der Demonstranten statt. Dafür wurde ein standardisierter Fragebogen in der jeweiligen Landessprache mit frankiertem Rückumschlag verteilt. Bei der Berliner Befragung wurden 1430 Fragebögen verteilt, 725 kamen zurück und wurden ausgewertet. Die Auswertung der Daten der anderen Länder steht noch aus.


    Dieter Rucht, Die Friedensdemonstranten - wer sind sie, wofür stehen sie?, unveröffentlichtes Manuskript, Berlin 2003, im Internet unter: http://www.wz-berlin.de/presse/pdf/friedensdemo.pdf

    Bei Rückfragen:
    Dieter Rucht, AG Politische Öffentlichkeit und Mobilisierung, T: 030/25491-306, rucht@wz-berlin.de
    Ingrid Hüchtker, Pressereferat, T: 030/25491-510, huechtker@wz-berlin.de


    Weitere Informationen:

    http://www.wz-berlin.de
    http://www.wz-berlin.de/presse/pdf/friedensdemo.pdf


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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