idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
29.09.2014 10:11

Atypische Beschäftigung bleibt in Deutschland weiter hoch

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

    WSI-Datenbank liefert Zahlen für alle Städte und Kreise

    Atypische Beschäftigung bleibt in Deutschland weiter hoch

    Atypische Beschäftigung bleibt weit verbreitet: Bundesweit sind mehr als 40 Prozent aller Jobs keine Normalarbeitsverhältnisse. In manchen westdeutschen Städten und Landkreisen haben Teilzeitstellen, Minijobs und Leiharbeit sogar einen Anteil von knapp 60 Prozent an allen abhängigen Beschäftigungsverhältnissen (ohne Beamte und Selbständige). Das zeigen aktuelle Auswertungen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung. Basis für die Untersuchung ist die WSI-Datenbank Atypische Beschäftigung, über die die aktuellsten verfügbaren Zahlen für alle deutschen Landkreise und kreisfreien Städte online abrufbar sind.*

    Deutschlandweit waren im Jahr 2013 demnach 43,3 Prozent aller abhängigen Beschäftigungsverhältnisse Minijobs, Teilzeitstellen oder Leiharbeit. Eigentlich, so WSI-Experte Dr. Toralf Pusch, wäre angesichts der vergleichsweise guten Arbeitsmarktentwicklung in den letzten Jahren ein verringerter Druck zur Aufnahme solcher Beschäftigungsformen zu erwarten gewesen, soweit diese nicht den Wünschen der Beschäftigten entsprechen.

    Stattdessen zeigen die Berechnungen des WSI, dass die Leiharbeit mit einem Anteil von 2 Prozent der sozialversicherungspflichtigen und geringfügigen Beschäftigung annähernd auf dem Stand des Vorkrisenjahrs 2007 verharrt. Der Anteil der Minijobs hat im Vergleich zu 2007 sogar leicht zugelegt: um 0,6 auf 21,1 Prozent der abhängigen Beschäftigungsverhältnisse. Dazu dürften vor allem Neben-Minijobs beigetragen haben, deren Zahl seit 2007 um über 650.000 zugenommen hat, erläutert Pusch. Sozial schlecht abgesicherte Minijobs dienten häufig der Aufbesserung geringer Verdienste in der Hauptbeschäftigung. „Der weiterhin hohe Anteil atypischer Beschäftigung ist nicht unproblematisch. Häufig ist diese Arbeit geringer bezahlt und sozial schlechter abgesichert als im Normalarbeitsverhältnis, das gilt insbesondere für Leiharbeit und Minijobs“, sagt WSI-Experte Pusch.

    Das WSI wertet für seine Datenbank Statistiken der Bundesagentur für Arbeit (BA) aus. Diese registrieren als einzige Quelle in Deutschland alle abhängigen Beschäftigungsverhältnisse differenziert bis hinunter auf die regionale Ebene; Selbständige und Beamte sind nicht erfasst. Bei der Teilzeit erschwere eine Umstellung der Meldestatistik der BA im Jahr 2012 einen Vergleich, merkt Pusch an. Die Statistik für die Jahre 2007 bis 2011 zeigt hier ebenfalls ein Anwachsen. Nach Einführung des neuen Meldeverfahrens betrug die Teilzeitquote im vergangenen Jahr 20,2 Prozent. Wie auch Minijobs würden Teilzeitbeschäftigungen vor allem von Frauen ausgeübt, konstatiert der WSI-Forscher.

    Bundesweit am stärksten verbreitet ist atypische Beschäftigung mit 58,8 und 57,2 Prozent in den kreisfreien Städten Delmenhorst und Landshut. Die Landkreise Trier-Saarburg und Kusel verzeichnen mit 56,4 und 55,9 Prozent die nächsthöchsten Werte. Diese Regionen liegen im Westen der Republik, wo atypische Beschäftigung bei Frauen vor allem im ländlichen Raum sehr weit verbreitet sei, so der Arbeitsmarktexperte. Ein wichtiger Grund dafür sei das oft noch unzureichende Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen.

    Insgesamt wiesen daher auch westdeutsche Flächenländer die höchsten Quoten auf: Schleswig-Holstein liegt mit 47,3 Prozent vorn, gefolgt von Rheinland-Pfalz mit 46,5 und Niedersachsen mit 46 Prozent. Im Osten liegen die Werte deutlich darunter, was laut Pusch mit anderen Erwerbsmustern vor allem bei Frauen zusammenhängt. Am niedrigsten ist der Anteil atypischer Beschäftigung in Thüringen, wo allerdings immer noch knapp zwei Fünftel der Arbeitsverhältnisse betroffen sind. Zwar sind auch im Osten viele Beschäftigungsverhältnisse von Frauen Minijobs, jedoch ist der Anteil mit 17,2 Prozent deutlich geringer als bei westdeutschen Arbeitnehmerinnen, deren Beschäftigungen zu 28,4 Prozent geringfügig sind. Gleichzeitig liegt die Quote der Teilzeitarbeitsplätze bei ostdeutschen Frauen mit 35 Prozent leicht über dem westdeutschen Wert von 32,7 Prozent.

    Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung

    Dr. Toralf Pusch
    WSI-Arbeitsmarktexperte
    Tel.: 0211-7778-630
    E-Mail: Toralf Pusch@boeckler.de

    Rainer Jung
    Leiter Pressestelle
    Tel.: 0211-7778-150
    E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de


    Weitere Informationen:

    http://www.boeckler.de/apps/atypischebeschaeftigung/index.php - * Datenbank Atypische Beschäftigung im Netz


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).