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13.03.2003 14:15

Neue Forschungsergebnisse belegen: Zecken möglichst schnell entfernen (BfR PD 06/2003)

Dr. Irene Lukassowitz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

    BfR - Pressedienst
    Bundesinstitut für Risikobewertung
    Thielallee 88 - 92, D - 14195 Berlin, Telefon: 01888/412-4300, Telefax: 01888/412-4970 Presserechtlich verantwortlich: Dr. Irene Lukassowitz

    06/2003, 13. März 2003

    Neue Forschungsergebnisse belegen: Zecken möglichst schnell entfernen, weil sonst das FSME-Risiko steigt

    Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist die bedeutendste durch Zecken übertragene Viruserkrankung Europas. Allein in Deutschland erkranken jährlich etwa 250 Personen an FSME, rund 30 Prozent davon schwer. Zehn Prozent aller Patienten weisen bleibende, teilweise schwerste neurologische Schäden auf. Zwei Prozent der Patienten sterben daran. Risikogebiete für eine Infektion mit FSME existieren in Deutschland in Bayern, Baden-Württemberg und, mit zunehmender Tendenz, im Odenwald. In Rheinland-Pfalz ist ein Landkreis als Gebiet mit geringem Risiko eingestuft und auch in Thüringen wurde FSME jetzt in drei Landkreisen nachgewiesen. Neue Forschungsergebnisse deuten nun darauf hin, dass ähnlich wie bei der Lyme-Borreliose, das Infektions-Risiko der FSME mit der Dauer der Blutmahlzeit der Zecke am Menschen steigt. Die Forschungsergebnisse werden neben zahlreichen anderen im Rahmen des "VIIth International Potsdam Symposium on Tick-borne Diseases" vorgestellt, das heute und morgen im Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stattfindet. An der Veranstaltung nehmen 200 Wissenschaftler aus 26 Ländern teil.

    Um den Durchseuchungsgrad der Zecken mit FSME-Viren zu bestimmen und entsprechende Risikogebiete festzulegen, werden Zecken aus ausgewählten Gebieten auf diese Viren untersucht. Am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin geschieht dies im dort angesiedelten Referenzlaboratorium für durch Zecken übertragene Krankheiten. In den letzten Jahren beobachteten die Wissenschaftler einen Rückgang der Durchseuchungsraten von Zecken: Während 1997 noch bei fünf Prozent der "erwachsenen" Zecken im Schwarzwald und in der Umgebung von Passau FSME-Viren nachgewiesen werden konnten, lagen die Werte in den letzten Jahren nur noch bei einem Prozent. Die Durchseuchungsrate der Nymphen (der "jungen" Zecken) lag sogar noch darunter.

    Umso überraschender ist das Ergebnis einer neuen Studie des Referenzlaboratoriums im BfR in Zusammenarbeit mit einem Labor in Passau: Danach wird der Durchseuchungsgrad von erwachsenen Zecken, die bereits am Menschen gesogen haben, im Passauer Raum für das Jahr 2001 mit fast zehn Prozent beziffert. Die "Viruslast" der erwachsenen Zecken, die in diesem Gebiet aus dem Freiland gesammelt und untersucht wurden und die noch nicht am Menschen gesogen haben, lag dagegen bei dem erwarteten Wert von rund einem Prozent. Ähnlich stellen sich die Ergebnisse bei Nymphen (den "jungen" Zecken) dar: Während 0,4 % der frei lebenden Nymphen im Passauer Raum, die noch nicht am Menschen gesogen hatten, das Virus trugen, erreichten die Werte bei denen, die dies bereits getan hatten, sieben Prozent. Alle Durchseuchungsraten wurden molekularbiologisch ermittelt und durch Nukleinsäuresequenzdaten gesichert.

    Warum FSME-Viren in "gesogenen" Zecken offenbar sehr viel häufiger nachgewiesen werden können als in Zecken, die noch keine derartige Blutmahlzeit hinter sich haben, ist noch weitgehend unklar. Eine mögliche Erklärung könnte eine starke Virusvermehrung während der Blutaufnahme sein. Möglicherweise wurden in der Vergangenheit Zecken als "virusfrei" klassifiziert, weil ihre "Viruslast" so gering war, dass sie mit den gegenwärtig verfügbaren Methoden nicht nachgewiesen werden konnte.

    Seit dem Inkrafttreten des neuen Infektionsschutzgesetzes (IfSG) im Jahr 2001 müssen alle FSME-Fälle dem Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin gemeldet werden. Die so erhaltenen Daten erlauben eine recht zuverlässige Einschätzung des Krankheitsniveaus. Einzelne importierte Fälle spielen danach nur eine untergeordnete Rolle. Für das Jahr 2001 wurden dem RKI auf der Basis des IfSG insgesamt 254 FSME-Erkrankungen gemeldet (s. Epid. Bull. 17/2002), darunter 108 Fälle aus Bayern und 117 aus Baden-Württemberg, 2002 insgesamt 239 Erkrankungen, darunter 78 aus Bayern und 114 aus Baden-Württemberg. Weitere Bundesländer mit Einzelerkrankungen waren Thüringen (3 Fälle 2001 und 8 Fälle 2002) und Hessen (10 Fälle 2001 und 13 Fälle 2002).

    Das BfR weist noch einmal nachdrücklich darauf hin, dass nur die aktive Schutzimpfung vor einem Aufenthalt in FSME-Risikogebieten einen sicheren Infektionsschutz bietet. Gegenwärtig sind in Deutschland zwei gut verträgliche und hoch wirksame Impfstoffe für Erwachsene sowie ein Impfstoff für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr zugelassen.

    Die Ergebnisse des Symposiums werden veröffentlicht. Die Zusammenfassungen der Beiträge stehen auf der Homepage des Instituts (www.bfr.bund.de) unter dem Menupunkt "Veranstaltungen" zur Verfügung.

    ende bfr-p


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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