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18.03.2003 13:21

Stagnierende Meldezahlen bei der Tuberkulose in Deutschland

Heidrun Wothe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Robert Koch-Institut

    Welt-Tuberkulose-Tag 2003: Tuberkulose ist heilbar

    Gemeinsame Pressemitteilung:
    Robert Koch-Institut, Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose, Nationales Referenzzentrum für Mykobakterien

    Weltweit sterben zwei bis drei Millionen Menschen an Tuberkulose. In Deutschland wurden dem Robert Koch-Institut im vergangenen Jahr 7723 Neuerkrankungen an Tuberkulose gemeldet. Das sind 184 Fälle mehr als 2001. Allerdings muss bei der Interpretation der Fallzahlen der letzten zwei Jahre die Umstellung des Meldesystems im Jahr 2001 berücksichtigt werden. "Zwar liegen diese Zahlen noch in einem Bereich, der den langfristig abnehmenden Trend über die letzten zehn Jahre fortführt", sagt Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts, "dennoch hat die Bekämpfung der Tuberkulose auch in Deutschland, gerade vor dem Hintergrund der problematischen internationalen Entwicklung, nach wie vor einen hohen Stellenwert". Mit dem Epidemiologischen Bericht des Robert Koch-Instituts zur Tuberkulose in Deutschland 2001, durch die umfangreichen Daten aus dem Infektionsschutzgesetz ermöglicht, ist in Kürze erstmals ein Bild der Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland verfügbar, das in dieser Genauigkeit und Aussagekraft bisher nicht zur Verfügung stand.

    Die Erreger der Tuberkulose, stäbchenförmige Bakterien aus der Familie Mycobacteriae, sind sehr widerstandsfähig. "Aber mit konsequenter, nötigenfalls auch überwachter Gabe einer Medikamentenkombination ist die Tuberkulose gut heilbar", betont Robert Loddenkemper, Lungenfacharzt in der Lungenklinik Heckeshorn (Berlin) und Generalsekretär des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose. Die Tuberkulose (die grundsätzlich jedes Organ befallen kann) manifestiert sich bei bis zu achtzig Prozent der Erkrankten als Lungentuberkulose, häufig als offene Form, die ansteckend ist. Die Weltgesundheitsorganisation hat Deutschland inzwischen als "DOTS-Land" anerkannt. Die Strategie DOTS (directly observed treatment short course) ist eine Tuberkulosebekämpfungsstrategie, die ursprünglich vor allem auf Entwicklungsländer mit einer hohen Tuberkulose-Rate ausgerichtet war. Zentrale Elemente sind die möglichst vollständige Entdeckung der Tuberkulosefälle und eine überwachte Kombinationstherapie über sechs Monate entsprechend den internationalen Richtlinien. Eine Anpassung dieser Strategie an Länder mit niedriger Tuberkuloserate stellt die Überwachung des Behandlungsergebnisses in den Vordergrund. Dies wurde nach Einführung des Infektionsschutzgesetzes zum 1.1.2001 auch in Deutschland möglich. Angaben zum Behandlungsergebnis lagen für drei Viertel der Fälle vor. Der Anteil erfolgreicher Behandlungen lag dabei mit 81,1% (4190 Fälle) knapp unter der Zielvorgabe der Weltgesundheitsorganisation.

    Ein zunehmendes Problem stellen die multiresistenten Erreger dar, die gegen die beiden wichtigsten Medikamente Isoniazid und Rifampicin unempfindlich sind. Die Behandlung einer multiresistenten Tuberkulose ist langwierig, kostspielig, und die Heilungschancen sind geringer. In Deutschland ist über die Jahre eine leichte Zunahme der multiresistenten Erreger zu beobachten und liegt nach einer vorläufigen Auswertung der bereits für 2002 vorliegenden Daten nach dem Infektionsschutzgesetz bei etwa 2,7 %. Als weitere Quellen stehen die Daten aus dem Nationalen Referenzzentrum für Mykobakterien im Forschungszentrum Borstel sowie aus einer Studie des DZK zur Verfügung. Um weitere Erkenntnisse zu Übertragungsketten und Risikofaktoren bei Tuberkulose in Deutschland zu gewinnen, führt das DZK seit August 2001 eine vom Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung geförderte Untersuchung zur Molekularen Epidemiologie, Resistenzsituation und Behandlung durch.

    Die internationale Entwicklung der multiresistenten Erreger ist in manchen Staaten dramatisch. Daher unterstützt das von Dr. Sabine Rüsch-Gerdes geleitete Nationale Referenzzentrum für Mykobakterien in Borstel den Aufbau von Labornetzwerken in besonders betroffenen Staaten wie Kasachstan, Kirghistan und Uganda oder bei der Weiterbildung osteuropäischer Ärzte. Das DZK versteht sich auf internationaler Ebene als eine verbindende Institution und führt unter anderem Hospitationen von Gastärzten aus dem osteuropäischen Raum durch.

    Der weltweite Vormarsch der Tuberkulose - jedes Jahr kommen geschätzte 8 bis 9 Millionen Tuberkulose-Neuerkrankungen hinzu - wird in erheblichem Umfang durch die Ausbreitung der HIV/AIDS-Epidemie verursacht. "Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe hat deshalb beschlossen, mit einem Betrag von zunächst 500.000 Euro Tuberkulose/HIV-Pilotprojekte zu starten. Damit soll tuberkulose- und HIV/AIDS-kranken Menschen Hilfe aus einer Hand angeboten werden", kündigt Jürgen Hammelehle, Geschäftsführer der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe, an. Die Organisation, 1957 als Deutsches Aussätzigenhilfswerk gegründet, unterstützt in 23 Ländern kombinierte Lepra-/Tuberkuloseprojekte. Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe betreut 7,5 Prozent der weltweit neu registrierten Tuberkulosepatienten.

    Weitere Informationen zu Tuberkulose: www.rki.de/INFEKT/INFEKT.HTM

    *****************************************
    Herausgeber:
    Robert Koch-Institut
    Pressestelle
    Nordufer 20
    13353 Berlin

    Tel.: 01888-754-2286
    Fax: 01888-754-2265
    E-Mail: presse@rki.de
    www.rki.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Organisatorisches
    Deutsch


     

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