Die Stadt Duisburg wollte wissen, auf welchem Stand sich die von ihr aktuell eingesetzte Datenverarbeitung befindet. Jetzt hat das Berliner Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ein Gutachten vorgelegt.
Man nennt es High Tech und verspricht sich davon die Zukunft. In Wirklichkeit aber veraltet nichts so schnell wie Computer mit ihren Programmen, die eigentlich viele Verwaltungen in die Chancen und Möglichkeiten des Informationszeitalters führen sollten. Heute neu beantragt, morgen bestellt und übermorgen geliefert sind die Rechner oft schon überholt, bevor sie richtig installiert sind. Die Folge: Statt der Fähigkeit, die Zukunft aktiv zu gestalten, schleppen Verwaltungen oft einen Haufen Halbleiter- und Software-Altlasten mit sich herum, die für die Sachbearbeiter den Datenhighway zum Hindernislauf mit Trimm-Dich Eigenschaften machen.
Wie es um die eigene Zukunftsfähigkeit und die Wirtschaftlichkeit der »Technikunterstützten Informationsverarbeitung« (kurz: TIV) bestellt ist, wollte die Stadt Duisburg wissen. Im April dieses Jahres gab sie beim Berliner Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST ein Gutachten in Auftrag. Die Stadtverwaltung erwartete von den Wissenschaftlern des Fraunhofer-Instituts die Aufnahme und Analyse sowie weiterführende Empfehlungen hinsichtlich des aktuellen Standes der angewendeten Computertechnik. Unter dem Titel »Ist-Analyse und Empfehlungen zur technikunterstützten Informationsverarbeitung in der Stadtverwaltung Duisburg« hat Projektleiter Dr. Rolf Walter nach nur drei Monaten den Abschlußbericht der Untersuchung jetzt übergeben.
Die Situation in Duisburg ähnelt der vieler Stadtverwaltungen mit historisch gewachsener Informationstechnologie. In 61 Ämtern, Instituten Stabsstellen und Projekten findet eine technikunterstützte Datenverarbeitung zu vollkommen verschiedenen Vorgängen statt. Die dazugehörige Infrastruktur aus Computern und deren Vernetzungen entwickelte sich jedoch in den vergangenen zwanzig Jahren weder einheitlich noch strategisch geplant, sondern in Etappen am jeweiligen Bedarf und am aktuellen Stand der Technik orientiert. Das führte zu einem Durcheinander aus verschiedenen Rechnern und Programmanwendungen: sehr viel Großrechnerarchitektur aus der Anfangszeit der Datenverarbeitung hier, eine wachsende Anzahl neuerer PC-Anwendungen dort, die nicht miteinander kommunizieren können. Dazu gibt es mit dem Amt 18, dem Institut für Informatik, einen zentralen Support und in den verschiedenen Ämtern TIV-Beauftragte sowie informierte Kollegen, die vieles lieber selber richten.
»Dieses Erbe nicht nur zu verwalten sondern zukunftsfähig zu gestalten, ist die große Herausforderung, der sich die Informationstechnologie-Strategen der Stadt Duisburg stellen müssen,« zieht Rolf Walter ein erstes Resümee.
Ein schwieriges Unterfangen. Wie die Wissenschaftler feststellten, fehlt der Stadt Duisburg auch eine durchgängige Dokumentation aller Anwendungen sowie eine klar formulierte und für alle Beteiligten transparente Strategie, wie sich die technikunterstützte Informationsverarbeitung in Zukunft entwickeln soll. Für die Evolutionsfähigkeit und die Anpassungsfähigkeit der vorhandenen Infrastruktur fehlt derzeit auch noch die Voraussetzung einer flächendeckenden Vernetzung aller heute vorhandenen lokalen Netzwerke.
Die einfache elektronische Kommunikation zwischen den Fachämtern der Stadt, der Austausch von Dokumenten, die gemeinsame Nutzung von Dienstprogrammen oder auch die unmittelbare Einbindung von einzelnen Tätigkeiten in übergeordnete, elektronisch unterstützte Verwaltungsabläufe werden in Duisburg nicht so unterstützt, wie es der Stand der Technik erlaubt.
Eine weitere Last der gewachsenen Technik ist die zeitraubende Pflege- und Wartungsintensität, mit der sich das Institut für Informatik, IfI, den älteren Anwendungen zuwenden muß. Im IfI selber kommt es dadurch zu Personalengpässen und Zeitnot in der Bearbeitung anderer Routineaufgaben. Auch die einfache Kommunikation mit den anderen Fachämtern der Stadt, die die vom IfI bereitgestellten Computerdienste nutzen, gerät noch etwas zu kurz.
Trotzdem verzeichnen die Fraunhofer-Wissenschaftler in den einzelnen Fachämtern eine relative Zufriedenheit mit den bestehenden Anwendungen. Kein Wunder, haben sich doch die Ämter im Bereich der PC-Netzwerke technologisch schneller weiterentwickelt als der entsprechende Dienstleistungsbereich im IFI. »Das Gutachten ist die richtige Grundlage dafür, Versäumtes schnell nachzuholen, den Anschluß wiederzufinden und nach vorne zu kommen,« schließt Stadtdirektorin Monika Kuban. »Schließlich ist die Modernisierung einer Stadtverwaltung ohne eine technikunterstützte Informationsverarbeitung schwer vorstellbar.«
Rolf Walter und seine Mitarbeiter vom Berliner Fraunhofer ISST erscheint die momentan vorhandene technische Infrastruktur als »altmodisch« und damit noch nicht auf die Zukunft vorbereitet. »Wenn man sich allerdings das vorhandene Potential der Stadt Duisburg anschaut,« sagt Rolf Walter optimistisch mit Blick auf den mit den einzelnen Anwendungen zufriedenen Mitarbeiterstamm der Stadt, der laut Gutachten das wichtigste Potential der Verwaltung ist, »dann sollten mit nur einem abschätzbaren Aufwand die ersten Schritte in eine Zukunft zu meistern sein.«
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Ansprechpartner:
Für Fraunhofer ISST
Dr. Uwe Springfeld (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit):
(030) 2 43 06 - 200
für Stadt Duisburg:
Monika Kuban (Stadtdirektorin):
(0203) 283 - 2011
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Informationstechnik, Wirtschaft
überregional
Forschungsprojekte, Organisatorisches
Deutsch
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