idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
20.03.2003 09:46

Das Neue Testament im Kontext des antiken Judentums

Monika Paschwitz Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Jenaer Theologe publiziert jüdisch-griechische Quellen zum besseren Verständnis der Bibel

    Jena (20.03.03) 1752 erschien ein Buch, das bis heute einmalig ist - noch. Das "Novum Testamentum Graecum" von Johann Jakob Wettstein enthielt den Text des Neuen Testaments, der um griechische und jüdische Parallelen zu den einzelnen Passagen ergänzt ist. Um eine Neubearbeitung des "Wettstein" unter dem Titel "Corpus Hellenisticum" bemühen sich die Neutestamentler seit fast 90 Jahren - aus unterschiedlichen Gründen "ist daraus bisher nichts geworden", kommentiert Prof. Dr. Karl-Wilhelm Niebuhr. Der Theologe von der Universität Jena startet jetzt einen erfolgversprechenden Versuch, ein modernes "Corpus Judaeo-Hellenisticum Novi Testamenti" (CJHNT) zu erstellen. Nach längeren Vorarbeiten für dieses langfristig angelegte Projekt richtet Niebuhr dazu auch vom 1.-4. Mai das 1. Internationale Symposium zum CJHNT aus. In Eisenach und Jena wollen sich rund 50 Teilnehmer aus der ganzen Welt treffen, um wechselseitige Wahrnehmungen zu "Philo und das Neue Testament - Das Neue Testament und Philo" zu diskutieren.

    Das neue Werk soll - wie der alte "Wettstein" - dabei helfen, die ganze Breite der literarischen Zeugnisse des frühen Judentums für das Verständnis und die Interpretation des Neuen Testaments zu erschließen. Um das Werk endlich realisieren zu können, hat Niebuhr die Fragestellung und die Quellenauswahl eingegrenzt. Für die begleitenden Texte werden ausschließlich jüdisch-griechische Quellen aus der Zeit von etwa 200 vor bis 200 nach Christus ausgewertet. "Wir nehmen weder hebräische Texte, noch den Talmud oder die Qumran-Dokumente auf", erklärt Prof. Niebuhr. Der Jenaer Neutestamentler, der dank einer Förderung durch die Fritz-Thyssen-Stiftung bereits seit 1,5 Jahren die Vorarbeiten durchführen kann, betreibt das Forschungs- und Editionsprojekt federführend gemeinsam mit Kollegen der Universitäten Leipzig und Edinburgh (GB). Außerdem arbeiten etwa 20 Experten aus dem In- und Ausland als freie Mitarbeiter an dem Jahrhundertwerk mit. Sie sammeln, kommentieren und bewerten die antiken Texte und archäologischen Zeugnisse, die aus dem gesamten Mittelmeerraum jener Zeit stammen. "Sammeln bringt schon sehr viel Material zusammen, das aber alleine zum Verständnis nicht reicht", sagt Niebuhr. "Die entscheidende Herausforderung ist die Auswahl", beschreibt er die schwierige Aufgabe der Expertengruppe. Die ausgewählten Quellen sollen ein erweitertes Bild vom Leben in dieser Zeit wiedergeben. "Das neue Werk soll dazu dienen, ein besseres Verständnis des Neuen Testaments im Kontext des damaligen Judentums zu erhalten", beschreibt Niebuhr die wichtigste Funktion des werdenden Werkes. Es wird nicht nur als Printvariante entstehen, sondern auch in einer elektronischen Edition, die eine wesentlich umfangreichere Verknüpfung mit sämtlichen Quellen ermöglicht.

    Die Sammelarbeit der Wissenschaftler wird zwar nicht einfach, "doch das Corpus ist überschaubar", gesteht Niebuhr. Neben etwa 25-30 Schriften sind es vor allem zwei Autoren, die für das Werk von Bedeutung sind: Flavius Josephus und Philo von Alexandrien. Philo, einem Zeitgenossen Jesu, widmet sich auch das erste von vier geplanten internationalen Symposien. Die Philo-Forscher aus der ganzen Welt werden in Thüringen zusammenkommen, um neue Erkenntnisse über den jüdischen Exegeten, Philosophen und Apologeten auszutauschen. Doch die Jenaer Theologen setzen als Veranstalter auf einen neuen Ansatz: Man will nicht nur die Philo-Forschung voranbringen, sondern darüber hinaus das Neue Testament als Quelle für das antike Judentum nutzen. Von dieser wechselseitigen Wahrnehmung erhofft sich das Team um Niebuhr wesentliche Ansätze für die Forschung und die neue Edition des CJHNT.

    Einen dieser Ansätze stellt Prof. Dr. George W. E. Nickelsburg von der University of Iowa (USA) am 2. Mai vor. Er wird ab 20 Uhr im Senatssaal des Jenaer Uni-Hauptgebäudes (Fürstengraben 1) einen Vortrag halten über "Philo zwischen Juden und Christen", zu dem die Öffentlichkeit herzlich eingeladen ist.

    Weitere Informationen unter: http://www.uni-jena.de/content_page_2298.html.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Karl-Wilhelm Niebuhr
    Theologische Fakultät der Universität Jena
    Fürstengraben 6, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 941120; Fax: 03641 / 941111
    E-Mail: Karl-Wilhelm.Niebuhr@uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de/content_page_2298.html


    Bilder

    Prof. Dr. Karl-Wilhelm Niebuhr (Foto: FSU)
    Prof. Dr. Karl-Wilhelm Niebuhr (Foto: FSU)

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Karl-Wilhelm Niebuhr (Foto: FSU)


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).