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21.03.2003 11:54

Humanitäre Hilfe zwischen den Fronten

Burckhard Wiebe Abteilung Kommunikation
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

    Humanitäre Hilfe zwischen den Fronten

    Forscher warnen vor Politisierung

    (Berlin) "Auch im Irak-Krieg wird es wieder zu Konflikten zwischen humanitärer Hilfe und Politik kommen", befürchtet Wolf-Dieter Eberwein, Experte für Politik der Humanitären Hilfe vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB. Er beobachte schon länger, dass humanitäre Hilfe immer öfter als politisches Instrument missbraucht und ihre Unabhängigkeit durch staatlichen Einfluss untergraben werde. Mit Peter Runge vom Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO) beschreibt Eberwein seine These im neu erschienenen Forschungsband "Humanitäre Hilfe statt Politik?".

    Seit Mitte der Achtziger Jahre habe sich die Form der Gewalt durch zunehmende innerstaatliche Konflikte, vor allem durch Kampf um Ressourcen, deutlich geändert. Hilfsorganisationen seien häufiger Gefahren ausgesetzt und humanitäre Prinzipien, also der Schutz der Zivilbevölkerung, würden kaum noch beachtet. Zusätzlich gewönnen die Staaten an Einfluss. Dies belegen Eberwein und Runge am Beispiel der"humanitären Intervention" in Afghanistan. Neben Bomben seien dort Hilfsgüter abgeworfen worden, die nicht in erster Linie der Hilfe, sondern der Imageprofilierung dienten. Die Bedürfnisse der notleidenden Bevölkerung hätten nicht im Vordergrund gestanden.

    Viele Organisationen finanzierten sich hauptsächlich durch staatliche Unterstützung. So würden Gelder vor allem für Konflikte mit hohem öffentlichen Interesse bereit gestellt. Staatliche Interventionen in Kon-fliktgebiete vermischten militärische Ziele und humanitäre Hilfe. Auf Seiten der Hilfsorganisationen rückten zunehmend ökonomische Kriterien in den Vordergrund, denn humanitäre Hilfe entwickele sich zu einem umkämpften Wirtschaftssektor. Der "Wildwuchs an Nichtregierungsorganisationen", so die Auto-ren, müsse kontrolliert und deren Qualität stärker überprüft werden. Selbstkontrolle ermögliche das am besten.

    Die Grundlagen des Völkerrechts müssten stärker in die Öffentlichkeit gebracht werden. Eberwein und Runge fordern eine "Politisierung von unten", denn ohne das Engagement der Öffentlichkeit für humanitäre Prinzipien sei keine grundlegende Verhaltensänderung der Regierungen zu erwarten.

    Wolf-Dieter Eberwein/Peter Runge (Hg.), Humanitäre Hilfe statt Politik? Neue Herausforderungen für ein altes Politikfeld. Berliner Schriften zur humanitären Hilfe und Konfliktprävention. Bd. 1, Münster 2002.

    Bei Rückfragen:
    Prof. Dr. Wolf-Dieter Eberwein, z.Zt. Institut d'Etudes Politiques Grenoble, Tel: 0033 4 76 82 60 78, wdeberwein@yahoo.de
    Ingrid Hüchtker, Pressereferat, T: 030/25491-510, huechtker@wz-berlin.de


    Weitere Informationen:

    http://www.wz-berlin.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Politik, Recht
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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