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19.08.1998 00:00

Kohlendioxid ersetzt jodhaltiges Kontrastmittel

Dr. Wolfgang Hirsch Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Nebenwirkungsrisiko in der Gefäßchirurgie vermindert

    Jena. (19.08.98) Erstmals ist es jetzt Gefäßchirurgen und Radiologen am Jenaer Universitätsklinikum gelungen, unter CO2 - Kontrast einer Patientin eine Gefäßschiene (Stent) in die Körperschlagader zu plazieren. Bisher werden solche Operationen standardmäßig mit einem jodhaltigem Kontrastmittel ausgeführt. Da sich Kohlendioxid vollständig im Blut auflöst, ist das Komplikationsrisiko für den Patienten jedoch bei der neuen Methode weitaus geringer.

    Die Jenaer Ärzte operierten endoskopisch - quasi durchs "Schlüsselloch" - eine Gefäßaussackung in der Bauchschlagader. Um die Gefäße als helle verzweigte Stränge auf dem Röntgenbildschirm sichtbar zu machen, wird üblicherweise ein jodhaltiges Kontrastmittel benötigt. "Bei jedem tausendesten Patienten entstehen dadurch schwere Krankheitssymptome, die einer Behandlung bedürfen", warnt Professor Dr. Werner Alois Kaiser, der Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie. "Die Nieren oder die Schilddrüse können überlastet werden, und häufig bekommen die Untersuchten ein starkes Hitzegefühl." Mit Kohlendioxid haben in Zukunft auch nierenkranke Patienten gute Chancen bei dem Eingriff.

    Nach zwei kleinen Schnitten in beide Leisten schoben die Jenaer Ärzte ihrer Patientin mit endoskopischen Instrumenten den Stent in das Blutgefäß. Parallel leiteten sie CO2 mit einem Druck von 1000 Millibar in die Schlagader, um den Operationsvorgang auf dem Röntgenbildschirm sichtbar zu machen. Das Kohlendioxid wandert als Gasblase durch die Adern und schiebt den Blutstrom vor sich her. Nach 20 bis 30 Sekunden hat es sich vollständig im Blut aufgelöst. "Je kleiner die Gasblase wird, um so weniger sieht man", erklärt der Jenaer Radiologe Dr. Joachim Söldner.

    Da CO2 feiner ist als herkömmliche Kontrastmittel, dringen die Bläschen sogar durch winzige Löcher im Stent, und eventuelle Materialdefekte werden sofort bemerkt. Der wichtigste Vorteil des neuen Verfahrens aber liegt in der guten Verträglichkeit des Kohlendioxid-Gases, das ohnehin im natürlichen Stoffwechsel durch das Blut transportiert wird. "Unter CO2-Gabe kann man die Gefäßdarstellung beliebig oft wiederholen, ohne daß der Patient Komplikationen befürchten muß. So läßt sich die Lage des Stents im Blutgefäß genau überprüfen", erläutert Professor Dr. Martin Bartel, Leiter der Thorax- und Gefäßchirurgie an der Jenaer Uniklinik.

    Bereits seit mehreren Jahren werden andere Blutgefäße als die Körperschlagader mit Kohlendioxid untersucht. Die Universitätsklinik Lübeck erprobte erstmals Anfang der neunziger Jahre die neue und risikoarme CO2-Methode an der Bein-Schlagader für diagnostische Zwecke. Dennoch liegt die Gesamtzahl der Untersuchungen weltweit erst bei knapp über eintausend. Bisher mußten Chirurgen Aussackungen der Körperschlagader in den meisten Fällen über einen Bauchschnitt operieren. Dieser Eingriff dauert lange und ist nicht ungefährlich, denn die Schlagader wird für mehrere Minuten unterbunden - Risisken, die beim endoskopischen Verfahren entfallen.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Werner Alois Kaiser, Tel.: 03641/933217
    e-mail: WAKaiser@bach.med.uni-jena.de
    Prof. Dr. Martin Bartel, Tel.: 03641/933152

    Friedrich-Schiller-Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel.: 03641/931031
    Fax: 03641/931032
    e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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