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26.03.2003 08:48

Von Barkassen, Massageigeln und Lehrerkenntnissen

Sabine Gerbaulet Science Communication Centre - Abteilung Kommunikation
Technische Universität Darmstadt

    Von Barkassen, Massageigeln und Lehrerkenntnissen
    Dr. Dante Bernabei: Das Buch zum Bindestrich
    Was sind Tandemhori = zontalfilteranlagen? Das ist die Frage. Die Bindestrich-Schreibweise Tandem-Horizontalfilteranlage hätte nicht nur die eingangs wiedergegebene "irreführende Trennung" (sie wurde tatsächlich in einem Text entdeckt) verhindert, sondern dem Leser auch rascher den Sinn vermittelt als die unübersichtliche Zusammenschreibung Tandemhorizontalfilteranlage.
    Aber auch ganz gewöhnliche Texte des Alltags geben dem Leser manchmal Rätsel auf. So wird der geheimnisvolle Massageigel erst durch die visuelle Gliederung mittels Bindestrich zum harmlosen Massage-Igel, die Barkasse lässt sich als Bar-Kasse identifizieren im Gegensatz zur Barkasse als schwimmender Untersatz und zweideutige Wörter wie Lehrerkenntnisse werden eindeutig erkennbar als Lehr-Erkenntnisse oder Lehrer-Kenntnisse.
    Wissenschaftlichen Publikationen wird oft nachgesagt, sie seien schwer verständlich. Das liegt nicht zuletzt an der Terminologie der zahlreichen Fachsprachen. Wissenschaftssprache muss aber kein Insider-Jargon bleiben, wenn der Schreiber dem Leser das Verständnis erleichtert. Diesen Zweck erfüllt auch der unscheinbare Bindestrich: als "versteckter" Trennungs-Strich und als Vermittler für das eindeutige Verständnis zwischen Schreiber und Leser.
    Dr. Dante Bernabei hat, nach seiner Berufstätigkeit als Chemiker bei der Firma Merck in Darmstadt, ein Germanistik-Studium am Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft der TU Darmstadt absolviert. Die Summe seiner Erfahrungen in der Industrie bei der Publikation verständlicher technischer Texte hat er in einem interdisziplinären Konzept zusammengetragen. Unter dem Titel "Der Bindestrich - Vorschlag zur Systematisierung" erscheint es nun als Buch in der Reihe "Angewandte Sprachwissenschaft", herausgegeben von Prof. Dr. Rudolf Hoberg, TU Darmstadt.
    Auf der Basis von 3000 empirisch erhobenen Zusammensetzungen aus der Gegenwartssprache hat Bernabei eine Systematik für die Verwendung des Bindestrichs entwickelt. Untersucht wurden Wörter der Gemein- und Werbesprache. Termini aus Wissenschaft und Technik wurden in die Analyse einbezogen, weil die Fachsprachen bei der Rechtschreib-Reform von 1996 ausgeklammert blieben. Anlass für die Arbeit war die Feststellung, dass die Vielzahl und Vielfalt der Regeln auf diesem Gebiet nur wenig zu Konrad Dudens Ziel einer "einheitlichen Schreibweise" (1902) beigetragen haben; stattdessen herrscht ein heilloses Chaos der Schreibweisen vor.
    Innovativ am vorliegenden Konzept ist, dass es ohne explizite Regeln auskommt: Die Kriterien für eine visuelle Gliederung der Komposita mittels Bindestrich sind Übersichtlichkeit, Schreib- und Lese-Erleichterung, Verhinderung irreführender Trennungen u.a.m. In den Terminologien aller Disziplinen der Wissenschaft und Technik gibt es zahlreiche Komposita, die in ihrer Lesbarkeit und Eindeutigkeit durch Einfügen eines Bindestrichs deutlich verbessert werden können. Dafür einige typische Beispiele in herkömmlicher Schreibweise:
    Dendrochronologie, Dichteinhomogenität, Ethikrat, Geoinformatik, Lymphdrainagetherapeutin, Moniereisen, Paläoanthropologie, Texthermeneutik, Xenoestrogene etc.
    Die Systematik umfaßt über 900 interdisziplinäre Beispiele. Ein alphabetisches Verzeichnis macht das Buch zudem zu einem praktischen Nachschlagewerk. Zielgruppen sind nicht nur Wissenschaftler und Techniker, Diplomanden und Doktoranden, sondern auch Redakteure in Zeitungen und Verlagen sowie alle, die ein verständliches Deutsch schreiben möchten.
    Dante Bernabei: Der Bindestrich - Vorschlag zur Systematisierung. 220 Seiten, Preis: 35,30 Euro, ISBN 3-631-50439-X, Bestell-Adresse: Peter Lang AG, Moosstr. 1, CH-2542 Pieterlen, Fax 0041-32/3761727, E-mail: info@peterlang.com
    Hinweis an die Redaktionen: Der Autor Dr. Dante Bernabei ist telefonisch und per Fax zu erreichen unter 06151/37 12 70; E-mail: dr.bernabei@freenet.de
    S.G. 26.3.2003


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medien- und Kommunikationswissenschaften, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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