Düsseldorf – Erst Karriere, dann Kinder – mit dem sogenannten „Social Freezing“-Verfahren können junge Frauen ihre Eizellen für eine spätere Schwangerschaft einfrieren lassen. Die „Eizell-Bank“ soll Paaren mehr Flexibilität bei der Familienplanung geben. Doch Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel ein Höchstalter für die Eizell-Entnahme oder eine künstliche Befruchtung, sind noch unklar. Ob und für wen Social Freezing sinnvoll ist, erklären Experten auf der MEDICA EDUCATION CONFERENCE (MEC), die vom 12. bis 15. November im Rahmen der MEDICA stattfindet.
Paare schieben die Familienplanung immer länger vor sich her: Das Durchschnittsalter der erstgebärenden Frauen liegt heute bei 30 Jahren, meldet das Statistische Bundesamt. Doch ab Mitte 30 wird eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg zunehmend schwieriger. Mit dem Social Freezing-Verfahren lässt sich diese altersbedingte Fruchtbarkeitsgrenze umgehen. Dabei entnimmt der Reproduktionsmediziner einer Frau unbefruchtete Eizellen und lässt sie schockgefrieren. „Eingelagert in flüssigen Stickstoff bei minus 196 Grad halten die Eizellen – nach bisherigen Erkenntnissen – ewig“, sagt Professor Dr. med. Jan-Steffen Krüssel, Koordinator des Kinderwunschzentrums UniKiD an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. „Später können wir die Eizelle künstlich befruchten und zu einem beliebigen Zeitpunkt in den Mutterleib einsetzen.“ Allerdings sollte die Frau sich frühzeitig zu diesem Schritt entschließen, meint Krüssel: Das ideale Alter zum Einfrieren ist zwischen 25 und 30 Jahren. Danach büßen die Eizellen an Qualität ein. Dies wiederum verringert die Aussicht auf eine erfolgreiche Befruchtung.
Ursprünglich wurde das Gefrier-Verfahren für Krebs-Patientinnen angewandt, deren Fruchtbarkeit durch die Krebstherapie gefährdet war. Mittlerweile interessieren sich auch immer mehr gesunde Frauen dafür, die des Partners oder der Karriere wegen gewartet haben, erläutert Krüssel im Vorfeld der MEDICA EDUCATION CONFERENCE: „Junge Frauen stehen bezüglich der Familienplanung unter Druck, denn sie wollen einerseits beruflich unabhängig sein, damit ihre Kinder in gesicherten Verhältnissen aufwachsen, andererseits setzt das Alter ihnen Grenzen.“
Welchen Anklang das Verfahren bei den Patientinnen findet, zeigt eine europäische Studie aus dem Jahr 2013. Über 90 Prozent der Frauen, die sich im Rahmen der Untersuchung dem Social Freezing unterzogen, würden es weiterempfehlen. Dies ergab die telefonische Befragung ein Jahr nach der Behandlung. Zum Zeitpunkt des Einfrierens lag das Durchschnittsalter der Teilnehmerinnen bei 36 Jahren. Nur jede Zweite glaubte, dass sie die Eizellen jemals verwenden würde. Bedauern über das Anlegen der Eizell-Bank äußerte jedoch keine.
Auf Grund solcher Ergebnisse vermuten Experten, dass die Frage nach Social Freezing steigen wird. „Doch bevor wir die Eizell-Bank Frauen oder Paaren mit Kinderwunsch als Rückversicherung empfehlen, müssen wir dringend die Rahmenbedingungen klären“, gibt MEC-Konferenzpräsident Professor Dr. med. Dr. h. c. Hendrik Lehnert zu Bedenken. „So ist zum Beispiel noch unklar, ob es ein Maximalalter für die Eizell-Entnahme oder die Befruchtung geben sollte oder ob die Patientin bestimmte gesundheitliche Voraussetzungen erfüllen muss.“ Hierfür seien weitere Studien nötig.
Für wen Social Freezing geeignet ist und was der Reproduktionsmediziner bei der Patientenberatung beachten sollte, erklärt Professor Krüssel am 12. November auf der MEDICA EDUCATION CONFERENCE in Düsseldorf. Diese findet im Rahmen der MEDICA, der weltweit größten Messe für Medizintechnik, vom 12. bis 15. November in Düsseldorf statt.
Quellen:
Stoop et al., Oocyte banking for anticipated gamete exhaustion (AGE): a follow-up study (2013)
Terminhinweis:
MEDICA EDUCATION CONFERENCE (MEC)
Termin: 12. bis 15. November 2014
Ort: Düsseldorfer Messegelände, CCD Süd, SSD Pavillon, CCD Ost
Im Rahmen der MEDICA EDUCATION CONFERENCE finden täglich, am 12., 13. und 14. November, jeweils von 12.15 Uhr bis 13.15 Uhr Pressekonferenzen statt, zu denen wir Sie noch gesondert einladen werden.
Pressekontakt:
Pressestelle MEC
Anne-Katrin Döbler/ Stephanie Priester
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-605
Telefax: 0711 8931-167
E-Mail: priester@medizinkommunikation.org
Messe Düsseldorf GmbH
Pressereferat MEDICA 2014
Martin-Ulf Koch/ Larissa Browa
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FAX +49(0)211-4560-8548
E-Mail: KochM@messe-duesseldorf.de
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