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10.11.2014 13:57

Krankenhausverbünde nachhaltig effizienter

Birgit Kruse Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

    Bringen Krankenhausverbünde nur einen kurzfristigen Einsparungseffekt oder sind diese auch langfristig erfolgreicher als Einzelkrankenhäuser? In einer jetzt veröffentlichten Studie fanden Forscher des Hamburg Center for Health Economics (HCHE) heraus, dass Krankenhausverbünde dauerhaft wirtschaftlicher arbeiten. Allerdings: Die Profitabilität steigt nur im ersten Jahr nach dem Zusammenschluss.

    Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass der Zusammenschluss von Krankenhäusern sich positiv auf die Leistungsfähigkeit auswirkt. Untersucht wurden über 800 Krankenhäuser über einen Zeitraum von bis zu elf Jahren. Dies ist die erste Studie, die sowohl die Änderungen in der Effizienz als auch hinsichtlich der Profitabilität nach Eintritt in einen Krankenhausverbund umfassend und auf Basis eines großen Datenbestands analysiert.

    Aufgrund der veränderten Marktbedingungen ist es für Einzelhäuser immer schwerer ohne Kooperationen wettbewerbsfähig zu bleiben. Verbundeintritte liegen daher nach wie vor im Trend, sind aber nur eine Möglichkeit sich kooperativ zu binden. Im Mittelpunkt dieser Forschung stehen neue Verbünde mit einem zentralen Eigentümer, keine Netzwerke oder strategischen Allianzen. „Dass Krankenhäuser nach einem Zusammenschluss sowohl im administrativen Bereich als auch durch gemeinsame Support-Abteilungen (Apotheken et cetera) Kosten einsparen können, ist nicht überraschend und konnten wir bereits in einer früheren Studie nachweisen”, so Dr. Vera Antonia Büchner, Wissenschaftlerin am HCHE. „Wir wollten jedoch herausfinden, ob derartige Einsparungen nur eine Übergangserscheinung sind oder ein Verbundeintritt auch langfristig positive Auswirkungen auf Effizienz und Profitabilität hat.“

    Transaktionsphasen führen zunächst einmal zu Effizienzeinbußen, zum Beispiel durch die gestiegene Komplexität, durch Umstrukturierungen und Investitionen in neue Infrastruktur. Zudem bedeutet der Verbundeintritt auch den Verlust von Autonomie und Kontrolle. Gestiegene Kommunikationskosten und längere Entscheidungswege führen ebenfalls zu kurzfristigen Effizienzdefiziten. „Insgesamt betrachtet sind dadurch zunächst die Effizienzzuwächse kleiner, sie sind aber immer positiv. Wirkliche Verluste werden nicht erzielt“, erklärt Dr. Büchner. Gleichzeitig können Verbünde bessere Einkaufspreise beziehungsweise Mengenrabatte erzielen und so ihre Kosten weiter reduzieren. Die Ergebnisse zeigen, dass Krankenhäuser nach einem Verbundeintritt bis zu 3,4 Prozent effizienter arbeiten als Krankenhäuser, die zu keinem Verbund gehören. Und dies über Jahre hinweg. „Somit ist nicht von einem vorübergehenden Effekt, sondern von einem permanenten Einfluss auf die Effizienz auszugehen“, erklärt Professor Dr. Jonas Schreyögg, wissenschaftlicher Direktor des HCHE. Eine weitere Erkenntnis der Forschungsarbeit: Je mehr Erfahrung Krankenhäuser mit einer Verbundorganisation haben, desto mehr Vertrauen haben sie in die langfristigen Erfolge und desto größer sind die Effizienzgewinne - sowohl bezogen auf die Kosten als auch auf den technischen Einsatz.

    Der Verbundeintritt ist für Krankenhäuser auf jeden Fall eine geeignete Maßnahme, um die Effizienz zu steigern. Allein aus finanziellen Überlegungen heraus sollte ein Verbundeintritt nicht erfolgen, wie die Ergebnisse zur Profitabilität zeigen. Zur Messung wurden hier verschiedene Finanzkennzahlen ausgewertet: So stieg die Umsatzrentabilität um 2,6 Prozent und der Return-on-Investment (ROI) um 3,5 Prozent ausschließlich innerhalb eines Jahres nach dem Eintritt im Vergleich zu der Gruppe der Einzelkrankenhäuser. Zudem wurden das Betriebsergebnis und der Gewinn nach Steuern analysiert, ebenfalls mit Zuwächsen im ersten Jahr nach Verbundeintritt. Bei allen Finanzkennzahlen zeigten sich jedoch keine Signifikanzen mehr im Folgejahr. „Daher müssen wir derzeit davon ausgehen, dass der finanzielle Effekt eher vorübergehend ist“, so Professor Schreyögg.

    Aufbauend auf dieser Forschungsarbeit werden HCHE Wissenschaftler mögliche Unterschiede zwischen Verbund- und Einzelhäusern - insbesondere bezogen auf die Gewinneffizienz - in zukünftigen Studien genauer untersuchen.

    Originalbeitrag

    Büchner V A, Hinz V, Schreyögg J (2014) Health Systems: Changes in Hospital Efficiency and Profitability, Health Care Management Science (online first, doi: 10.1007/s10729-014-9303-1)

    Über das HCHE

    Das Hamburg Center for Health Economics ist ein gemeinsames Forschungszentrum der Universität Hamburg und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). 2010 gegründet, gehört das HCHE heute bereits zu den größten gesundheitsökonomischen Zentren in Europa. Mehr als 50 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Ökonomie und Medizin arbeiten gemeinsam an Lösungen aktueller und künftiger Fragestellungen der Gesundheitsversorgung. Als eines von vier gesundheitsökonomischen Zentren in Deutschland erhält das HCHE eine Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für den weiteren Ausbau.

    Über Produktivität²

    Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekts „Produktivität²: Produktive Innovationsprozesse zur Erhöhung der Produktivität von Gesundheitsdienstleistern“ erforscht die Universität Hamburg gemeinsam mit mehreren Partnern verschiedene Fragestellungen im Bereich der Krankenhausproduktivität.


    Für Rückfragen:

    Hamburg Center for Health Economics, Universität Hamburg

    Andrea Bükow, Tel.: 040 42838-9515,
    E-Mail: andrea.buekow@wiso.uni-hamburg.de

    Elena Granina, Tel.: 040 42838-9516,
    E-Mail: elena.granina@wiso.uni-hamburg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.hche.de - Hamburg Center for Health Economics, Universität Hamburg


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter
    Medizin, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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