Vortrag im HDZ NRW: Dr. Jochen Hahn hat neun Monate als Arzt in Afrika gearbeitet
Manche Nacht hat er den afrikanischen Sternenhimmel um Hilfe angerufen. Als einziger Arzt im Buschkrankenhaus im Südsudan für bis zu 300.000 Einwohner verantwortlich zu sein, hat Dr. Jochen Hahn zwangsläufig an die Grenzen seiner medizinischen Möglichkeiten gebracht. Auf Einladung von Prof. Dr. Jan Gummert berichtete der Leipziger Herzchirurg im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, von den Erlebnissen, die er 2009 in Afrika gemacht hat. Kein Zweifel: Seine Entscheidung für die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ hat er niemals bereut. Und auch die Ärzte in Deutschland, so Hahn, müssen sich Fragen zu den Grenzen der Medizin stellen.
Von Europa über Nordkenia in eine andere Welt: Um die medizinische Grundversorgung für den Stamm der Nuer im Südsudan zu sichern, standen dem Arzt eine Hebamme, zwei Fachkrankenpflegekräfte, ein internationales Team aus zehn Mitarbeitern und etwa 110 Einheimische zur Seite. „Das Buschkrankenhaus versorgt etwa 5.000 ambulante Patienten im Jahr“, erzählt Hahn. „120 Betten standen für Tuberkulosekranke zur Verfügung, 15 Betten für Kinder, weitere 75 für sonstige Erkrankungen.“
Humanitäre Hilfe
Der Kampf gegen Malaria, Unterernährung, Durchfall und Atemwegsinfektionen zählte zu den täglichen Aufgaben. Die Nuer sind Rinderzüchter, die als Halbnomaden in Lehmhütten um das Nil-Sumpfgebiet leben. Neben der chirurgischen Behandlung von Verletzungen, Abszessen, Fremdkörper- und Zeckenentfernungen waren es auch 180 Schussverletzungen, mit denen sich Jochen Hahn während seines neunmonatigen Aufenthalts auseinandersetzen musste.
„Jeder junge Mann trägt eine Schusswaffe“, erzählt er. „Es wird geschossen bei Hochzeiten, zur Nachrichtenübermittlung und natürlich auch bei Stammeskämpfen.“ Für die Ersthelfer war die Situation immer bedrohlich. Sobald ein Schuss losging, versuchte man, sich im Lagerraum hinter den Konserven in Deckung zu bringen. „Überraschenderweise können die Nuer an den Schüssen erkennen, ob Gefahr droht oder nur gefeiert wird. Ich habe das nie verstanden.“
Die Idee der humanitären Hilfe klingt einfach, sie hat Jochen Hahn schon als Student fasziniert. „Unmittelbar Hilfe zu leisten und Leid zu lindern ist ja die zentrale Aufgabe von Ärzten“, sagt Hahn, der heute im Herzzentrum Leipzig als Stationsarzt die herzchirurgische Intensivmedizin betreut. „Das ist hier in Deutschland auf der Transplantationsstation und bei der Versorgung von Patienten mit künstlicher Herzunterstützung nicht anders.“ Nur seien es zunehmend sehr schwierige ethische Fragestellungen, denen sich Kliniken der Spitzenmedizin gegenübersehen.
Nicht nur im Sudan hat Dr. Hahn ausgeholfen, auch in Liberia und in Nepal war er von 2006 bis 2008 jeweils mehrere Monate tätig, weitere zwei Jahre als Mitglied des Vorstands bei „Ärzte ohne Grenzen“.
Gerne hat er die Einladung von Prof. Gummert angenommen, die Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie drei Tage lang zu besuchen. „Besonders beeindruckt haben mich die gute Kommunikation im HDZ, die Transplantationsstation und die enorme Erfahrung der Mitarbeiter, die hier arbeiten“, sagt er. Neben der hervorragenden Organisation und den schönen Räumlichkeiten nehme er zahlreiche positive Eindrücke und Begegnungen mit. „Dankbar bin ich auch für die Teilnahmemöglichkeit an Besprechungen und Konferenzen, zu denen sich alle Beteiligten mit viel Sachverstand und auf Augenhöhe begegnen, ganz unabhängig von ihrer Position.“
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Das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, ist ein international anerkanntes Zentrum zur Behandlung von Herz-, Kreislauf- und Diabeteserkrankungen. Mit 37.000 Patienten pro Jahr, davon 15.000 in stationärer Behandlung, ist das HDZ NRW ein führendes Spezialklinikum in Europa. Unter einem Dach arbeiten vier Universitätskliniken und Institute seit 30 Jahren interdisziplinär zusammen. Das HDZ NRW ist Universitätsklinik und zugleich Akademisches Lehrkrankenhaus der Ruhr-Universität Bochum.
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Prof. Dr. Jan Gummert (l.) und Dr. Jochen Hahn.
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