Ganz besondere Anforderungen sind an Lernsoftware für geistig behinderte Erwachsene zu stellen. In Zusammenarbeit mit mehreren europäischen Behindertenwerkstätten entwickelt das Fraunhofer IPA derzeit spezielle Programme für das Arbeitstraining.
Behindertenwerkstätten in Europa befinden sich in einem Spannungsfeld: Einerseits müssen sie als produzierende oder als Dienstleistungsunternehmen am Markt agieren, andererseits müssen sie ihrem Förderungs- und Betreuungsauftrag gerecht werden. Was den Einsatz moderner Technologien angeht, kann in der Produktion auf die Erfahrungen der Industrie zurückgegriffen werden. Im Förderbereich dagegen mangelt es an geeigneter Software. Insbesondere auf dem Gebiet des computerbasierten Lernens und Trainings (CBL/CBT) existiert für die Zielgruppe der geistig behinderten Erwachsenen keine geeignete Lernsoftware.
Vom Fraunhofer IPA wird derzeit in Zusammenarbeit mit Behindertenwerkstätten in Deutschland, Griechenland und Luxemburg in einem von der europäischen Kommission (DG XIII) geförderten Projekt Software für den Einsatz im Arbeitstrainingsbereich entwickelt. Das Projekt »MULTIPLE 3008 DE« (Multimedia learning and training system for mentally retarded people) begann am 1. Januar 1997 und endet voraussichtlich am 31. Dezember 1998.
Die spezielle Zielgruppe der geistig behinderten Erwachsenen stellt besondere Anforderungen an eine solche Lernsoftware. Da beispielsweise nur wenige lesen können, darf bei der Vermittlung der Lerninhalte das Medium »Text« nur als zusätzliches Angebot eingesetzt werden. Alle Lerninhalte müssen visuell oder in gesprochener Form umgesetzt werden. Gerade hier bietet der Computer eine Vielzahl von neuen Möglichkeiten. Die sinnvolle Kombination mehrerer Medien (Multimedia) verspricht eine deutlich höhere Wirkung als traditionelle Lernmethoden.
Zudem bietet der Computer dem Lernenden mehr Freiheit - sowohl bei der Auswahl als auch der Bearbeitung des Lernstoffes. Der Lernende ist nicht nur passiver Konsument, sondern wird aktiv in die Gestaltung des Lernprozesses miteinbezogen. Hohe Interaktivität ist ein wesentliches Merkmal von geeigneter Lernsoftware. Eigenes Handeln am Computer vertieft den vermittelten Lerninhalt, was insbesondere für geistig Behinderte ein wichtiger Gesichtspunkt ist. Um erfolgreich zu sein, muß der Lernvorgang auf einer sehr konkreten Ebene stattfinden und darf keine zu hohen Ansprüche an das Abstraktionsvermögen stellen.
Dieses Merkmal fand unter anderem auch Eingang in die optische Gestaltung der Software. MULTIPLE verwendet eine äußerst realistische Darstellung, um den Transfer vom Bildschirm in die Realität zu erleichtern. Inhaltlich hat man sich am Werkstattalltag orientiert: Die drei Lernpakete »Töpferei«, »Gartenbau« und »Holzbearbeitung« knüpfen an die Erfahrungswelt der Zielgruppe an und verwenden diese als Hintergrund für die Vermittlung des Lernstoffes.
Derzeit testen die am Projekt beteiligten Behindertenwerkstätten die Software in ihren Einrichtungen. Die Ergebnisse der Tests werden Ende 1998 zur Verfügung stehen und einerseits dazu dienen, den bisherigen Programmen den letzten Schliff zu geben. Andererseits stehen sie als Grundlage für die Entwicklung weiterer Lernpakete zur Verfügung.
Bildmaterial aus den Lernprogrammen ist auf Anfrage erhältlich.
Ihr Ansprechpartner für weitere Informationen:
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik
und Automatisierung IPA
Nobelstraße 12
70569 Stuttgart
Dipl.-Ing. Vera Hummel
Telefon 0711/970-1901
Telefax 0711/970-1002
e-mail veh@ipa.fhg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Pädagogik / Bildung
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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